Komplex
Synonyme
- Komplexverbindung
- Koordinationsverbindung
Definition
- Ein Komplex besteht aus einem Zentralatom und einer definierten
Anzahl von Liganden in einer definierten geometrischen Anordnung.
Bemerkungen
- Als Zentralatom finden sich häufig Elemente der
Nebengruppen (Gruppen 3 bis 12), die auch als Ionen vorliegen können. Das
Zentralatom wirkt als Lewis-Säure.
- Die Liganden sind als Lewis-Basen
wirkende Anionen oder Moleküle. Die Liganden sind an das Zentralatom
koordiniert. Die genaue Art der Bindung zwischen Ligand und Zentralatom kann
zwischen weitestgehend kovalent und ionisch variieren. Ein Ligand
stellt dem Zentralatom mindestens ein Elektronenpaar zur Verfügung.
- Mehrzähnige Ligangen (Chelatliganden)
stellen mehr als ein Elektronenpaar bereit. Die so gebildeten Komplexe
werden Chelatkomplexe genannt und weisen eine höhere Stabilität
auf.
- Die Anzahl der direkt an das Zentralatom gebundenen
Liganden bestimmt die Koordinationszahl des Komplexes.
- Die Ionenladung eines Komplexes ergibt sich aus der
Summe der Ladungen des Zentralatoms und der Liganden.
- Die Stabilität eines Komplexes lässt sich über die
Dissoziationskonstante oder die
Komplexbildungskonstante beschreiben. Dabei ist letztere der Kehrwert der
Dissoziationskonstante.
- Komplexe sind oft farbig.
Geometrie
- Aus der Anzahl der Liganden, die direkt am
Zentralatom gebunden sind, der sogenannten Koordinationszahl, lassen sich
für die räumliche Anordnung der Liganden Schlüsse ziehen.
- Die meisten Komplexe weisen Koordinationszahlen von
2, 4 oder 6 auf, wobei 6 am häufigsten ist. Bekannt sind Komplexe bis zur
Koordinationszahl 12.
Liganden |
Geometrie |
2 |
linear |
4 |
tetraedrisch oder quadratisch-planar |
6 |
oktaedrisch |
High- und Low-Spin-Komplexe
- High- und Low-Spin-Komplexe unterscheiden sich in der
Anordnung der Elektronen des Zentralatoms in dessen Orbitale.
- Bei High-Spin-Komplexen liegen mehr ungepaarte
Elektronen vor und es sind folglich insgesamt mehr Orbitale besetzt. Die
Spins der ungepaarten Elektronen addieren sich.
- Low-Spin-Komplexe bevorzugen die Anordnung ihrer
Elektronen in weniger Orbitalen, die jedoch bevorzugt doppelt besetzt
werden. Da sich die beiden Elektronen eines Orbitals in ihrem Spin
unterscheiden müssen, heben sich in Low-Spin-Komplexen mehr Spins auf, so
das der resultierende Gesamtspin eben niedriger ist.
- Welche der beiden Konfigurationen von einem Komplex
eingenommen wird, hängt davon ab, welche energetisch günstiger ist.
- Ist die Spinpaarungsenergie P, also die
Energie die aufgebracht werden muss, um die gegenseitige Abstoßung zweier
Elektronen in einem Orbital zu überwinden, größer als der Energiebetrag Δ0,
der zur Besetzung des nächst höheren Orbitals aufgebracht werden muss, so
wird bevorzugt das neue Orbital besetzt und es entstehen High-Spin-Komplexe.
Bei umgekehrten Voraussetzungen entstehen Low-Spin-Komplexe.
- Der Wert für die Spinpaarungsenergie liegt im
allgemeinen in der Größenordnung von 200 kj/mol. Er ist abhängig von der
Art des Zentralatoms. Der notwendige Energiebetrag zur Besetzung des nächst
höheren Orbitals (Δ0)
ist von Komplex zu Komplex verschieden und hängt vor allem von den Liganden
ab.
- Δ0 lässt sich
ermitteln, indem man die Absorptionsspektren der Komplexe vermisst. Es wird
nun Licht der Frequenz absorbiert, deren Energie genau so groß ist, wie der
Übergang von einem bereits besetzten Orbital in das nächst
energiereichere. Da die Liganden für die Größe von Δ0
verantwortlich sind, bestimmen sie also auch die Farbe eines Komplexes.
- In der spektrochemischen Serie werden die
Liganden nach ansteigendem, von ihnen verursachten, Wert für Δ0
geordnet. Danach gilt:
I- < Br-
< Cl- < F- < OH- < C2O4-
< H2O < NH3 < NO2- < H-
< CN-
- Daraus folgt, dass Halogeno-Komplexe meist
High-Spin-Komplexe sind, während Cyano-Komplexe meist eine
Low-Spin-Konfiguration aufweisen.
- Bei tetraedrisch angeordneten Liganden ist die
notwendige Energiedifferenz zur Besetzung eines neuen Orbitals besonders
gering; praktisch alle tetraedrischen Komplexe sind folglich
High-Spin-Komplexe. Quadratisch-panare Komplexe liegen hingegen aus
energetischen Gründen immer in Low-Spin-Konfiguration vor.
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