Fluorimetrie
Synonym
- Fluoreszenz-Spektrometrie, Spektrofluorimetrie
Definition
- Verfahren zur qualitativen und quantitativen Bestimmung von
fluoreszierenden Substanzen.
Messprinzip
- Dass Messprinzip ist die Messung der durch Fluoreszenz
emittierten Strahlung einer Substanz nach vorheriger Anregung.
- Die Anregung erfolgt normalerweise durch Licht mit höherer Frequenz als
das später emittierte. Meist wird mit UV-Licht angeregt und dann das
Fluoreszenzsignal im sichtbaren Bereich oder im NIR ausgewertet. Es sind
jedoch auch Messungen im UV-Bereich möglich.
- Für die Intensität des zu messenden Lichts gilt folgender Zusammenhang:
IF |
: |
Intensität der Fluoreszenz |
Φk |
: |
stoffspezifische Quantenausbeute |
I0 |
: |
eingestrahlte Lichtintensität |
ε |
: |
molarer Extinktionskoeffizient |
c |
: |
molare Konzentration |
d |
: |
Schichtdicke der Probe |
- Normalerweise wird die nach Anregung mit einer konstanten Wellenlänge
emittierte Fluoreszenz gemessen. Dieses Verfahren liefert
"kontinuierliche" Emissionsspektren.
- Alternativ kann auch die Anregung bei unterschiedlichen Wellenlängen
erfolgen und die auf die jeweilige Anregungswellenlänge erfolgende
Fluoreszenzantwort aufgezeichnet werden. Summiert man die
Fluoreszenzantworten für die jeweiligen Wellenlängen und trägt sie gegen
die Anregungswellenlänge auf, so erhält man ein Anregungsspektrum (excitation
spectrum).
Aufbau
- [BILD]
- Bei einem klassisch aufgebauten Fluorimeter erfolgen Anregung und
Fluoreszenzmessung senkrecht zueinander.
- Dadurch trifft das eingestrahlte Licht normalerweise (außer durch
Streuung) nicht auf den Detektor, der so nur das tatsächlich durch Fluoreszenz
entstehende und in alle Richtungen abgestrahlte Licht empfängt.
- Das Signal-Rausch-Verhältnis wird so erheblich verbessert (etwa um
Faktor 105 verglichen mit einem nur Monochromatoren zur
Trennung von Anregungs- und Fluoreszenz-Wellenlänge verwendenden System
mit einer 180°-Anordnung von Lichtquelle und Detektor.
- Bei einigen Geräten findet man auch andere Winkel zwischen
Anregungslichtquelle und Detektor.
- Insbesondere Geräte zur Messung trüber Proben verwenden häufig sehr
spitze Winkel zwischen Anregungslichtquelle und Detektor.
- Einfache Fluoreszenz-Spektrometer können z.T. nur bei bestimmten
Wellenlängen anregen. Diese werden über die Art der
Anregungslichtquelle und zusätzliche Farbfilter vorgegeben. Diese dienen
hier auch häufig zum Herausfiltern des Fluoreszenzanteils aus evtl.
Streulicht.
- Bessere Geräte verwenden Monochromatoren zur Auswahl der Anregungs- und
Messwellenlänge.
- Als Anregungslichtquellen kommen meist zum Einsatz:
- Quecksilberdampflampen
- Ältere Geräte verwenden häufig Quecksilberdampflampen als
Lichtquelle. Da diese relativ preiswert sind, findet man sie auch
heute noch in sehr einfachen Geräten.
- Die typische Anregungswellenlänge dieser Geräte beträgt 365 nm, was einer der Spektrallinien
einer Quecksilberdampflampe
entspricht.
- Andere Wellenlängen werden meist mit Hilfe von Filtern ausgewählt,
jedoch sind aufgrund des Linienspektrums von Quecksilberdampflampen
nicht alle Anregungswellenlängen möglich.
- Xenon-Lampen
- Xenon-Lampen emittieren über einen Bereich von 300 - 800 nm Licht
mit relativ konstanter Intensität. Ihre Lichtstärke ist meist auch
noch in Bereich hinab bis 200 nm ausreichend.
- Kombiniert mit Monochromatoren, wie Gittern oder Prismen, lassen
sich praktisch alle Wellenlängen ihres Spektralbereiches als
Anregungswellenlängen auswählen und einsetzen.
- Laser
- Beim Einsatz eines Lasers als Anregungslichtquelle benötigt man
aufgrund des sehr engen Frequenzspektrums eines Lasers meist keinen
weiteren Monochromator im Strahlengang vor der Probe. Ausnahmen sind
Laser mit mehreren Emissionswellenlängen.
- Vorteilhaft gegenüber Xenon-Lampen ist ihr extrem enges
Wellenlängenspektrum, das Messungen bei Bandbreiten von unter 1 nm
ermöglicht. Als Nachteil ist ihre geringe Flexibilität bei der
Auswahl der Anregungswellenlänge zu nennen.
- Für bestimmte Messverfahren werden eingestrahltes und von der Probe
emittiertes Licht zusätzlich durch Polarisationsfilter geleitet. So lassen
Informationen über Gewicht und Größe der fluoreszierenden Strukturen
erhalten (vgl. Fluoreszens-Polarisations-Assay, FPA).
- Der eigentliche Detektor ist meist ein Photomultipliersystem, das den
gewählten Emissionsbereich der Probe in ein Signal integriert aufzeichnet.
Mehrkanalige Detektoren, z.B. Dioden-Array-Detektoren können prinzipiell
ebenfalls eingesetzt werden, finden aber bisher weniger Verwendung.
Auswertung
- Bis zu einer gewissen Konzentration des Fluorophors in der Probe, kann von
einer Proportionalität zwischen Konzentration und Fluoreszenzsignal
ausgegangen werden.
- Dieser Zusammenhang ist wird mit steigender Konzentration zunehmend durch
andere Effekte, z.B. sogenannte innere Filtereffekte gestört
- Ein Teil der emittierten Fluoreszenz kann durch andere Bestandteile
der Probe (evtl. sogar durch andere Bereiche des gleichen Moleküls)
absorbiert werden (Reabsorption) und so nicht mehr zum Detektor
gelangen.
- Bei sehr hohen Konzentrationen kann auch das bis zu den von Detektor
erfassten Molekülen gelangende Anregungslicht bereits durch vorherige
Interaktionen soweit abgeschwächt sein, dass hier nicht mehr alle
Fluorophore angeregt werden und somit das erhaltene Signal schwächer
ist, als eigentlich aufgrund der Konzentration zu erwarten.
- Für die quantitative Auswertung wird meist das Standardadditionsverfahren
verwendet. Dessen Auswertung erfolgt entweder graphisch oder rechnerisch, nach
folgender Formel:
mS |
: |
Masse der Probe pro Volumeneinheit |
IS |
: |
Intensität der Fluoreszenz der Probe |
IBl |
: |
(mittlerer) Blindwert |
IAdd |
: |
Intensität der Lösung mit zugesetztem Standard |
mAdd |
: |
Masse des zugesetzten Standards |
VS |
: |
eingesetztes Volumen der Probe |
VAdd |
: |
zugesetztes Volumen des Standards |
- Neben den oben angesprochenen inneren Filtereffekten gehen weitere
Faktoren in ein gemessenes Fluoreszenzspektrum ein, die eine
Standardisierung von Fluoreszenzspektrum erschweren.
- Dazu gehören u.a. Faktoren wie tatsächliche Intensität der
Anregungslichtquelle bei der gewählten Wellenlänge, effektive Breite des
eingestrahlten und gemessenen Wellenlängenspektrums, Veränderungen
innerhalb der Probe während und durch die Messung sowie Streuungseffekte
(insbesondere Rayleigh- und Raman-Streuung).
- Rayleigh-Streuung führt zu Streulicht mit der gleichen Wellenlänge,
wie das gestreute Licht.
- Das durch Raman-Streuung entstehende Licht hat normalerweise eine
größere Wellenlänge als das gestreute Licht. Raman-Streuung entsteht,
wenn das zu streuende Licht, Elektronen im Molekül auf ein
"virtuelles" erhöhtes Energieniveau hebt, von dem sie
anschließend unter Lichtaussendung wieder herunterfallen, ohne dabei
jedoch ihren vorherigen Zustand wieder komplett anzunehmen. In Fluoreszenzspektren
findet man Raman-Streuung stets in einem konstanten Wellenzahlabstand
zur Anregungswellenlänge.
Bemerkungen
- Um etwaige Eigenfluoreszenzen durch Lösemittel oder andere Reagenzien aus
dem Messwert zu kompensieren, muss der Messwert durch eine zusätzliche
Blindwertmessung korrigiert werden.
- Da es keinen spezifischen Fluoreszenzfaktor gibt, müssen für
quantitative Bestimmungen immer Vergleichsmessungen durchgeführt werden.
- Die Verwendung von Kunststoffgeräten sollte vermieden werden, da diese
u.U. schwermetallhaltige Weichmacher enthalten können. Schwermetall-Ionen
können aus dem Kunststoff in die Lösung freigesetzt werden und dort die
Fluoreszenz stören.
- Fluorophore Systeme enthalten im Allgemeinen mindestens zwei aromatische
Ringe und mindestens einen zusätzlichen Elektronendonator.
- Wird bei kürzeren Wellenlängen gemessen, so zeigen auch Systeme mit
kleineren chromophoren Systemen eine Fluoreszenz.
- Die Fluoreszenz liefert "kontinuierliche" Spektren, nicht nur
einzelne Linien.
- Einige Ionen, z.B. Chlorid oder Hydroxyl, verhindern bzw. löschen in
höherer Konzentration die Fluoreszenz. Sie werden als Quencher
bezeichnet.
Leistungsbewertung
Pharmazeutische Anwendung
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