Penicilline
Wirkmechanismus
- Hemmung der Mureinsynthese durch Hemmung des
quervernetzenden Enzyms Transpeptidase
Wirktyp
- Bakterizid in der Wachstumsphase
Wirkungsspektrum
- Benzylpenicillin
- Synonym
- Pharmakokinetik
- HWZ 0,5 h
- Nicht säurefest, daher nur
parenterale Applikation möglich
- Injektionen im Abstand von 3 - 4 h
- Indikationen
- Depotformen, z.B.
Procain-Penicillin sind vorhanden mit HWZ > 12 h
- Phenoxymethylpenicillin
- Synonyme
- Penicillin V, Propicillin
- Pharmakokinetik
- HWZ 0,5 h (0,7 h)
- Säurestabil durch Einführung einer
Sauerstoffbrücke in die Benzyl-Seitenkette.
- Orale Applikation alle 8 h
- Indikation
- Penicillinasefeste Penicilline
- Synonyme
- "Staphylokokken
Penicilline"
- Beispiele
- Oxacillin, Dicloxacillin, Flucloxacillin
- Pharmakokinetik
- HWZ 0,5 - 1 h
- Oral verfügbar, jedoch nur
schlechte Resorption (Oxacillin ca. 20 %)
- Indikationen
- Infektionen mit
penicillinasebildenden Staphylokokken,
z.B. Furunkulose,
Osteomyelitis, Pneumonie
- Der wirksame β-Lactam-Ring
wird infolge sterischer Abschirmung deutlich weniger von
Penicillinase angegriffen, allerdings ist die Wirkstärke gegenüber
Benzylpenicillin deutlich vermindert.
- Gegenüber gramnegativen Erregern
sind sie völlig ineffektiv, daher ist ihre Anwendung auf
Infektionen mit Staphylokokken
beschränkt.
- Aminopenicilline
- Definition
- Penicilline mit erweitertem Wirkspektrum
- Beispiele
- Ampicillin, Amoxillin,
Bacampicillin Pivampicillin
- Pharmakokinetik
- Ampicillin ist oral nur schlecht
verfügbar (ca. 30 - 40 %), weshalb die Prodrug-Formen Amoxicillin,
Bacampicillin, Pivampicillin eingesetzt werden
- Indikationen
- Grampositive Kocken, z.B. Streptokokken, Streptococcus pneumoniae
- Grampositive Stäbchen, z.B.
Corynebakterium diphteriae, Clostridien, Bacillus anthracis
- Gramnegative Kokken, z.B. Neisseria gonorrhoeae, Neisseria meningitidis
- Gramnegative Stäbchen. z.B.
Haemophilus influenzae, Listerien, Enterobacteriaceae
(70 % der
Stämme von Escherichia coli, > 90 % der Stämme von Proteus
mirabilis)
- Spirochäten, z.B. Borrelia burgdorferi, Treponema pallidum
- Enterokokken
- -> Infektionen der Harn-, Atem-
und Gallenwege, Otitis
media, Pertussis, usw.
- Breitspektrumpenicilline
- Acylamino- bzw. Acylureidopenicilline
- Beispiele
- Azlocillin, Mezlocillin, Piperacillin, Apalcillin
- Pharmakokinetik
- Nicht säurestabil, daher nur
parenterale Anwendung
- Indikationen
- Gegen grampositive Kokken wie
Ampicillin, ansonsten insbesondere:
- Azlocillin
- Mezlocillin
- schwächer als
Azlocillin
- gegen Pseudomonas aeruginosa, breiteres Spektrum im Bereich der
gramnegativen Bakterien
- Piperacillin
- derzeit wirksamstes
Breitspektrumpenicillin, wie Azlocillin + Mezlocillin
- Apalcillin
- schwächer als
Piperacillin bei Enterokokken,
Serratien und gramnegativen Anaerobiern
- -> Nosokomiale Infektionen
gemäß Antibiogramm
- Carboxylpenicilline
- Beispiele
- Pharmakokinetik
- Nicht säurestabil, daher nur
parenterale Applikation möglich
- Indikationen
- Ticarcillin
- gegen
Pseudomonas und Proteus
- Temocillin
- Gegen die meisten
gramnegativen Keime, jedoch nicht gegen Pseudomonas.
- Unwirksam gegenüber
grampositiven Erregern
- β-laktamasestabil
- -> nosokomiale Infektionen
gemäß Antibiogramm
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
- Allergien
- "Pseudoallergische" Reaktionen bei
Aminopenicillinen
- Störung der Blutgerinnung möglich bei den
Carboxylpenicillinen
Geschichtliches
- Die Entwicklung der Penicilline beginnt im Jahr 1928 mit einem glücklichen Zufall. Alexander Fleming hatte mehrere Bakterienkulturen über das Wochenende bebrüten lassen. Als er wieder ins Labor kam, waren einige
Platten verschimmelt. Zuerst wollte Fleming diese einfach wegwerfen, doch dann erkannte er, dass in einem Bereich um den Schimmelpilz (Penicillium notatum) keine Bakterien gewachsen wahren.
- Ausgehend von dieser Entdeckung wurden die Penicilline entwickelt, deren Herstellung zuerst recht schwierig und teuer war, da der Wirkstoff aus Schimmelpilzkolonien isoliert werden musste.
- Richtig in Schwung kam die Forschung rund um Penicilline und Antibiotika aber erst mit Beginn des zweiten Weltkrieges...
- Für seine Entdeckung wurde Fleming später geadelt und erhielt 1945 den Nobelpreis für Medizin.
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