Anämie
Synonym
Definition
- Verminderung der Erythrozytenzahl, der Hämoglobinkonzentration und / oder des Hämatokrits unter die altersentsprechenden und geschlechtsspezifischen Referenzwerte.
Bemerkungen
- Die betrachteten Parameter (Erythrozytenzahl, Hämoglobinkonzentration, Hämatokrit) verändern sich nicht immer gleichsinnig, daher ist bei Verdacht auf Vorliegen einer Anämie die gleichzeitige Bestimmung aller Parameter indiziert.
- Die Verminderung eines dieser Parameter ist nur dann ein Zeichen für eine Anämie, wenn das Blutvolumen normal ist, also nicht bei akuten stärkeren Blutverlusten, Exsikkose
und Hydrämie.
Referenzwerte
- Die Normwerte der Hämoglobinkonzentration betragen ca. 12 - 14 g/dl bei Frauen und 14 - 16 g/dl.
- Von Anämie spricht man bei Werten unter 11,5 g/dl bei Frauen bzw. 13,5 g/dl bei Männern.
Einteilung nach Ätiologie
- Posthämorrhagische Anämie
- Schwangerschaftsanämie
- Tumoranämie
- Infektanämie
- Mangelanämien
Einteilung nach Pathogenese
- Durch übermäßigen Blutverlust
- Akute Blutungsanämie
- Chronische Blutungsanämie
- Infolge verminderter oder ineffektiver Erythropoese
- Hypochrome mikrozytäre Anämien
- Eisenmangelanämie
- Anämie bei Eisentransportstörungen durch Atransferrinämie
- Anämie bei Eisenverwertungsstörungen (sideroachrestische Anämie)
- Anämie bei Eisenwiederverwertungsstörungen infolge chronischer Krankheiten
- Normochrome normozytäre Anämien
- Hypoproliferative Anämie
- Anämie bei Nierenkrankheiten (nephrogene Anämie)
- Anämie bei Endokrinopathien (Myxödem) und Hypophysenunterfunktion
- Anämie bei Eiweißmangel (Eiweißmangelanämie)
- Hypoplastische oder aplastische Anämie
- Myelopathische Anämie (bei Erkrankungen des Knochenmarks)
- z.B. durch Bleivergiftung
- Megaloblastäre Anämien
- Anämie durch Vitamin-B12-Mangel (perniziöse Anämie)
- Anämie durch Folsäuremangel (Folsäuremangelanämie)
- Anämie durch Kupfermangel
- Anämie durch Ascorbinsäure-Mangel
- Infolge übermäßigen Erythrozytenabbaus (hämolytische Anämie)
- Hämolytische Anämien durch vorwiegend extraerythrozytäre Störungen
- Anämie infolge Hyperaktivität des Monozyten-Makrophagen-Systems
- Anämie infolge Hypersplenismus, Splenomegalie
- Immunhämolytische Anämie
- Immunologisch bedingte hämolytische Anämie
- Autoimmunhämolytische Anämie
- Durch Wärmeantikörper
- Durch Kälteantikörper
- Kälteagglutininkrankheit
- Paroxsysmale Kältehämoglobinurie
- Paroxsysmale nächtliche Hämoglobinurie (durch Komplementaktivierung)
- Infolge mechanischer Schädigungen der Erythrozyten
- Traumatische hämolytische Anämie (mikroangiopathische hämolytische Anämie)
- Hämolyse durch Infektionserreger
- Hämolytische Anämien durch vorwiegend intraerythrozytäre Defekte
- Anämien durch Veränderungen an der Erythrozytenmembran
- Angeborene Erythrozytenmembrandefekte
- Erythropoetische Porphyrie
- Hereditäre Sphärozytose
- Hereditäre Elliptozytose
- Erworbene Erythrozytenmembrandefekte
- Stomatozytose
- Anämie infolge Hypophosphatämie
- Anämien infolge Störungen des Erythrozytenstoffwechsels bei angeborenen Erythrozytenenzymopathien
- Defekte der Glykolyse
- Defekte des Pentosephosphatzyklus (Glukose-6-phosphat-Dehydrogenasemangel)
- Anämien durch Hämoglobinsynthesestörungen (Hämoglobinopathien)
- Sichelzellenanämie
- Hämoglobin-C-Krankheit
- Hämoglobin-S-C-Krankheit
- Hämoglobin-E-Krankheit
- Thalassämien
- Hämoglobin-S-Beta-Thalassämie
Klinik
- Infolge der verminderten Sauerstofftransportkapazität des Blutes kommt es vor allem zu Störungen sauerstoffabhängiger Stoffwechsel- und Organfunktionen.
- Bei akuter Entwicklung sind Schocksymptome möglich, bei chronischer Anämie oft langsam fortschreitender Verlauf mit zunehmendem Leistungsabfall, Müdigkeit, Ruhe- und Belastungsdyspnoe, Tachykardie, großer Pulsamplitude und funktionellen systolischen Herzgeräuschen, selten auch Angina pectoris, Claudicatio intermittens und Zeichen einer Herzinsuffizienz.
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