RS-Nomenklatur / Das Cahn-Ingold-Prelog-System
Bemerkungen
- Die DL-Nomenklatur
wurde inzwischen weitgehend durch das präzisere RS-System abgelöst.
- Entwickelt wurde das System von Robert S. Cahn (1899-1981), Christopher Ingold
(1893-1970) und Vladimir Prelog (1906-).
- Es sortiert die vier Gruppen an einem asymmetrischen C-Atom nach einem Satz von Sequenzregeln.
- Diese werden auch bei
der anderen neueren Nomenklaturverfahren, z.B. EZ-Nomenklatur, Bezeichnung enantiotoper Flächen
etc. angewandt.
Die wichtigsten Sequenzregeln
des Cahn-Ingold-Prelog-Systems
- Die Substituenten werden nach absteigender Ordnungszahl des Atoms direkt neben dem betrachteten C-Atom sortiert. Die
höchste Ordnungszahl hat also Priorität.
- Sind zwei oder mehr der auf das C-Atom folgenden Atome identisch, so wird das darauf folgende Atom betrachtet. Führt auch
dies noch nicht zu einer Unterscheidbarkeit, so wird so lange das darauf folgende Atom betrachtet, bis ein sich ein Unterschied ergibt.
- Jedes Atom außer Wasserstoff hat die formale Valenzzahl 4. Sind an einem Atom weniger als 4 Valenzen benutzt, so werden
die noch freien Valenzen mit "Phantom-Substituenten" der Ordnungszahl 0 belegt.
- Tritium hat Vorrang vor Deuterium, das wiederum Vorrang vor normalem Wasserstoff hat. Ebenso haben alle anderen höheren
Isotope Vorrang vor den niedrigeren (z.B. 14C vor 12C).
- Doppel- oder Dreifachbindungen werden so gezählt als ob sie zwei oder drei Einfachbindungen wären. Das Sauerstoffatom
der Carbonylgruppe wird folglich als zwei einfach gebundene Sauerstoffe angesehen und zählt demnach mehr als ein Sauerstoff in einer Hydroxygruppe. In
einer C-C-Doppelbindung werden beide Cs so betrachtet, als ob sie jeweils mit zwei C-Atomen verbunden wären.
- Ein Atom höherer Ordnungszahl übertrifft mit seiner Priorität noch so viele Atome mit niedrigerer. So besitzt z.B. ein
einzelnes Schwefelatom eine höhere Priorität als eine Carboxylgruppe mit ihren "drei" Sauerstoffen.
- Nachdem die Substituenten eines chiralen Zentrums nun gemäß ihrer Priorität in eine Reihenfolge gebracht worden sind, wird
das betrachtete chirale Zentrum so angeordnet, dass der Substituent mit der geringsten Priorität vom Beobachter wegzeigt, wodurch die anderen drei
Substituenten die Eckpunkte einer "Ebene" bilden. Diese Substituenten werden nun nach sinkender Priorität verbunden. Muss man dabei eine Rechtskurve
beschreiben, so handelt es sich um eine (R)-Konfiguration ("rectus" - rechts); ist es eine Linkskurve so handelt es sich um ein (S)-konfiguriertes
chirales Zentrum ("sinister" - links). Die Bezeichnungen (R) oder (S) werden dem Namen der Verbindung in Klammern vorangestellt.
- Besitzt ein Molekül mehr als ein chirales Zentrum, so hat jedes seine eigene, nach dem Cahn-Ingold-Prelog-System ermittelbare
Konfiguration, die dem Namen der Verbindung, zusammen mit der Nummer des betreffenden C-Atoms, vorangestellt wird, z.B. (2R,
3S, 4S, 5R).
- Enantiotope Flächen
in trigonalen Verbindungen, können ebenfalls nach dem Cahn-Ingold-Prelog-System bezeichnet werden. Hierfür werden die
Suffixe "re" und "si" an Stelle von (R) und (S) benutzt. Die re-Seite ("rectus" - rechts) ist
die Seite, bei der die drei Gruppen X,Y,Z nach den Sequenzregeln
im Uhrzeigersinn angeordnet sind. Die Seite mit der Prioritätsfolge gegen den Uhrzeigersinn ist die si-Seite ("sinister" - links).
|