Ikterus
Synonym
Definition
- Hell- bis dunkelgelbe Hautfarbe infolge des Übertritts von
Gallenbestandteilen (Bilirubin und Gallensäuren) zunächst ins Blut (Cholämie,
Hyperbilirubinämie) sowie durch das Gefäßendothel nachfolgend in die
Haut, die vordere Augenbindehaut und das übrige Körpergewebe.
Vorkommen
- Ikterus ist ein Symptom verschiedener Grundkrankheiten.
- Sichtbar wird ein Ikterus ab einer Serumkonzentration von Bilirubin von 2
mg/dl bzw. 34 µmol/l.
- Das Bilirubin bindet sich an die elastischen Fasern der Haut und der
Konjunktiven, an denen die Verfärbung aufgrund des weißen Untergrunds am
frühesten sichtbar wird (Sklerenikterus).
Einteilung
- Nach der Lokalisation des Auslösers unterscheidet man:
- prähepatischer oder nichthepatischer Ikterus
- intrahepatischer Ikterus (auch Parenchymikterus)
- posthepatischer Ikterus (Verschlussikterus).
- Nach pathogenetischen Kriterien wird unterschieden zwischen:
- Produktionsikterus
- Bei erhöhter Bilirubinproduktion durch gesteigerten Häm-Abbau,
wird das Glukuronyltransferasesystem funktionell überfordert, was
zur Vermehrung des unkonjugierten (indirekten) Bilirubins führt.
- Diese Form tritt z.B. bei allen Formen der Hämolyse, der
Shunthyperbilirubinämie oder der Hyperbilirubinämie von
Neugeborenen auf.
- Transportikterus (Absorptionsikterus)
- Störung des Bilirubintransports von den Lebersinusoiden zu den
Mikrosomen der Leberzellen.
- Der Transportikterus tritt z.B. bei der intermittierenden
Hyperbilirubinämie, der Meulengracht-Krankheit und wahrscheinlich
z.T. bei bestimmten Hepatitisformen bzw. ikterischer Leberzirrhose
auf.
- Konjugationsikterus
- Störung der Konjugation von Bilirubin mit Glukuronsäure in den
Mikrosomen der Leberzellen infolge eines relativen oder absoluten
Mangels an Glukuronyltransferase.
- Dadurch kann das wasserlösliche konjugierte (direkte) Bilirubin
nicht gebildet werden.
- Beispiele sind das Crigler-Najjar-Syndrom, der physiologische
Neugeborenenikterus mit relativem Enzymmangel (Icterus neonatum)
oder Konjugationsstörungen beim Neugeborenen durch Inhibitoren der
Glukuronlyltransferase in der Muttermilch (z.B. Pregnandiolderivate).
- Exkretionsikterus
- Vermehrung des konjugierten Bilirubins in der Leber durch Störung
der Ausscheidung in die Gallengänge.
- Diese Form tritt auf z.B. beim Dubin-Johnson-Syndrom,
Rotor-Syndrom, Hepatitis, Alkoholhepatitis, Leberzirrhose,
Schwangerschaftsikterus und beim sogenannten Drogenikterus.
- Ein Exkretionsikterus kann auch durch Medikamente ausgelöst
werden, so z.B. durch Methyltestosteron, in C17-Stellung alkylierte
Steroide, Ovulationshemmer, Isoniazid,
Paracetamol
und Rifampicin.
- Verschlussikterus
- Mechanische bedingter post- bzw. extrahepatischer Ikterus.
- Der Transport des Bilirubins wird durch partielle oder totale
Verlegung des Ductus choledochus verhindert.
- Gründe dafür können z.B. Gallengangkarzinom, Cholelithiasis,
primär-sklerosierende Cholangitis oder Gallengangatresie sein.
- Das in der Leber gebildete Bilirubinglukuronid kann so nicht
ausreichend in den Darm abfließen und tritt daher ins Blut über (Resorptionsikterus).
- Einteilung nach der Farbe der verschiedenen Ikterusformen
- Flavinikterus
- strohgelbe Hautfarbe
- v.a. bei hämolytischem Ikterus
- Melasikterus
- schmutzig-dunkelgrüne Hautfarbe
- v.a. bei länger bestehendem Verschlussikterus
- Rubinikterus
- rötliche Hautfarbe
- v.a. bei akuter Hepatitis
- Verdinikterus
- grüne Hautfarbe
- v.a. bei Verschlussikterus
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