Narkolepsie

Definition

  • Narkolepsie ist ein Syndrom unbekannter Ursache, das durch ein abnormes Schlafverhalten charakterisiert ist:
    • Schläfrigkeit am Tage,
    • Kataplexie (plötzlicher Verlust des Muskeltonus)
    • Schlaflähmungen
    • hypnagoge Halluzinationen

Häufigkeit

  • 5 - 10 / 10000

Ätiologie / Pathogenese

  • Eine genetische Disposition gilt als gesichert, da familiäre Häufungen vorkommen und eine starke Assoziation mit dem Histokompatibilitätsantigen HLA-DR2 besteht.
    • Es kommt zu einer Veränderung von Hypokretin-Rezeptoren. Hypokretin dient als ein Transmitter für die natürliche Steuerung von Schlaf-Wach-Prozessen.
  • Während im physiologischen Schlaf erst nach 50 - 180 Minuten die erste REM-Periode erscheint, ist die REM-Latenz bei Narkolepsiepatienten auf weniger als 10 Minuten verringert (Sleep-onset-REM).

Klinik und Verlauf

  • Führendes Symptom der Narkolepsie sind Schlafanfälle am Tage.
    • Sie treten im allgemeinen mehrmals täglich auf, dauern von wenigen Minuten bis zu 2 Stunden und können durch Wecken unterbrochen werden.
    • Typisch ist die Auslösung durch monotone Tätigkeit, schwere Mahlzeiten und überheizte Räume, aber auch in Situationen, die hohe Aufmerksamkeit verlangen, wie Autofahren, wichtigen Gesprächen und bei sportlicher Aktivität, werden manche Patienten vom Schlaf übermannt.
  • Kataplektische Anfälle kommen bei der Narkolepsie mit Störungen des REM-Schlafs in 95 % der Fälle vor.
    • Die Attacken werden, oft mehrmals täglich, durch plötzliche Gemütsbewegungen, Überraschung, Lachen oder Ärger ausgelöst ("affektiver Tonusverlust"), können aber auch ohne derartige Auslöser auftreten.
    • Generalisierte Kataplexien führen zu einer Bewegungs- und Sprechunfähigkeit für Sekunden bis Minuten, lediglich die Augen- und Atemmuskulatur bleibt intakt.
    • Das Bewusstsein bleibt erhalten, allerdings sind Halluzinationen während längerer Anfälle nicht unüblich.
  • Unter hypnagogen Halluzinationen leidet etwa die Hälfte der Patienten.
    • Vor allem beim Einschlafen, aber auch während schläfriger Phasen am Tage oder im kataplektischen Anfall stellen sich lebhafte visuelle oder akustische, selten gustatorische, sensible oder vestibuläre Halluzinationen ein.
  • Schlaflähmungen ("Wachanfälle") sind Zustände der Bewegungsunfähigkeit bei erhaltenem Bewusstsein im Übergang vom Wachen zum Schlafen.
    • Sie werden von Sleep-onset-REM-Phasen mit starker motorischer Hemmung verursacht (bei etwa 50 % der Narkolepsiepatienten)
  • Im Vergleich zum physiologischen Schlaf enthält narkoleptischer Schlaf weniger Tiefschlafphasen, eine Durchmischung der Schlafstadien und vermehrte Wachperioden, während die Gesamtschlafzeit nicht erhöht ist.
  • Die Symptome können als das "Eindringen" von REM-Episoden in den Wachzustand aufgefasst werden, denn Kataplexie und Schlaflähmung sind mit der Atonie des REM-Schlafes eng verwandt, hypnagoge Halluzinationen mit den traumgenerierenden Prozessen dieses Schlafzustandes.

Diagnose

  • Die Diagnose ergibt sich aus den 4 Kardinalsymptomen und wird durch den Nachweis des Antigens HLA-DR2 gestützt.
  • In Zweifelsfällen ist eine polysomnographische Ableitung in einem Schlaflabor erforderlich.
    • Entscheidend sind eine Einschlaflatenz unter 5 Minuten am Tage und REM-Perioden innerhalb der ersten 10 Minuten des Schlafs.

Therapie

  • Verbesserung der Vigilanz durch ausreichenden regelmäßigen Nachtschlaf, zusätzlichen Mittagsschlaf, Sport und Vermeidung schwerer Mahlzeiten.
  • Evtl. zentral stimulierende Medikamente (z.B. Amphetamine)
 

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