Fluoreszenz
Definition
- Spontane, ungerichtete Abstrahlung von Licht nach vorheriger Anregung,
wobei der Zeitabstand zwischen Erregung und Abstrahlung 10-5
s nicht überschreitet.
Bemerkungen
- Fluoreszenz tritt auf, wenn beim Übergang eines elektronisch angeregten Systems in einen Zustand niedrigerer
Energie die "überschüssige" Energie in Form von Licht abgegeben
wird.
- Fluoreszenz kann nicht nur bei Molekülen, sondern auch z.B. bei Atomen
und Ionen auftreten. Da die meisten fluoreszierenden Substanzen Moleküle
darstellen, wird hier nachfolgend vereinfachend nur von Molekülen
gesprochen.
- Bei den meisten Molekülen wird die aufgenommene Energie nicht durch Lichtemission wieder
abgegeben, sondern durch Abgabe der Energie in mehreren kleineren Schritten
als Wärme.
- Diese Art der Relaxation ist bei den meisten Molekülen schneller, als die
Energieabgabe durch Fluoreszenz und konkurriert auch bei fluoreszierenden
Molekülen.
- Die Wellenlänge, die bei der Fluoreszenz emittiert wird ist meist
größer, als die der Anregungsenergie entsprechende.
- Sollten Anregungs- und Fluoreszenzwellenlänge gleich sein, so spricht man
von Resonanzfluoreszenz, z.B. bei Natrium.
- Die für eine Anregung notwendige Zeit beträgt ca. 10-15 - 10-14
s.
- Die Emission findet in einem Bereich von ca. 10-8 bis 10-5
s nach Ende der Anregung statt.
- Kann der angeregte Zustand länger erhalten werden, findet die
Lichtemission also später statt, so spricht man von Phosphoreszenz.
- Ein weiterer Unterschied zur Phosphoreszenz
besteht darin, dass Fluoreszenzübergänge spinerlaubt sind, also der Auswahlregel ΔS ≠
0 folgend und somit zwischen Zuständen gleichen Spins auftreten.
- Diese fehlende Spinänderung ist auch für die kurze Dauer des
angeregten Zustandes bei der Fluoreszenz und die damit sehr rasche
Relaxation (und Lichtemission) nach Ende der Anregung verantwortlich.
- Fluoreszenz und Phosphoreszenz sind Formen der Lumineszenz.
Voraussetzungen
- Voraussetzungen für eine Fluoreszenz sind:
- Absorption von Licht
- Behinderte Energieabgabe auf dem alternativen Relaxationsweg (z.B. bei
sehr starren Molekülen, die so die eingestrahlte Energie nicht über
Schwingungsenergie (= Wärme) abgeben können)
- Sind beide Vorraussetzungen in Molekül oder einem Teil eines Moleküls
erfüllt, so kann man von einer Fluoreszenz des betreffenden Moleküls
ausgehen.
- Den für die Fluoreszenz verantwortlichen Molekülteil bezeichnet man als Fluorophor.
Funktionsprinzip
- Durch die Absorption von Licht erhöht sich die Energie im Fluorophor; er
wird angeregt.
- In diesem angeregten Zustand bleibt der Fluorophor eine kurze Zeit
(Fluoreszenzlebensdauer), bevor er dann die aufgenommene Energie ganz (im
Falle der Resonanzfluoreszenz) oder teilweise als Licht abstrahlt und so in
den Grundzustand zurückkehrt.
- Wird nur ein Teil der aufgenommenen Energie als Licht abgegeben, so
muss der Rest als Schwingungsenergie (Wärme) abgebaut werden.
- Zudem muss hier, da ein Teil der Energie des eingefangenen Photons
für das neu ausgesendete fehlt, aufgrund der Stokesschen Regel, die
Wellenlänge des emittierten Photons größer als die des aufgenommenen
Photons sein (Stokes-Shift).
- Je starrer ein Fluorophor ist, desto näher liegt normalerweise
seine Emissionswellenlänge an seiner Anregungswellenlänge, da hier
ein geringerer Teil der Energie des absorbierten Photons in
Schwingungsenergie umgewandelt werden kann.
- Die Summe der abgegebenen Energiemengen muss stets gleich der
aufgenommenen Energie sein.
- Die Wahrscheinlichkeit, mit der die Anregung eines Fluorophors tatsächlich zur Emission eines Fluoreszenzphotons führt,
bezeichnet man als Quantenausbeute.
- Diese Quantenausbeute lässt sich durch Gegenwart bestimmter, als Quencher
bezeichneter, Stoffe senken.
- Quencher fördern alternative Relaxationswege zu Lasten der Ralaxation
unter Emission von Licht (= Fluoreszenz). Dies wird daher auch als "quenching"
bzw. Fluoreszenzlöschung bezeichnet.
- Ein wichtiger Quencher, besonders für die Fluoreszenz organischer Fluorophore, ist
O2. Dies lässt sich z.B. zur Messung der
Sauerstoffkonzentration einsetzen.
- Ein anderer wichtiger Quencher ist Chlorid.
- Die Abhängigkeit der Fluoreszenzquantenausbeute von der Konzentration eines Quenchers
kann oft mit der Stern-Volmer-Gleichung hinreichend gut berechnet werden.
Geschichtliches
- Die Bezeichnung Fluoreszenz leitet sich vom fluoreszierenden Mineral Fluorit (Flussspat, Calciumfluorid,
CaF2) ab.
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