Masern

Synonym

  • Morbilli

Definition

  • Akute Virusinfektion, gekennzeichnet durch starke katarrhalische Erscheinungen der oberen Luftwege und durch das typische Exanthem.

Erreger

Übertragung

  • Tröpfcheninfektion, auch über größere Entfernungen

Inkubationszeit

  • 10 - 14 Tage

Epidemiologie

  • Ansteckungsfähigkeit beginnt ca. 2 Tage vor Beginn des katarrhalischen Vorstadiums und dauert an, bis das Exanthem die Füße erreicht hat.
  • Die Infektiosität des Masernvirus ist sehr groß (> 95 %), fast alle Kontaktpersonen erkranken.
  • Der Durchseuchungsgrad ist hoch, daher tritt die Krankheit meist bereits im Kinderalter auf. 
  • Die Erkrankung zeigt einen Häufigkeitsgipfel in den Wintermonaten. Masern treten auch epidemisch auf. Werden sie in über lange Zeit isoliert lebende Bevölkerungsgruppen eingeschleppt, kommt es zu verheerenden Ausbrüchen mit hoher Letalität (Beispiel: Masernepidemie auf den Faröerinseln Mitte des vergangenen Jahrhunderts).
  • Die Immunität nach einer Maserninfektion besteht lebenslang.

Pathogenese

  • Direkte virusbedingte oder toxisch-allergische Permeabilitätssteigerung von Gefäß- und Zellwänden, die zu einem hämorrhagischen Einschlag des Exanthems sowie u.U. zu Endothelschäden im Bereich der Lungenkapillaren mit der Folge einer Pneumonose mit ungünstiger Prognose führen kann.

Klinik

  • Prodomalstadium
    • 3 - 5 Tage
    • Uncharakteristische katarrhalische Erscheinungen der oberen Atemwege, Rhinitis, Konjunktivitis, Pharyngitis mit Angina, Bronchitis (verquollenes Aussehen mit Lichtscheu und Husten), Fieber
    • Häufig Koplik- bzw. Gumann-Flecke mit anschließendem fleckigem Enanthem der gesamten Mundschleimhaut 
    • Nach Fieberabfall und in ca. einem Viertel der Fälle flüchtigem Vorexanthem besonders auf den Wangen folgt das:
  • Exanthemstadium
    • ca. 3 Tage
    • Erneuter Fieberanstieg bis auf ca. 39 - 40 °C
    • Typisches Masernexanthem, beginnend hinter den Ohren mit Ausbreitung über Hals, Gesicht, Schultern, Rumpf und Extremitäten: rosa- bis violettrote, follikulär betonte Effloreszenzen als klein- oder grobfleckiges, disseminiertes oder konfluierendes Exanthem, evtl. in der Mitte der Effloreszenzen hirsekorngroße, mit klarem Inhalt gefüllte Blasen (Morbilli vesiculosi)
    • Nach 3 - 4 Tagen schnelle, teilweise kritische, Entfieberung
  • Rekonvaleszenzstadium
    • Zunächst noch erhöhte Anfälligkeit gegenüber anderen Infektionen
    • Nach Abklingen des Exanthems pytiriasiforme Schuppung der Haut ohne Beteiligung der Hände und Füße.

Diagnose

  • Klinisches Bild
  • Virusanzüchtung aus Nasen-, Rachen- oder Konjunktivaabstrichen innerhalb der ersten Tage der Erkrankung
  • Serologisch über spezifische Antikörper

Therapie

  • Symptomatisch
  • Verhinderung bakterieller Sekundärinfektionen

Komplikationen

  • Die Masern führen in etwa 10 % zu ernsten Komplikationen.
  • Am häufigsten sind Otitis media, Pseudokrupp und Bronchopneumonie.
  • Nicht selten (1 Fall unter 1000 Erkrankten) kommt es zur Masernenzephalitis mit einer Letalität von 10 %. Bei Überstehen dieser Hirnentzündung bleiben Schäden wie epileptische Anfälle und Persönlichkeitsveränderungen. 
  • Sehr selten (1 Fall auf etwa 1 Million Masernerkrankter) sieht man als besonders schwerwiegende Komplikation eine subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE).
  • Gefürchtet sind auch bakterielle Sekundärinfektionen und die toxische Kreislaufinsuffizienz.

Prognose

  • Ohne Komplikationen gut, sonst Letalität von 3 - 5 %.
  • Die Masern verlaufen im Kindesalter meist harmloser als beim Erwachsenen.

Prophylaxe

  • Schutzimpfung
    • Bei Impfung mit einem abgeschwächten Masernvirusstamm kommt es eventuell zu einer sehr milden masernähnlichen Erkrankung. Da bei Anwendung der Maserntotvakzine Komplikationen in Form einer Panmyelopathie auftreten können, sollte man nur den Lebendimpfstoff verwenden. 
  • Bei gefährdeten Menschen (Patienten mit Immundefekten oder immunsuppressiver Therapie) kann die rechtzeitige Gabe (möglich bis einige Tage nach Masernkontakt) von Gammaglobulin aus Masern-Rekonvaleszentenserum den Ausbruch der Erkrankung verhindern.

 

 

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