Wasserhaushalt
Allgemeines
- Wasser nimmt unter den Bestandteilen des Körpers den größten Anteil
ein.
- Beim Neugeborenen beträgt dieser etwa 75 %, beim erwachsenen Mann 50 - 70
% des Körpergewichts.
- Bei Frauen ist der Wassergehalt deutlich geringer als bei Männern, weil
bei Frauen das Fettgewebe, das nur 10 - 30 % Wasser enthält, wesentlich
stärker ausgebildet ist.
- Bezieht man den Wassergehalt des Organismus auf die fettfreie
Körpermasse, so ergibt sich für beide Geschlechter ein relativ konstanter
Wasseranteil von 73 %.
- Der minimale Wasserbedarf des Erwachsenen beträgt 1,5 L/d, weil ein
Verlust von 0,9 L/d durch Verdunstung unvermeidlich ist, und die Niere
für die Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen ein Endharnvolumen von
mindestens 0,5 L/d benötigt.
- Für den Säugling ist der minimale Wasserbedarf mit 0,3 L/d anzusetzen.
Wasserbilanz
- Unter den klimatischen Bedingungen und Ernährungsgewohnheiten in
Mitteleuropa beträgt der tägliche Wasserumsatz ca. 2,5 L.
- Die Wasserzufuhr erfolgt dabei etwa zur Hälfte durch Trinken, zur anderen
Hälfte durch das mit der festen Nahrung aufgenommene Wasser sowie durch
Bildung von Oxidationswasser.
- Die Wasserabgabe findet überwiegend durch die Harnausscheidung, zum
geringeren Teil durch unmerkliche Wasserverdunstung (transepidermaler
Wasserverlust) über die Haut und die Lungen statt.
- Mit den Fäzes wird physiologisch nur ein kleiner Teil des täglichen
Wasserumsatzes ausgeschieden.
- Beim Säugling ist der relative Wasserumsatz erheblich größer als beim
Kleinkind oder beim Erwachsenen. So beträgt der tägliche Wasserumsatz beim
Säugling etwa 10 % des Körpergewichts, beim Erwachsenen hingegen nur etwa
3 - 4 %.
- Es ist daher leicht ersichtlich, dass Säuglinge für gefährliche
Störungen des Wasserhaushalts deutlich anfälliger sind, als
Erwachsene.
- Bei großer Hitze und schwerer körperlicher Arbeit kann der Wasserverlust
auf bis zu 1,5 Liter pro Stunde erhöht sein. Infolge der starken
Schweißsekretion tritt dabei gleichzeitig ein erheblicher NaCl-Verlust ein,
der durch zusätzliche Kochsalzzufuhr ausgeglichen werden muss.
Störungen des Wasserhaushalts
- Da unter den Bestandteilen des Körpers das Wasser den größten Anteil
einnimmt, können Störungen des Wasserhaushalts erhebliche
Beeinträchtigungen verschiedener Körperfunktionen bewirken, u.U. sogar zum
Tod führen.
- Eine negative Wasserbilanz löst eine Dehydratation
(Wasserdefizit), eine positive Wasserbilanz eine Hyperhydratation
(Wasserüberschuss) des Organismus aus.
- Den osmotischen Verhältnissen entsprechend unterscheidet man isotone,
hypertone und hypotone Hydratationsstörungen.
Regulation der Wasserausscheidung
- Durch eine Erhöhung oder Erniedrigung der Harnmenge trägt die Niere
zur Konstanz des Wasserhaushaltes im Organismus bei.
- Während bei Wassermangel, z.B. bei verringerter Trinkmenge oder nach
starken Blutverlusten, die Harnausscheidung reduziert ist, nimmt beim
Überwiegen der Flüssigkeitszufuhr, z.B. nach Trinken oder parenteraler
Infusion sogenannten freien Wassers, die Harnausscheidung zu.
- Die Nierenfunktion wird dabei hormonal gesteuert:
- Eine Zunahme des osmotischen Drucks des Plasmas oder des
Extrazellularraums wird durch spezielle Osmorezeptoren im Hypothalamus
registriert und führt zur Ausschüttung von antidiuretischem
Hormon (ADH), das die Wasserrückresorption in den Sammelrohren
erhöht (Antidiurese).
- Gleichzeitig löst eine Zunahme der Osmolarität des Blutes
Durstgefühl aus.
- Umgekehrt wird bei einem Wasserüberschuss infolge des verminderten
osmotischen Drucks die Freisetzung von ADH
gehemmt.
- Bei niedriger ADH-Konzentration ist die Wasserpermeabilität
reduziert, und infolge der verminderten Wasserresorption werden große
Mengen eines hypotonen Harns ausgeschieden (Wasserdiurese).
- Das Zentrum für den Wasserhaushalt im Hypothalamus spricht jedoch nicht
nur auf Änderungen der Osmolarität an, sondern wird auch von
Volumenrezeptoren in den Vorhöfen des Herzens
beeinflusst.
- So führt eine Abnahme des zentralen Blutvolumens zur Freisetzung von ADH
und damit zu einer verminderten Harnausscheidung.
- Umgekehrt wird bei Zunahme des Blutvolumens die ADH-Freisetzung gehemmt
und dadurch die Harnausscheidung gefördert.
- Diesen Einfluss des Blutvolumens auf die Diurese bezeichnet man als Gauer-Henry-Reflex.
- Die Volumenrezeptoren im Herzmuskel sind auch für die Freusetzung des atrialen
natriuretischen Peptids (ANP) verantwortlich, das die Ausscheidung von
Na+ und nachfolgend auch die von Wasser fördert.
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