Ivabradin

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Chronische, stabile Angina pectoris bei Erwachsenen mit Sinusrhythmus und Kontraindikationen oder Unverträglichkeit gegenüber β-Adrenozeptor-Antagonisten
  • Chronische Herzinsuffizienz (NYHA II bis IV) mit systolischer Dysfunktion, bei Patienten im Sinusrhythmus mit einer Herzfrequenz ≥ 75 Schläge pro Minute und in Kombination mit Standardtherapie
  • Als Zusatztherapie zu β-Adrenozeptor-Antagonisten, wenn deren antiarrhythmische Wirkung allein nicht ausreicht

Kontraindikationen

  • Herzfrequenz unter 60 Schläge/min, Hypotonie ( < 90/50 mmHg)
  • Kardiogener Schock, akuter Myokardinfarkt,
  • Sick-Sinus-Syndrom, SA-Block, AV-Block dritten Grades
  • Instabile Angina pectoris
  • Patienten mit instabiler oder akuter Herzinsuffizienz, sowie mit einer Herzschrittmacher-Abhängigkeit
  • Schwere Leberinsuffizienz
  • Gleichzeitige Anwendung von starken Inhibitoren von CYP3A4 (z.B. Clarithromycin, Erythromycin, Itraconazol, Josamycin, Ketoconazol, Nefazodon, Nelfinvir, Ritonavir, Telitrhomycin)
  • Schwangerschaft, Stillzeit

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Häufig

  • Phosphene (dosisabhängig, 2 - 14,5 %)
    • Phosphene sind Lichtwahrnehmungen im Sinne isolierter Aufhellungen im Gesichtsfeld. Diese verbesserten sich bei 77,5 % der Betroffenen während der Behandlung wieder oder verschwanden nach Ende der Behandlung. Als Grund wird die kompetitive Hemmung des Ih-Kanals in der Retina angesehen, der dem kardialen If-Kanal sehr ähnlich ist. Aus diesem Grund sollte bei Patienten mit Retinitis pigmentosa auf eine strenge Indikationsstellung geachtet werden.
  • Bradykardie (dosisabhängig, 2 - 5 %)
  • Kopfschmerzen (2,6 - 4,8 %), Benommenheit
  • AV-Block ersten Grades, ventrikuläre Extrasystolen
  • Verschwommenes Sehen

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis  
Einzeldosis  

Handelsnamen

  • Procoralan

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkungen

  • Senkung der Herzfrequenz

Wirkmechanismen

  • Ivabradin hemmt selektiv und spezifisch den f-Ionenkanal (If-Kanal), der als intrinsischer Schrittmacher die spontane diastolische Depolarisation des Sinusknotens kontrolliert und so die Herzfrequenz reguliert. 
    • Der Index f für den Ionenstrom steht für "funny", weil die Eigenschaften zum Zeitpunkt der Entdeckung so ungewöhnlich waren, im Vergleich zu bekannten Systemen. Beim If-System handelt es sich um einen gemischten Einstrom von Na+ und K+.
  • Es kommt zu einer Senkung der Schlagfrequenz des Herzens, die konzentrations- und aktivierungsabhängig ("use-dependent") ist. Bei Vorliegen einer hohen Herzfrequenz ist die Senkung also stärker, als bei bereits niedriger. In der Folge der Frequenzsenkung sinkt der Sauerstoffbedarf des Herzens und die in der nun verlängerten Diastole erfolgende Blutversorgung des Myokards wird verbessert.
  • Die kardialen Wirkungen sind ausschließlich auf den Sinusknoten konzentriert und zeigen keinen Einfluss auf intraatriale, atrioventrikuläre (PQ-Zeit) oder intraventrikuläre Leitungszeiten. Auch die myokardiale Kontraktilität, die ventrikuläre Repolarisation (QTc-Zeit), sowie Hämodynamik und Blutdruck werden nicht beeinflusst.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) ca. 40 %
Clearance (CLtot)  
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) ca. 11 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0)  
Plasmaproteinbindung (PB) ca. 70 %
tmax ca. 1 h
Verteilungsvolumen (Vapp)  

Resorption

  • Ivabradin wird nach oraler Einnahme schnell und fast vollständig resorbiert. Aufgrund eines ausgeprägten hepatischen First-pass-Effekts beträgt die Bioverfügbarkeit jedoch nur ca. 40 %.
    • Die Einnahme zu einer Mahlzeit erhöht die Bioverfügbarkeit um etwa ein Viertel.

Metabolisierung

  • Ivabradin wird vor allem über CYP3A4 metabolisiert, wobei die Substanz nicht als Enzyminduktor oder -inhibitor wirkt.
  • Die Elimination erfolgt biphasisch: Die initiale Halbwertszeit beträgt etwa 2 h, die terminale etwa 11 h.

Geschichtliches

  • Ivabradin wurde im Oktober 2005 in Europa zugelassen.
  • Die Einführung in Deutschland erfolgte zum 2. Januar 2006 unter dem Handelsnamen Procoralan® durch Servier.
  • Die Zulassung bei chronischer Herzinsuffizienz erfolgte im Februar 2012.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C27H36ON2O5

Molekülmasse

  • 468,585

IUPAC

  • (S)-3-{3-[(3,4-Dimethoxybicyclo[4.2.0]octa-1,3,5-trien-7-yl]methyl)methylamino]propyl}-1,3,4,5-tetrahydro-7,8-dimethoxy-2H-3-benzazepin-2-on

CAS-Nummer

  • 155974-00-8

Eigenschaften

Schmelzpunkt (HCl) 135 - 140 °C
pKS  

Analytik

IR-Spektrum

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