Spin-Spin-Kopplung
Synonym
Bemerkungen
- Die erhaltenen Messsignale der Atomkerne spalten sich oft in
mehrere Linien auf.
- Das Aufspaltungsmuster
ergibt sich durch Wechselwirkungen mit Nachbarkernen.
- Die
Spin-Orientierung der Nachbarkerne beeinflusst das lokale Magnetfeld und
damit auch die Resonanzfrequenz.
Kopplung mit chemisch äquivalenten
(magnetisch äquivalenten) Kernen
- Je nach Anzahl der chemisch äquivalenten
Kopplungspartner ergeben sich verschiedene Multiplizitäten:
- Singulett (s)
- Nur ein einzelner Peak
- Es ist kein Kopplungspartner vorhanden
- Dublett (d)
- Zwei Peaks mit einem relativen Verhältnis von
1:1
- Es sind zwei Kopplungspartner vorhanden
- Die Peaks können auch verschiedene
Höhen aufweisen, man spricht dann vom "Dacheffekt" oder
einem "Dach"
- Triplett (t)
- Drei Peaks mit einem relativen Verhältnis von
1:2:1
- Tripletts entstehen bei der Kopplung mit zwei anderen, chemisch äquivalenten, Kernen
- Auch hier ist ein "Dach"
möglich
- Quartett (q)
- Vier Peaks mit einem relativen Verhältnis von 1:3:3:1
- Entsteht durch Kopplung mit drei chemisch äquivalenten Kernen, z.B. den Wasserstoffen einer Methylgruppe
- Quintett (quin)
- Sextett (sex)
- Septett (sep)
- Höhere Multiplizitäten werden meist nicht mehr ausgezählt sondern nur noch als Multiplett
bezeichnet.
- Die zu erwartende Multiplizität kann mit Hilfe folgender Formel berechnet werden:
x |
: |
Multiplizität |
I |
: |
Kernspinquantenzahl |
n |
: |
Anzahl koppelnder Atome |
- Daraus ergibt sich für Kerne mit einer Kernspinquantenzahl von 0,5 - wie z.B. "normaler" Wasserstoff - die folgende, vielleicht etwa weniger theoretisch klingende Faustregel:
Multiplizität:= Anzahl der chemisch
Äquivalenten Kopplungspartner + 1
- Die Kopplung findet über mehrere Bindungen
hinweg statt. Von besonderer Bedeutung ist die Kopplung über 3 Bindungen,
Kopplungen über 4 oder 5 Bindungen sind nur sehr schwach und können meist
vernachlässigt werden. Kopplung über 3 Bindungen bedeutet, dass 3
Bindungen zwischen den koppelnden Atomen liegen.
- Eine Kopplung über Heteroatome hinweg ist meist nicht erkennbar.
- Das relative Verhältnis der Signalhöhen entspricht den Reihen des Pascalschen Dreiecks.
Kopplung mit chemisch nicht äquivalenten
Kernen
- Hierbei kommt es zur Überlagerung
der oben genannten Aufspaltungsmuster.
- So koppeln die beiden Wasserstoffe am
mittleren Kohlenstoffatom von X2HC-CH2-CH3 zum
einen mit dem einzelnen Wasserstoff auf der linken Seite zu einem Dublett,
zum anderen aber auch mit den drei Wasserstoffen der Methylgruppe auf der
rechten Seite zu einem Quartett. Als Ergebnis entsteht ein "Dublett-Quartett",
eine Überlagerung beider Signale.
Kopplungskonstante (J)
Definition
- Die Kopplungskonstante J [Hz] entspricht
dem Abstand der Aufspaltungslinien
eines Signals.
Bemerkungen
- Da die Kopplungskonstanten der für die Kopplung verantwortlichen Kerne gleich sein müssen, kann man anhand der Kopplungskonstante die Kopplungspartner im Spektrum identifizieren.
- Der Betrag der Kopplungskonstante hängt
ab von der Art und Anzahl der Bindungen über
die sie erfolgt.
- Die Kopplungskonstante ist umso höher, der Abstand der Peaks also umso größer, je näher die koppelnden Atome zueinander liegen, je größer also die Wechselwirkungen zwischen ihnen sind.
- Wertebereiche:
- geminale Kopplungen
- über 2 Bindungen
- 2J = 0 - 30 Hz
- vicinale Kopplungen
- über 3 Bindungen
- 3J = 0 - 20 Hz
- Fernkopplungen
- über 4 oder mehr Bindungen
- 4J < 1 Hz
- Ausnahmen:
- Starre W-Anordnung in Bi- und
Polycyclen
- Allylische und homoallylische
Kopplungen
Kopplungstyp
|
koppelnde H-Atome
|
Kopplungskonstante J [Hz]
|
Bezeichnung
|
geminale Kopplungen (2J) |
R2CH2 |
- 30 bis + 6 |
|
|
R=CH2 |
-3,5 bis + 7 |
|
vicinale Kopplungen (3J) |
R2CH-CHR2 |
2 bis 14 |
|
|
RCH2-CH2R |
7 |
|
|
RCH=CHR (cis) |
6 bis 14 |
cis-Kopplung |
|
RCH=CHR (trans) |
11 bis 18 |
trans-Kopplung |
|
R=CH-CHR2 |
4 bis 10 |
|
|
R=CH-CH=R |
10 bis 13 |
|
|
R2CH-CHO |
3 bis 7 |
Aldehyd-Kopplung |
|
R=CH-CHO |
5 bis 8 |
Aldehyd-Kopplung |
|
C6H6 (ortho) |
7 bis 10 |
o-Benzol-Kopplung |
Fernkopplungen (4J, 5J, etc.) |
H-C-C-C-H |
0 bis 10 |
"W-Kopplung" |
|
R2CH-CR=CHR |
-3 bis + 3,5 |
allylische Kopplung |
|
R2CH-C=C-CHR2 |
0 bis 2,5 |
homoallylische Kopplung |
|
R2CH-CC-CHR2 |
0 bis 3 |
Acetylen-Kopplung |
|
C6H6 (meta,
para) |
0 bis 3 |
m- bzw. p-Benzol-Kopplung |
- Bei vicinalen Kopplungen vom
Diederwinkel
|