Temperaturmodulierte DSC (ADSC)

Definition

  • Die temperaturmodulierte DSC ist eine Sonderform der Differential Scanning Calorimetry (DSC), bei dem auf die standardmäßigen linearen Temperaturgradienten der DSC ein zusätzliches sinus- oder sägezahnförmiges Heizprofil aufmoduliert wird. Dadurch lassen sich reversierende von nicht-reversierenden thermischen Prozessen innerhalb der Probe unterscheiden.

Bemerkungen

  • Die normale DSC erfasst (rasch) reversierende und nicht-reversierende (bzw. verzögert reversierende) thermische Prozesse gleichzeitig. 
  • Zu den reversierenden Prozessen zählt man Veränderungen des gemessenen Wärmestroms aufgrund von Veränderungen der Wärmekapazität der Probe, die in Richtung steigender Temperatur gleich ablaufen, wie in Richtung sinkender Temperatur. Wichtigstes Beispiel ist der Glasübergang von amorphen und semikristallinen Polymeren.
  • Nicht-reversierende Prozesse sind hingegen Prozesse, bei denen entweder gar keine direkte Umkehrung möglich ist (z.B. Verdampfen, Sublimation, chemische Reaktionen) oder diese zumindest nach unterschiedlichen Zeitgesetzen erfolgt (z.B. die meisten Schmelz- und Rekristallisationsprozesse).
  • Bei der temperaturmodulierten DSC lassen sich durch Kombination einer geringen bis moderaten linearen Heizrate in Verbindung mit einem periodischen Temperaturverlauf mit großen maximalen Heizraten hohe Auflösungen und gleichzeitig hohe Empfindlichkeit erreichen.
    • Dies ist ein signifikanter Vorteil gegenüber der normalen DSC, bei der sich Auflösung und Empfindlichkeit gegenseitig negativ beeinflussen. Höhere Heizraten führen zu einer höheren Empfindlichkeit, d.h. auch geringe thermische Effekte können noch detektiert werden, allerdings verringern sie gleichzeitig die Auflösung, d.h. der beobachtete Effekt kann nicht mehr klar einer bestimmten Temperatur zugewiesen werden. Umgekehrtes gilt für niedrige Heizraten, die also eine geringe Empfindlichkeit aber eine gute Auflösung liefern.
  • Typische aufmodulierte periodische Temperaturverläufe sind Sägezahnprofile oder - häufiger noch - sinusförmige Temperaturverläufe. Letztere werden z.T. auch ohne Kühlsegment gefahren, wodurch ein etwas anderes Temperaturprofil resultiert. 
  • Der aus der periodischen Temperaturmodulation resultierende Wärmestrom kann in zwei Anteile aufgeschlüsselt werden: Einen Anteil aus reversierenden Prozessen, der der angelegten Temperatur unmittelbar folgt und einen Anteil aus nicht-reversierenden Prozessen, der der angelegten Temperatur nicht direkt, sondern nur verzögert oder gar nicht, folgt.
    • Auch dies ist ein Vorteil gegenüber der normalen DSC, da so häufig auch sich überlagernde Effekte einzeln detektiert werden können.
      • Typisches Beispiel hier ist die Überlagerung einer Enthalpierelaxation und einer Glasumwandlung. Diese kann zwar prinzipiell auch mit der normalen DSC aufgeschlüsselt werden, indem der Bereich des Glasübergangs zweimal abgefahren wird, allerdings kann der erste Lauf bereits zu einer stofflichen Veränderung der Probe führen (da noch deutlich über den Glasübergang hinaus geheizt wird), sodass der zweite Lauf dann an einer Probe vorgenommen würde, deren Eigenschaften nicht mehr der beim ersten Lauf entsprechen.
  • Betrachtet man diese beiden Anteile wieder gemeinsam, so kommt es zu einer Verschiebung den Amplitudenmaxima des angelegten modulierten Wärmestroms und des gemessenen Wärmestroms der Probe, der umso größer wird, je höher der Anteil der nicht-reversierenden Prozesse ist. Das Ausmaß der Verschiebung wird normalerweise durch Angabe eines Phasenwinkels beschrieben.

Vorgehen

  • Zunächst wird eine geeignete lineare DSC-Methode erstellt. Die lineare Heizrate sollte dabei 5 - 10 K/min nicht übersteigen, um die interessanten Temperaturbereiche später gut erkennen zu können. Die Starttemperatur sollte deutlich (ca. 20 - 30 K) unter dem zu erwartenden interessanten Bereich liegen.
  • Für sinusförmige Aufmodulationen auf diese lineare DSC-Methode empfehlen sich meist die folgenden Einstellungen:
  Alutiegel, 20 µl Alutiegel, 40 µl
Heizrate, K/min 0,5 - 5 0,5 - 3
Amplitude, K 0,2 - 5 0,2 - 3
Periode, min 0,5 - 3 1 - 5
  • Der zu beobachtende thermische Effekt sollte durch mindestens 5, besser 10 Modulationsschwingungen abgedeckt sein. Daraus ergibt sich, dass die lineare Heizrate und die zusätzlichen Parameter für die aufmodulierte "Temperaturschwingung" in Abhängigkeit voneinander gewählt werden müssen.
  • Vor der eigentlichen Messung muss zwingend eine Blankmessung durchgeführt werden. Sie dient zur Berechnung der wirksamen Heizrate.
  • Insbesondere die Einhaltung der gewählten Abkühlung innerhalb einer Periode kann problematisch sein. Daher ist darauf zu achten, dass das tatsächlich an der Probe anliegende Temperaturprofil dem eingestellten entspricht.
 

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