Offenes Zweikompartiment-Modell

Definition

Bemerkungen

  • Ist der Konzentrationsverlauf im Blutplasma mit den einfachen Exponentialfunktionen des offenen Einkompartiment-Modells nicht ausreichend beschreibbar, so sollte zunächst geprüft werden, ob ein offenes Zweikompartiment-Modell vorliegt. Meist reicht dieses bereits für eine hinreichend genaue mathematische Abbildung aus und es muss nicht auf die noch komplexeren Formeln eines Mehr-Kompartiment-Modells zurückgegriffen werden.
  • Voraussetzung für ein offenes Zweikompartiment-Modell ist, dass die Rückdiffusion des Wirkstoffs aus einem zweiten Kompartiment (z.B. Gewebe) geringer sein muss, als die Diffusion in dieses Kompartiment hinein.
  • Bei der Betrachtung der Plasmaspiegelkurven nach intravenöser Applikation lassen sich dann zwei Phasen unterscheiden, eine schneller abfallende α-Phase (Distributionsphase), die der schnellen Diffusion in das zweite Kompartiment entspricht und eine flacher verlaufende β-Phase (Elimination) die durch die langsamere Rückdiffusion des Wirkstoffs aus dem zweiten Kompartiment entsteht.
  • Im Zweikompartiment-System ist der Konzentrations-Zeit-Verlauf für eine intravenöse Einmalapplikation im zentralen Kompartiment (Blutplasma) gegeben als:

c : Konzentration
c0 : Ausgangskonzentration
A : Koeffizient für die α-Phase
B : Koeffizient für die β-Phase
Kα : Geschwindigkeitskonstante für die α-Phase
Kβ : Geschwindigkeitskonstante für die β-Phase
t : Zeit
  • Die aus den unterschiedlichen Halbwertzeiten der beiden einzelnen Phasen resultierende effektive Halbwertszeit lässt sich, anders als beim Einkompartiment-Modell, nicht der Elimination allein zurechnen, da auch Verteilungsvorgänge eine Rolle spielen. Es sollte daher besser von der Plasmahalbwertszeit, als von der Eliminationshalbwertszeit gesprochen werden.
  • Die einzelnen Geschwindigkeitskonstanten Kij für die Übergänge in bzw. aus den einzelnen Kompartimenten lassen sich aus den so genannten Hybridkonstanten A, B, Kα und Kβ der obigen Formel berechnen.
  • Andere Applikationsarten als die oben betrachtete intravenöse Einmalapplikation ergeben entsprechend komplexere Lösungsfunktionen mit jeweils einem zusätzlichen exponentiellen Term.

 

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