EKG (Elektrokardiogramm)

  • Das Elektrokardiogramm registriert die während der Herztätigkeit auftretenden elektrischen Impulse. Es ermöglicht somit eine Aussage über die elektrische Aktivität des Herzens, nicht jedoch über seine mechanische und hämodynamische Funktion. 
  • Die Ableitung elektrischer Impulse vom Herzen ist möglich, da im Ruhezustand alle Zellen des Myokards negativ geladen sind. Durch einen elektrischen Impuls angeregt, depolarisieren sie und kontrahieren im Normalfall. Bei der Depolarisation kehrt sich die Ladung der Myokardzellen ins Positive um. Diese elektrischen Vorgänge werden im EKG sichtbar gemacht.
  • Für den Ladungstransport innerhalb des Herzens ist ein spezielles Reizleitungssystem zuständig. Da dessen Ausgangspunkt am rechten Atrium sitzt und sich von dort über das gesamte Herz erstreckt, bewegt sich die "Welle der Depolarisationen" zum linken Ventrikel hin und damit auf die positive Elektrode der "Ableitung II nach Einthoven", der im Rettungsdienst am häufigsten Verwendeten Ableitung, so dass dort ein positiver Ausschlag entsteht.

EKG-Interpretation

  • Bei der Beurteilung des EKG sollte nie vergessen werden, dass es nur die elektrische Aktivität des Herzens anzeigt, nicht jedoch die motorische Kopplung. Eine Anzeige auf dem EKG bedeutet also nicht, dass es auch tatsächlich zu einer hämodynamischen Aktion kommt. Daher sollte der Puls des Patienten (bei Bewusstlosigkeit immer an der Arteria carotis) immer mit überwacht werden. 
    • In vielen Situationen bietet es sich an, statt einer ständigen palpatorischen Pulskontrolle ein Pulsoximeter zu verwenden, da dieses die peripheren Pulse verarbeitet.
  • Grundsätzlich sollten auch hier alle weiteren Schritte vom Allgemeinzustand des Patienten abhängig gemacht werden.
  • Zur Beurteilung des EKG-Bildes sollte man sich einen festen Algorithmus angewöhnen, da sich in den meisten Fällen die tatsächlichen EKG-Bilder von den (auswendig) gelernten Bildern etwaiger Simulatoren an vielen Stellen unterscheiden.

Ablaufschema bei der EKG-Beurteilung

  • Rhythmus (regelmäßig / unregelmäßig)
  • Frequenz (bradykard / normal / tachykard / nicht bestimmbar)
  • P-Wellen vor jedem QRS-Komplex (ja / nein)
  • QRS-Komplex nach jeder P-Welle (ja / nein)
  • Alle P-Wellen gleich geformt (ja / nein)
  • P-Wellen positiv oder negativ?
  • QRS-Komplexe normal geformt (ja / nein)
  • Zeitintervalle zwischen:
    • Anfang P und Anfang Q (< 0,2 sec / > 0,2 sec / Block)
    • Anfang Q bis Ende S (< 0,12 sec / > 0,12 sec)
  • Veränderungen in der T-Welle (ja / nein)
  • Patientenpuls = EKG-Frequenz (ja / nein)
  • Extrasystolen (ja / nein)
    • Anzahl (pro Minute)
    • Ursprungsorte

Zusätzlich sollte man entscheiden ob:

  • Eine vitale Funktionsstörung vorliegt
  • Eine evtl. Rhythmusstörung lebensbedrohlich sein könnte
  • Sonstige abnorme Zacken oder Unregelmäßigkeiten vorliegen.

Bemerkungen

  • Um diese Beurteilung durchführen zu können sollte man immer einen EKG-Streifen schreiben lassen, da auf dem Monitorbild nur ein für viele Bilder unzureichender Zeitabschnitt dargestellt werden kann. Bei der Beurteilung des EKG ist auf die Aufzeichnungsgeschwindigkeit zu achten (25 mm oder 50 mm pro Sekunde), damit man einen normofrequenten Sinusrhythmus nicht in eine Bradykardie oder Tachykardie uminterpretiert. 
  • Zur schnellen Abschätzung der Herzfrequenz im Notfall gibt es verschiedene Möglichkeiten. Hier seien zwei exemplarisch vorgestellt: 
    • Man sucht sich eine R-Zacke, die möglichst nah an einer dick markierten Hilfslinie liegt und macht sich von dort an Markierungen an den folgenden Hilfslinien (25 mm / sec), bzw. an jeder zweiten (50 mm / sec). Diese Markierungen werden bis unmittelbar hinter die nächste R-Zacke eingezeichnet. Danach werden die Markierungen mit 300 - 150 - 100 - 75 - 60 - 50 gekennzeichnet. Liegt nun die zweite R-Zacke (genau) zwischen den Markierungen 60 und 75, so beträgt die Herzfrequenz (ungefähr) 68 Schläge pro Minute. 
    • Man sucht sich eine R-Zacke, die möglichst nah an einer dick markierten Hilfslinie liegt. Von dort aus markiert man eine 6 Sekunden entsprechende Strecke (also 15 cm bei 25 mm / sec) und zählt die in diesem Bereich vorhandenen R-Zacken aus. Diese Anzahl mal 10 genommen ergibt die Pulsfrequenz pro Minute.

Weitere Bemerkungen

  • Die Elektroden sollten so platziert werden, dass die Position der Defi-Elektroden frei bleibt
  • Die Ableitung über die Defi-Paddles ist sehr stark mit Artefakten belastet und sollte höchstens zur ersten orientierenden Untersuchung eingesetzt werden

Anbringung der Elektroden

  • Oftmals geräteabhängige Farbkodierungen!
  • 3-Pol-Kabel (z.B. Corpuls 200):
    • rot (rechte Schulter)
    • schwarz (linke Schulter)
    • gelb (linke Flanke, in der Verlängerung der Herzachse)
  • 5-Pol-Kabel
    • rot (rechter Arm / Schulter)
    • gelb (linker Arm / Schulter)
    • grün (linkes Bein / Leiste)
    • schwarz (rechtes Bein / Leiste)
    • weiß (einzelne Brustwandableitung (Position: V1 bis V6))
  • 10-Pol-Kabel
    • wie 5-Pol-Kabel, aber alle Brustwandableitungen gleichzeitig

Die wichtigsten EKG-Bilder

  • Sinusrhythmen
    • Sinusrhythmus
    • Sinusbradykardie
    • Sinustachykardie
  • Herzrhythmusstörungen ohne Sinus-Charakteristik
    • AV-Block
      • AV-Block 1. Grades
      • AV-Block 2. Grades, Typ Wenckebach
      • AV-Block 2. Grades, Typ Mobitz
      • AV-Block 3. Grades
    • Extrasystolie
      • Ventrikuläre Extrasystolen
        • Bigeminus
        • Monomorphe ventrikuläre Extrasystolen
        • Polymorphe ventrikuläre Extrasystolen
        • R-auf-T-Phänomen
        • Salven
    • sonstige
      • Asystolie
      • EKG bei Hyperkaliämie
      • EKG bei Hypokaliämie
      • EKG bei Hyperkalzämie
      • EKG bei Hypokalzämie
      • Kammerflattern
      • Kammerflimmern
      • Supraventrikuläre Tachykardie
      • Torsade de pointes
      • Vorhofflattern
      • Vorhofflimmern
 

 

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