Hepatische Clearance

Definition

  • Der Anteil der Gesamtclearance, der durch die Leber geleistet wird.

Bemerkungen

  • Die hepatische Clearance ist eine Organclearance.
  • Um die Eliminationsleistung der Leber quantitativ zu beschreiben, können physiologische Modelle herangezogen werden, die den Einfluss verschiedener Parameter berücksichtigen.
  • Wichtige Parameter für die Beschreibung der hepatischen Clearance sind:
    • hepatischer Blutfluss (Q)
    • intrinsische Clearance (CLint)
    • Anteil des ungebundenen Arzneistoffs im Blut (fu)
  • Die Clearance ergibt sich in solchen Modellen als Produkt aus dem Blutfluss und einem Extraktionskoeffizienten:

CL : Clearance [ml/min]
Q : hepatischer Blutfluss [ml/min]
E : Extraktionskoeffizient [1]
  • Der Extraktionskoeffizient ist direkt messbar als Unterschied der Konzentrationen des zu entfernenden Stoffs vor und nach der Leberpassage.
  • Ein Extraktionskoeffizient von 0 bedeutet somit, dass kein Stoff entfernt wurde, während ein Wert von 1 für eine vollständige Extraktion steht.
  • In den Extraktionskoeffizienten gehen mindestens die intrinsische Clearance und der Blutfluss ein:

  • Für die hepatische Clearance ergibt sich somit:

  • Der durchschnittliche Blutfluss durch die Leber beträgt etwa 1,5 l/min.
  • Die Clearance kann nun entweder perfusions- oder kapazitätslimitiert sein.

Perfusionslimitierte Clearance

  • Bei der perfusionslimitierten Clearance ist die Kapazität aus intrinsischer Clearance und ungebundenem Stoff im Blut deutlich höher als die vom Blutfluss abgeforderte.
  • Die Clearance ist hier überwiegend vom Blutfluss anhängig, da ein Großteil des durch die Leber fließenden Blutes sofort vom zu entfernenden Stoff befreit wird.
  • Arzneistoffe für die dieses Szenario gilt, also von denen mindestens ca. 60 % während der ersten Leberpassage entfernt werden, bezeichnet man als "High Extraction Drugs".
  • "High Extraction Drugs" zeigen allgemein einen ausgeprägten First-Pass-Effekt und damit eine niedrige Bioverfügbarkeit nach peroraler Applikation.
  • Die Clearance von "High Extraction Drugs" ist anfällig gegenüber Änderungen des hepatischen Blutflusses.

Kapazitätslimitierte Clearance

  • Bei der kapazitätslimitierten Clearance ist die Kapazität aus intrinsischer Clearance und ungebundenem Stoff im Blut deutlich niedriger als die vom Blutfluss abgeforderte.
  • Die mit dem Blut transportierte Menge des zu entfernenden Stoffs ist höher, als die, die entfernt werden kann. Es bleibt ein Anteil des Stoffes (mindestens etwa 80 %) im Blut zurück.
  • Arzneistoffe für die dieses Szenario gilt bezeichnet man als "Low Extraction Drugs".
  • "Low Extraction Drugs" sind anfällig gegenüber Änderungen der Enzymaktivität der Leber und dem Anteil der Proteinbindung.

Bemerkungen

  • "Intermediate Extraction Drugs" haben Extraktionskoeffizienten von etwa 0,2 bis 0,6. Hier ist die Extraktion also sowohl vom Blutfluss, als auch der intrinsischen Clearance abhängig.
 

www.BDsoft.de
pharm@zie
-
Bücher zum Thema Pharmazie bei Amazon