Influenzaviren
Allgemeines
- Die Influenzaviren A, B und C werden zu den Orthomyxoviren gerechnet. Es
handelt sich hier um ca. 120 nm große RNS-Viren, in denen vier
Antigenpartien nachweisbar sind: das Nukleokapsid, das Matrixprotein und die
beiden außen in Form von Spikes angeordneten antigenen Eigenschaften
Hämagglutinin und der Neuraminidase. Besonders das Hämagglutinin ist für
die Ausbildung einer schützenden Immunität wichtig.
- Hämagglutinin ist für die Pathogenität der Influenzaviren von
entscheidender Bedeutung, es muss durch Wirtszell-Proteasen oder durch
bakterielle Proteasen (z. B. von Staphylococcus
aureus) in 2 Hälften gespalten und somit aktiviert werden. Nur solche
Influenzaviren, die ein "aktiviertes" Hämagglutinin an ihrer
Oberfläche tragen, sind infektiös. Bei Fehlen entsprechender Proteasen
bleiben die Viruspartikelchen apathogen, sie können nicht zur Infektion
führen.
- Kennzeichen der Influenzaviren, besonders des Typs A, ist die große
Neigung der beiden Oberflächenantigene Neuraminidase und Hämagglutinin zu
Antigenveränderungen (Antigenshift durch Genaustausch bzw. durch Mutation).
Diese nur bei wenigen anderen Krankheitserregern zu beobachtende
Antigenvariabilität führt zu immer wieder veränderten Influenzaviren, die
mit den bislang vorhandenen Erregern nur mehr eine graduell unterschiedliche
Übereinstimmung haben und dementsprechend auf mehr oder weniger
ungeschützte Menschen treffen.
- Weiterhin zeichnen sich die Influenzaviren, auch hier wiederum in
besonderem Maße der Typ A, durch eine Tendenz zum epidemischen oder sogar
pandemiehaften Auftreten aus.
- Die Influenza oder Grippe beginnt nach einer Inkubationszeit von 2 - 3
Tagen mit lokalen Infektionserscheinungen von Seiten der oberen Luftwege und
mit mehr allgemeinen Symptomen, wie Fieber, Kopfweh, evtl. Erbrechen und
Durchfällen.
- Als Komplikation gefürchtet sind eine Pneumonie,
welche sehr häufig bakteriell sekundärinfiziert ist (meist mit Staphylokokken,
Influenzabakterien oder Streptococcus
pneumoniae), eine Myo-
und Perikarditis,
Sinusitis, Otitis
und seltener eine Enzephalitis.
- Besonders gefährdet sind Kinder unter einem Jahr, ältere Menschen und
pulmonale bzw. kardial vorgeschädigte Personen. Personen über 60 Jahren
sollten, genau wie andere Risikogruppen, geimpft werden.
- Die Grippe zeigt eine saisonale Häufung in den Wintermonaten. Wie schon
erwähnt, rufen Influenzaviren des Typs A Pandemien
hervor, so kam es in diesem Jahrhundert in den Jahren 1918/19, 1957 (Typ
Singapur) und 1968 (Typ Hongkong) zu solchen Pandemien. Allein die Pandemie
1918/19 hat schätzungsweise 20 Millionen Menschen das Leben gekostet.
- Die Grippeviren werden zumeist direkt durch Tröpfcheninfektion von Mensch
zu Mensch übertragen, seltener kann es auch zu einer indirekten Verbreitung
kommen.
- Tiere scheinen als Reservoir nicht in Betracht zu kommen.
- Eine Schutzimpfung ist möglich und insbesondere gefährdeten Personen
anzuraten, der Schutzeffekt ist allerdings nicht vollkommen, er liegt bei 60
- 80 %.
- Der Impfstoff enthält Teile des Erregers. Er muss jedes Jahr neu
hergestellt werden, weil die Viren neue Oberflächenantigene produzieren,
die von den vorhandenen Antikörpern nicht erkannt werden können.
- Da die Infektiosität der Influenzaviren offensichtlich groß ist, sollten
zu Epidemiezeiten Massenansammlungen von Menschen gemieden werden.
- Amantadinhydrochlorid zeigt bei Influenzaviren eine antivirale Wirkung, es
kann daher als Prophylaktikum in einer Epidemiesituation bei Risikopatienten
und Pflegepersonal eingesetzt werden. Interferone haben bislang keine
überzeugenden Erfolge gezeigt.
- Das Virus vermehrt sich in den Schleimhäuten des Kopfes und der Atemwege
-> Schleimbildung
- Das Virus ist nur Primärinfektor; eine nicht sekundär infizierte Grippe
führt kaum zu Komplikationen. Die Sekundärinfektion entstehen durch den
Angriff von Bakterien auf das geschädigte Immunsystem, z.B. durch
Eiterbakterien.
China-Grippe
- Influenzavirus der teilweise auch pathogen für Tiere (z.B. Schweine) ist.
Schweine sind für Tier- und Menschenviren anfällig, beide Virustypen
können sich im tierischen Organismus kombinieren, ein neuer Virus ist
entstanden, der für den Menschen pathogen ist.
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