Grundlagen der Beatmung im Rettungsdienst

Bemerkungen

  • Die maschinelle Beatmung unterscheidet sich grundlegend von der physiologischen Spontanatmung.
  • Aufgrund des unphysiologischen Atemmusters ist die maschinelle Beatmung (v.a. längerfristig) nicht risikolos.

Vergleich der Spontanatmung vs. Beatmung

Spontanatmung

Beatmung

  1. Inspiration durch Expansion des Thorax
  2. Entstehung eines Unterdrucks im intrathorakalen Raum
  3. Einströmen der Luft in die Alveolen
  1. Anlegen eines Überdrucks an die Luftwege
  2. Druckgefälle in Richtung der Alveolen
  3. "Einpressung" der Luft in die Alveolen

Einstellungen am Beatmungsgerät:

  • FiO2 wählbar zwischen 1,0 oder 0,6 (100 % Sauerstoff / 50 % Sauerstoff + 50 % Umgebungsluft)
  • Beatmungsparameter (geräteabhängig):
    • Atemminutenvolumen (AMV) und Atemfrequenz (AF)
    • Atemzugvolumen (AZV) und Atemfrequenz (AF)
  • Fakultativ:
    • Inspiratorisches Drucklimit
    • I:E-Verhältnis
    • Triggersignal
    • PEEP
    • Exspiratorisches Minutenvolumen

Beatmungsformen

Intermittend Positive Pressure Ventilation (IPPV)

  • Beatmungsform der kontrollierten Beatmung
  • Der intrapulmonale Druck sinkt auf minimal 0 cm H2O, nie jedoch auf negative Werte
  • Vorgabe sämtlicher Beatmungsparameter
  • "Normale" Beatmungsform im Rettungsdienst

Continuous Positive Pressure Ventilation (CPPV)

  • Entspricht IPPV mit aktiviertem PEEP

Continuous Positive Airway Pressure (CPAP)

  • Spontanatmung mit aktiviertem PEEP
  • Mit speziellen Geräten oder behelfsmäßig mit Maske und PEEP-Ventil

Synchronized Intermittend Mandatory Ventilation (SIMV)

  • Beatmung nur "bei Bedarf". Beim Abfall der Spontanatmung unter eine eingestellte Grenze für Frequenz und Volumen, wird zusätzlich durch das Gerät beatmet
  • Nur mit speziellen Geräten möglich

Richtwerte

Atemminutenvolumen:= Atemzugvolumen · Atemfrequenz
AMV:= AZV · AF
AZV:= ca. 10 ml·kg KG

Gruppe

AF pro Minute

Frühgeborenes

50 - 60

Neugeborenes

40 - 50

Kleinkind

30 - 40

Kind

20 - 30

Jugendlicher

16 - 20

Erwachsener

12 - 18


Sauerstoffapplikation

Bemerkungen

  • Wenn der Patient noch eigene Spontanatmung besitzt, bestehen verschiedene Möglichkeiten zur Sauerstoffapplikation. Welche gewählt werden sollte hängt vom erforderlichen FiO2 und von der Toleranz des Patienten ab. (So werden Nasensonden oder Sauerstoffbrillen vom nicht bewusstseinsgestörten Patienten meist besser akzeptiert als eine Maske.)
  • Eine einmal begonnene Sauerstoffgabe sollte nicht ohne Grund unterbrochen werden.
  • Da die meisten Respiratoren bei Flaschendrücken unter 20 bar nicht mehr zuverlässig arbeiten verringert sich deren Nutzvolumen. Generell sollten Sauerstofflaschen nie völlig entleert werden.

Übersicht verschiedener Sauerstoffapplikatoren

O2-Applikator

Flow (l·min-1)

FiO2

Nachteil

Nasensonde

4 / 6 / (8)

0,3 / 0,4 / 0,5

ungenaue Dosierbarkeit

O2-Brille

3 / 6 / 8

0,3 / 0,4 / 0,5

ungenaue Dosierbarkeit

Nasopharynxkatheter

4 / 5 / 6

0,3 / 0,4 / 0,5

eigentlich nur von bewusstseingetrübten Patienten toleriert

Maske ohne Beutel

5 / 6,5 / 7,5

0,4 / 0,5 / 0,6

u.U. schlechte Toleranz des Patienten

Maske mit Beutel

6 / 8 / 10

0,5 / 0,6 / 0,8

u.U. schlechte Toleranz des Patienten

Maske mit Beutel und Nicht-Rückatemventil

14

0,9

u.U. schlechte Toleranz des Patienten

 

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