Geißeln

Geißeln finden sich auf der Oberfläche vieler Bakterienarten.
Sie dienen der aktiven Fortbewegung von Bakterien und sind drehbar in der zytoplasmatischen Membran gelagert.
Ihre Aufhängung und ihr "Antrieb" in der Zellmembran und der Zellwand wird als Motorkomplex bezeichnet.
Der Motorkomplex setzt einen Protonenkonzentrationsunterschied zwischen den beiden Seiten der inneren Zellmembran in eine Drehbewegung des auf einem gekrümmten "Haken" sitzenden Filamentes um und folgt damit einem ähnlichen Bauprinzip wie die ATP-Synthase.
Grundbaustein der Geißeln ist das Protein Flagellin.
Geißeln erreichen eine Dicke von etwa 20 nm und eine Länge von bis zu 20 µm.
Für die pathogenen Eigenschaften der Bakterien scheint eine Begeißelung kaum Bedeutung zu haben, allerdings kann eine aktive Beweglichkeit jedoch helfen, um z.B. den Darmschleim zu durchdringen (z.B. Vibrio cholerae) oder die Harnwege aufsteigen zu können.
Aufgrund ihrer Proteinnatur sind Geißeln gute Antigene.
- Bei Enterobakterien dienen sie als mit zur Typisierung: Man unterscheidet zwischen H-Antigenen (H: für hauchförmiges Wachstum auf Agar, aufgrund der Mobilität durch die Geißeln) und O-Antigenen (O: ohne Hauch).
Die Art der Begeißelung gibt man durch folgende Begriffe bzw. deren Kombinationen an:

bipolar
- Die Geißeln finden sich gegenüberliegend an den beiden Zellpolen des Bakteriums.
lateral
- Geißeln finden sich an der Längsseite der Zelle (im Gegensatz zu den polaren Begeißelungen).
monopolar
- Die Geißeln finden sich nur einer Schmalseite der Zelle, einem der sogenannten Zellpole.

amphitrich
- Das Bakterium hat zwei Geißeln, die an gegenüberliegenden Zellpolen stehen.
lophotrich (polytrich-monopolar)
- Mehrere Geißeln stehen in einer Gruppe an einem der Zellpole.
peritrich
- Die Geißeln finden sich weitgehend gleichmäßig über die gesamte Zelloberfläche verstreut.