Higuchi-Gleichung
Definition
- Die Higuchi-Gleichung beschreibt die Freisetzung einer in einer
unlöslichen Matrix
homogen verteilten Substanz aus dieser Matrix. Das zu Grunde gelegte
Freisetzungsprinzip ist Diffusion.
Formel
mt |
: |
Freigesetzte Substanzmenge zum Zeitpunkt t [kg] |
A |
: |
Fläche, über die die Diffusion erfolgt [m2] |
kr |
: |
Geschwindigkeitskonstante [kg·m-2·s-0,5] |
t |
: |
Zeit [s] |
Bemerkungen
- Leitet man die oben angegebene Formel ab, so erhält man die
Freigabegeschwindigkeit dm/dt:
mt |
: |
Freigesetzte Substanzmenge zum Zeitpunkt t [kg] |
A |
: |
Fläche, über die die Diffusion erfolgt [m2] |
kr |
: |
Geschwindigkeitskonstante [kg·m-2·s-0,5] |
t |
: |
Zeit [s] |
- Die Geschwindigkeitskonstante kr ist abhängig vom
betrachteten System, wie weiter unten gezeigt wird.
- Wichtig ist stets zu beachten, dass die Higuchi-Gleichung nur für
Suspensionen gilt. Liegt die Substanz stattdessen gelöst in der Matrix vor,
so gilt das 2. Ficksche Gesetz.
Herleitung
- In einer Matrix liege die freizusetzende Substanz homogen verteilt aber
praktisch ungelöst vor ("ideale" Suspension). Das so aufgebaute
System bildet
ein Reservoir, aus dem die Substanz nach ihrer Auflösung per Diffusion
austreten kann.
- Wenn das Lösungsmittel in die Matrix eindringt, werden die äußeren
Bereich des Reservoirs zuerst erreicht und die Substanz aus der Matrix
gelöst.
- Weiter innen liegende Substanzpartikel werden beim weiteren Eindringen des
Lösungsmittels zunächst praktisch nicht gelöst, da das eindringende Lösungsmittel
bereits durch Aufnahme weiter außen liegender Substanzpartikel gesättigt
ist.
- Bei rascher Löslichkeit der Substanz entsteht so innerhalb der Matrix eine relativ scharfe Front, an
der die Substanz in Lösung geht.
- Direkt an der Front herrscht die
Sättigungskonzentration für den betrachteten Stoff, während an der
Matrixoberfläche im Idealfall die gleiche Konzentration wie im umgebenden
Freigabemedium herrscht. Somit besteht zwischen der Lösungsfront und der
Matrixoberfläche ein Konzentrationsgefälle, das durch Diffusion
überwunden werden muss, womit hier das 2. Ficksche Gesetz gilt.
- Während die Konzentrationsdifferenz zwischen Lösungsfront und
Matrixoberfläche mit zunehmendem Voranschreiten der Lösungsfront ins
Innere der Matrix gleich bleibt, verringert sich der Konzentrationsgradient,
da die zu überwindende Diffusionsstrecke zunimmt.
- Beachtet man nun, dass die Zeit zur Überwindung einer bestimmten
Diffusionsstrecke quadratisch zur Entfernung ansteigt, muss hier also die
nach außen gelangende Wirkstoffmenge proportional zur Wurzel der Zeit sein.
Nicht-poröse Matrix
-
Ist die Substanz in einer nicht erodierenden, nicht porösen Matrix weitgehend
homogen suspendiert, so
ergibt sich für kr:
kr |
: |
Geschwindigkeitskonstante [kg·m-2·s-0,5] |
D |
: |
Diffusionskoeffizient [m2·s-1] |
cs |
: |
Sättigungskonzentration in der Matrix [kg·m-3] |
m0 |
|
Masse der Substanz zum Zeitpunkt 0 [kg] |
V |
: |
Volumen der Matrix [m3] |
- Kann die Löslichkeit der Substanz in der Matrix vernachlässigt
werden, da sie im Vergleich zu m0/V sehr klein ist, so lässt
sich dieser Term vereinfachen zu:
Poröse Matrix
- In einer porösen, nicht erodierenden Matrix müssen zusätzlich die
Länge und Tortuosität der Kapillaren sowie ihr Volumenanteil am Volumen
der Gesamtmatrix, also deren Porosität beachtet werden. Somit folgt nun
für kr:
kr |
: |
Geschwindigkeitskonstante [kg·m-2·s-0,5] |
D |
: |
Diffusionskoeffizient [m2·s-1] |
ε |
: |
Tortuosität der Matrixporen |
τ |
: |
Porosität der Matrix |
cs |
: |
Sättigungskonzentration in der Matrix [kg·m-3] |
m0 |
|
Masse der Substanz zum Zeitpunkt 0 [kg] |
V |
: |
Volumen der Matrix [m3] |
Geschichtliches
- Die Gleichung wurde 1961 von T. Higuchi veröffentlicht, wobei sie
ursprünglich auf die Freisetzung von suspendiert vorliegendem Arzneistoff
aus Salben bezogen war.
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