Elektroneneinfangdetektor (ECD)

Synonym

  • Electron capture detector [engl.]

Definition

  • Bezeichnung für einen primär in der Gaschromatographie eingesetzten Detektor, dessen Messprinzip auf Veränderungen seiner elektrischen Eigenschaften durch in ihn eintretende geeignete Probenbestandteile beruht. 

Bemerkungen

  • Im Elektroneneinfangdetektor wird der zwischen zwei Elektroden fließende Strom gemessen und seine Veränderungen ausgewertet.
  • Die Kathode des Detektors wird durch einen β-Strahler (z.B. 3H, 63Ni) gebildet, der Primärelektronen aussendet.
  • Diese Primärelektronen treffen nun auf den Trägergasstrom oder Bestandteile der Probe. Dort löst die Kollision mit den Primärelektronen entweder freie Sekundärelektronen aus, oder aber die Primärelektronen werden eingefangen.
  • Im (stickstoffhaltigen) Trägergasstrom findet praktisch ausschließlich die Bildung von positiv geladenen N2-Molekülen und freien Sekundärelektronen statt, die durch ein von außen angelegtes konstantes elektrisches Feld zur Anode transportiert werden. Bei konstantem Trägergasstrom ergibt sich somit ein konstanter Grundstrom (Ionisationsgrundstrom) zwischen Kathode und Anode von einigen Nanoampere, der detektiert wird. 
  • Treten nun Bestandteile der Probe mit hoher Elektronenaffinität in den Detektor ein, so werden die vom β-Strahler ausgesendeten Primärelektronen von diesen teilweise eingefangen. Da bei diesem Einfangprozess keine freien Sekundärelektronen entstehen, kommen weniger Elektronen an der Anode an. Der gemessene Stromfluss ist vermindert.
  • Diese Verminderung des gemessenen Stroms stellt das Detektorsignal dar.
  • Die Nachweisgrenze liegt - bei geeigneten Proben - sehr niedrig, allerdings ist der lineare Bereich des Detektors auch relativ gering, weshalb quantitative Bestimmungen mit einem solchen "klassischen" ECD schwierig sein können. Problematisch ist hier vor allem, dass die durch den Elektroneneinfang gebildeten Anionen auch zur Anode gelangen können, was das gemessene Ausmaß des Elektroneneinfangs natürlich verfälscht, da die Anode nicht zwischen von einem Anion abgegebenen und freien Elektronen unterscheiden kann.
  • Moderne ECDs wandeln das beschriebene Verfahren ab und erreichen deutlich größere lineare Bereiche:
    • Das von außen angelegte konstante elektrische Feld des "klassischen" ECD wird durch ein gepulstes Feld ersetzt.
    • Während eines Pulses, der jeweils ca. 0,5 - 1 µs dauert, werden die leichten freien Elektronen aus dem Detektorspalt zur Anode getrieben und dort gemessen, während die schwereren und somit trägeren durch Elektroneneinfang gebildeten molekularen Anionen ihre Position relativ zur Anode kaum verändern und somit im Detektorspalt verbleiben.
    • In modernen ECDs wird nun jedoch nicht der bei den Pulsen gemessene Strom als Detektorsignal benutzt, sondern es wird vielmehr versucht diesen Strom über die aufeinanderfolgenden Messpulse hinweg konstant zu halten. Dazu wird die Frequenz mit der die Messpulse ausgesendet werden verändert. 
    • Je mehr Elektronen eingefangen werden, desto häufiger müssen die Pulse erfolgen. Die Probenkonzentration im Detektor wird also statt in einen variablen Strom in eine variable Pulsfrequenz umgewandelt.
  • Im Vergleich zum Flammenionisationsdetektor, sind die mit Elektroneneinfangdetektoren erreichbaren Nachweisgrenzen, z.T. deutlich niedriger. Die relativen Empfindlichkeiten schwanken zwischen etwa 1 und 106.

Ungefähre relative Empfindlichkeit eines ECD im Vergleich zu einem FID

Substanzklasse Empfindlichkeit ECD (FID = 1)
Kohlenwasserstoffe (Alkane, Alkene, Alkine) 1
Carbonsäureester, Ether 10
(Aliphatische) Alkohole, Amine, Ketone 100
Halogenierte Kohlenwasserstoffe (Br, Cl, F sowie Cl2 und F2) 1000
Halogenierte Kohlenwasserstoffe (Cl3), Aldehyde 10000
Halogenierte Kohlenwasserstoffe (I, Br2), Nitroverbindungen 100000
Halogenierte Kohlenwasserstoffe (I2, Br2, Cl>3, F>3) 1000000

Anwendungsgebiete

  • Der ECD wird vor allem in der Gaschromatographie eingesetzt. Kopplungen an HPLC oder Säulenchromatographie sind prinzipiell möglich, allerdings ist der Aufwand erheblich größer, da die Probe erst komplett in den gasförmigen Zustand überführt werden muss.
  • Geeignete Proben für eine Detektion per Elektroneneinfangdetektor sind vor allem Aldehyde, Nitroverbindungen und insbesondere halogenierte Substanzen. 

Geschichtliches

  • Der Elektroneneinfangdetektor wurde 1957 von James E. Lovelock entwickelt.
 

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