13C-NMR-Spektrometrie
Allgemeines
- Der "normale" Kohlenstoff des Isotops 12C weist
keinen resultierenden Kernspin auf und ist daher Messungen der Kernresonanz
nicht zugänglich. Das Isotop 13C hingegen weist einen messbaren
Kernspin auf, der mit I = 0,5 dem des Wasserstoffisotops 1H
entspricht.
- Damit können die Gesetzmäßigkeiten der 1H-NMR-Spektrometrie
im Prinzip auch auch die 13C-NMR-Spektrometrie übertragen
werden, allerdings bestehen einige Schwierigkeiten:
- Die Konzentration des Isotops 13C in natürlichen
Verbindungen entspricht - nach dem prozentualen Anteil des Isotops an
der Gesamtzusammensetzung des Kohlenstoffs - nur ca. 1,1 %. Somit sind
nur wenige Atomkerne einer kohlenstoffhaltigen Probe überhaupt
erfassbar.
- Zudem ist das magnetische Moment des 13C-Kerns nur ca.
0,25-mal so stark, wie das des 1H-Kerns. Daraus ergeben sich
auch Unterschiede in der Resonanzfrequenz.
- Durch Einsatz spezieller Entkopplungsverfahren und Anwendung der
PFT-NMR-Spektrometrie lassen sich jedoch brauchbare Messungen durchführen.
Resonanz
- Die Resonanzfrequenz eines Atomkerns ist gemäß der Lamor-Gleichung
abhängig von seinem gyromagnetischen Verhältnis γ
und vom angelegten magnetischen Fluss B0.
- Da γ für 13C mit 0,673 nur rund ein
Viertel des γ für 1H (= 2,675)
beträgt, ergeben sich auch für die Resonanzfrequenzen nur Werte, die ca.
einem Viertel des Wertes für 1H entsprechen.
- Ein Spektrometer mit einer auf 1H bezogenen Frequenz von 300
MHz hat also in Bezug auf 13C eine Resonanzfrequenz von ca. 75
MHz.
Chemische Verschiebung
- Die chemische Verschiebung tritt auch in der 13C-NMR-Spektroskopie
auf. Tatsächlich ist sie hier sogar deutlich stärker ausgeprägt, als in
ihrem 1H-Pendant.
- Die Werte für Δ liegen in einem Bereich von
ungefähr 0 - 200 ppm.
- Die chemische Verschiebung ist im Wesentlichen auf drei Einflüsse
zurückzuführen:
- Hybridisierungsgrad des Kohlenstoffs
- Substituenteneinflüsse
- Elektronendichte
- Der Einfluss von Lösemittel und Temperatur ist nur relativ schwach
ausgeprägt.
Einfluss des Hybridisierungsgrades
- Die starken Unterschiede zwischen den chemischen Verschiebungen von 1H-
und 13C-NMR-Spektrogrammen sind zu einem großen Teil auf die
unterschiedlichen Elektronenkonfigurationen der beiden Atome
zurückzuführen.
- So finden sich beim Kohlenstoff unterschiedliche Hybridisierungsgrade, die
auch p-Orbitale aufweisen. Diese führen zu einem lokalen Magnetfeld, das
parallel zum angelegten äußeren Feld verläuft und es somit lokal
verstärken. Folge ist eine Entschirmung des Kerns.
- Mit steigender Hybridisierung zeigt sich jedoch verstärkt ein
abschirmender Effekt, so dass sp3-hybridisierte Kerne meist im
hohen Feld zu finden sind.
- Der typische Bereich von Signalen sp3-hybridisierter 13C-Kerne
liegt bei 0 bis 70 ppm, der der sp2-hybridisierten Kerne bei ca.
110 bis 150 ppm.
Einfluss von Substituenten
- Durch Einführung von Alkylsubstituenten an ein 13C-Atom wird
dieses entschirmt und damit ins tiefe Feld verschoben. Diese Entschirmung
ist auch noch an 13C-Atomen in β-Position
zu erkennen. Kerne in γ-Position zum
eingeführten Alkylsubstituenten zeigen hingegen eine verstärkte
Abschirmung. Diese Verschiebung ins hohe Feld wird als γ-Effekt
bezeichnet.
- Polare Substituenten führen gegenüber der unsubstituierten Bindung C-H
zu einer relativ starken Entschirmung des Signals des α-Kerns.
Die Werte für Δ betragen bis ca. 70 ppm. Der
Einfluss auf 13C-Kerne in β-Position
beträgt bis ungefähr 10 ppm. Auch hier kommt es in γ-Position
zu einer Verschiebung ins hohe Feld, wobei die Stärke dieser Verschiebung
auch bis ca. 10 ppm betragen kann.
- Einige Beispiele für Subsituenteneinflüsse sind in der folgenden Tabelle
angegeben:
X-Cα-Cβ-Cγ-Cδ |
Δ
[ppm] |
Cα |
Cβ |
Cγ |
Cδ |
H |
14,0 |
22,8 |
32,0 |
29,4 |
Br |
34,0 |
33,4 |
28,9 |
29,5 |
HOOC |
34,8 |
25,5 |
29,7 |
30,4 |
H2N |
42,6 |
34,3 |
27,1 |
29,7 |
Cl |
45,2 |
33,3 |
27,4 |
29,5 |
HO |
62,3 |
33,0 |
26,2 |
29,2 |
O2N |
78,5 |
25,9 |
27,3 |
28,4 |
F |
84,1 |
30,6 |
25,2 |
29,7 |
Einfluss der Elektronendichte
- Die Beeinflussung der chemischen Verschiebung durch die Elektronendichte
ist bei olefinischen Kohlenstoffatomen besonders ausgeprägt.
- Eine Erhöhung der Elektronendichte durch induktive oder mesomere Effekte
führt zu einer Verschiebung des Signals ins hohe Feld, da die Kerne
zusätzlich abgeschirmt werden.
- So verursachen Elektronendonatoren an Doppelbindungen eine Erhöhung der
Elektronendichte am β-C-Atom und damit eine
Verschiebung zu kleineren δ-Werten.
- Elektronenakzeptoren vermindern hingegen die Elektronendichte am β-C-Atom
von Doppelbindungen und führen so zu einer Entschirmung.
- Für Aromaten gilt, dass elektronenschiebende Substituenten in o- oder
p-Position zu einer Erhöhung der Elektronendichte und somit einer
Tieffeldverschiebung, elektronenziehende Substituenten in der gleichen
Position zu einer Hochfeldverschiebung führen.
- Für Kohlenstoff-Ionen ergeben sich chemische Verschiebungen von ca. 20
bis 150 ppm bei Carbanionen und ca. 150 bis 350 ppm bei Carbokationen.
- Einige chemische Verschiebungen, die v.a. durch die Elektronendichte
beeinflusst sind sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:
X-CH=CH-CH3 |
Δ
[ppm] |
Ca |
Cb |
H |
115,9 |
133,4 |
Cl |
128,9 |
117,2 |
H3CO |
147,6 |
96,0 |
O2N |
139,0 |
140,9 |
NC |
101,7 |
151,5 |
Spin-Kopplungen
- In der 13C-Spektrometrie kann es zu zwei Arten von
Spin-Kopplungen kommen:
- Heteronukleare Kopplungen
- Die 13C-Kerne koppeln mit anderen NMR-aktiven Kernen,
z.B. 1H, 2D, 19F oder 31P
- Homonukleare Kopplungen
- Ein 13C-Kern koppelt mit anderen 13C-Kernen.
- Diese Art der Kopplung ist jedoch aufgrund der Seltenheit von 13C
in natürlichen Verbindungen nur sehr selten zu beobachten.
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