Rhesus-System

Allgemeines

  • Die Rhesus-Eigenschaft wurde zuerst an Rhesusaffen entdeckt, daher der Name.
  • Bestimmt wird sie durch die Antigene C,c,D,E und e auf der Zelloberfläche der Erythrozyten.
  • Das wichtigste dieser Antigene ist das D-Antigen, der sogenannte Rhesusfaktor.
  • Personen mit D-Antigen werden als "rhesuspositiv", Personen ohne das D-Antigen als "rhesusnegativ" bezeichnet. 
  • Von der deutschen Bevölkerung sind nur ca. 15 % rhesusnegativ.
  • Dies ist nicht weiter verwunderlich, da sie den Genotyp "dd" aufweisen müssen und die Eigenschaft "d" rezessiv vererbt wird. Folglich überwiegen "DD", "Dd" und "dD", die allesamt rhesuspositiv sind.

Medizinische Bedeutung

  • Rhesusnegative Personen bilden erst Antikörper gegen das D-Antigen, wenn es zu einem Blutkontakt mit Rh-positivem Blut kommt. (Hingegen sind Die Antikörper des AB0-Systems genetisch determiniert und von Anfang an vorhanden.) 
  • Kommt es zu einem zweiten Blutkontakt, so kommt es zu einer Agglutination der Erythrozyten.
  • Das D-Antigen gehört zur Klasse IgG und ist daher plazentagängig. 
  • Der Rhesusfaktor spielt daher eine wichtige Rolle bei Schwangerschaften, wenn die Mutter rhesusnegativ, das Kind jedoch rhesuspositiv ist. Bei der Geburt kann Blut des Kindes in das Blutsystem der Mutter gelangen und dort eine Antikörperbildung bewirken. Bei einer erneuten Schwangerschaft, bei der das Kind wieder rhesuspositiv ist, können diese Antikörper ins Blut des Kindes gelangen und schwere Schäden verursachen, da die Antikörper die Erythrozyten des Kindes zerstören. Es kommt zur Anämie und Ödembildung, diese Komplikationen können zu schweren Behinderungen oder zum Absterben des Fetus führen. Das Hämoglobin wird ebenfalls zerstört und es entsteht Bilirubin als Abbauprodukt. Dieses wird normalerweise in der Leber abgebaut. Vor der Geburt übernimmt die Leber der Mutter diesen Abbau, nach der Geburt muss sich das Kind selbst um das Bilirubin kümmern. Da bei Neugeborenen die Leber aber noch nicht voll funktionstüchtig ist, kommt es zu einer Anreicherung des Bilirubins im Körper. Dies führt zu Hyperbilirubinämie und Ikterus. Kommt es zu einem Kernikterus, können schwere irreversible Schäden am ZNS entstehen. 
  • Um die Antikörperbildung der Mutter zu verhindern, werden maximal 72 Stunden nach der Geburt des ersten rhesuspositiven Kindes der Mutter Antikörper gegen das D-Antigen injiziert. So werden die in den Blutkreislauf der Mutter gelangten Antigene abgefangen, ohne dass das Immunsystem der Mutter eigene Antikörper produziert. Dies entspricht einer passiven Immunisierung. 
  • Die fremden Antikörper bilden sich mit der Zeit zurück, so dass sie bei der nächsten Schwangerschaft nicht mehr im Blutkreislauf der Mutter vorhanden sind. 
  • Die Gabe von Antikörpern muss auch bei jedem Schwangerschaftsabbruch durchgeführt werden, da die Antigene bereits ab der 8. Woche vorhanden sind.
  • Der umgekehrte Fall (Mutter Rh-positiv, Kind Rh-negativ) stellt kein Problem dar, weil Ungeborene noch keine spezifische Abwehr besitzen. 
  • Gelangt also Blut aus dem mütterlichen Organismus in den des Kindes, so ist das Kind nicht in der Lage, Antikörper gegen das D-Antigen zu produzieren.

 


 

 

 

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