Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie
Synonyme
- High performance liquid chromatography (HPLC) [engl.], High pressure liquid chromatography
[engl.], Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie
Definition
- Prinzipiell der Säulenchromatographie vergleichbares
Verfahren, bei dem sehr feinkörnige Adsorbentien als Säulenmaterial
eingesetzt werden. Aufgrund der kleineren Zwischenkornvolumina und der
höheren Kapillarkräfte muss mit erhöhtem Druck (100 - 400 bar) gearbeitet
werden um eine effiziente Elution zu erreichen.
Funktionsprinzip
- Entsprechend der normalen Säulenchromatographie wird
die Trennung der Probe durch ein komplexes System von Wechselwirkungen
zwischen den Eigenschaften der Probe, der mobilen und der stationären Phase
bestimmt. Bei der Durchführung der HPLC spielen sowohl Verteilungs- als
auch Adsorptionsphänomene eine entscheidende Rolle.
- Ziel aller technischen Maßnahmen ist es, hohe Trennleistungen bei relativ
kurzer Trennstrecke und Retentionszeiten zu erreichen.
Anwendungsbereich
- Da sowohl qualitative, als auch quantitative Bestimmungen möglich sind,
eignet sich die HPLC sowohl für Identitäts- und Reinheitsbestimmungen, als
auch für Gehaltsbestimmungen.
- Die HPLC stellt in der pharmazeutischen Industrie das gängigste
analytische Verfahren für quantitative Bestimmungen dar. Dort konkurriert
sie in vielen Bereichen mit der Gaschromatographie.
Formen
- Normalphasen-Chromatographie
- Umkehrphasen-Chromatographie (reversed phase chromatography)
- Ionenpaarchromatographie
- Ionenchromatographie
Ablauf
- Die zu untersuchende Probe kann flüssig oder fest sein. Feststoffe
müssen vor dem Einbringen in den Analysenautomaten gelöst werden.
- Die flüssige Probe wird entweder manuell, mittels einer speziellen
Dosiereinrichtung (Dosierschleife) dem unter Druck stehenden Fließmittel
zugemischt und auf die Säule gegeben oder von sogenannten Autosamplern
automatisch eingespritzt.
- Die Dosierschleife ermöglicht die Applikation genau definierter
Mengen an Probelösung, indem sie ein genau definiertes Volumen
enthält. Für verschiedene manuell eingespritzte Probevolumina sind
also auch verschiedene Dosierschleifen notwendig.
- Moderne Autosampler können mit Hilfe von Dosierspritzen sämtliche
Volumina von weniger als 10 µl bis etwa 100 µl sehr volumengenau ins
System applizieren.
- Die Säule enthält ein festes Adsorbens, an dem die chromatographische
Trennung stattfindet. Das als Sorbens verwendete Material kann polare bis
unpolare Eigenschaften besitzen.
- Durch ständig nachgefördertes Fließmittel treten die einzelnen
Bestandteile der Probe nach und nach aus der Säule aus und werden von einem
Detektor aufgezeichnet (äußeres Chromatogramm).
Aufbau
HPLC-Pumpe
- Als Pumpen werden in der HPLC sogenannte Kolbenhubpumpen eingesetzt.
Diese arbeiten weitestgehend pulsationsarm und können die verwendeten
Drücke von bis zu 400 bar liefern.
- Die Strömungsgeschwindigkeit lässt sich meist im Bereich von 0,1 - 10
ml/min variieren.
Fließmittel / Mobile Phase
- Das Fließmittel stellt die mobile Phase dar. Seine Auswahl erfolgt
grundsätzlich anhand der eluotropen
Reihe.
- Bei der häufig verwendeten Umkehrphasen-Chromatographie (reversed phase
chromatography) kehrt sich die eluotrope
Reihe um. Daher hat Wasser dort die geringste Elutionskraft.
- An die verwendeten Fließmittel werden hohe Anforderungen gestellt:
- Polarität
- Chemische Reinheit
- Niedrige Viskosität
- Keine Störsignale im Detektor
- v.a. bei der späteren Auswertung durch UV-Detektoren von
Bedeutung
- Frei von gelösten Gasen
- Nicht ausreichend entgaste Fließmittel führen zu verstärktem
Basislinienrauschen, schlecht reproduzierbaren Retentionszeiten und
einer allgemein schlechteren Empfindlichkeit (vgl. Entgasung
von Lösemitteln).
- Frei von Schwebstoffen
- Schwebstoffe können die Säule verstopfen oder zumindest ihre
Trennleistung beeinträchtigen. Außerdem sind die Ventile der
HPLC-Pumpen relativ empfindlich gegenüber Verunreinigungen.
- Niedriger Dampfdruck
- Geringe Toxizität
- Eingesetzt werden häufig auch Mischungen mehrerer Fließmittel, unter
Umständen wird die Zusammensetzung des Fließmittels sogar während der
Analyse verändert (vgl. Elutionsverfahren
in der HPLC).
Säule / Stationäre Phase
- Grundmaterial der Trennsäulen ist meist Edelstahl, oftmals sind sie innen
mit einem Glasmantel ausgekleidet. Bis zu Drücken von ca. 70 bar werden
auch reine Glassäulen eingesetzt.
- Analytische Säulen haben in der Regel Längen von 5 - 30 cm und
Durchmesser von 2 - 6 mm.
- Zum Schutz der eigentlichen Trennsäule vor Schwebstoffen (z.B. ungelöste
Probenbestandteile) werden meist kleinere Vorsäulen als Filter
vorgeschaltet.
- Die Anforderungen an das Trennmaterial sind bei der HPLC deutlich höher,
als bei der normalen Säulenchromatographie.
- Entscheidende Kriterien sind:
- Korngröße
- Korngrößenverteilung
- Porengröße
- Oberflächenbeschaffenheit
- Die Korngröße der verwendeten stationären Phase liegt sehr homogen um
ca. 5 µm, ist damit also 5 - 20 mal geringer, als bei der Säulenchromatographie.
- Moderne Hochleistungssäulen haben Korngrößen von ca. 3 µm.
- Der Trend geht zu noch geringeren Korngrößen (2004: 1,7 µm,
"UPLC"), da so kürzere Analysenzeiten, höhere
Auflösungen und Empfindlichkeiten erreicht werden können.
- Säulen mit ca. 7 µm oder 10 µm Korngröße werden kaum noch
eingesetzt.
Nomalphasen
- Als Normalphasen bezeichnet man stationäre Phasen, die aus polaren
Sorbentien bestehen. Die wichtigsten Vertreter sind Kieselgele und
Aluminiumoxid. Dabei ist zu beachten, dass Kieselgele im Alkalischen
instabil sind.
- Die eingesetzten Kieselgederivate tragen Nitril-, Amino- oder Diolgruppen.
- Zu den Normalphasen werden auch Ionenaustauscher
gezählt, die als Füllmaterial bei der Ionenchromatographie
Verwendung finden.
Umkehrphasen / RP-Phasen
- Sogenannte RP-Phasen, von englisch "reversed phase", haben
große Bedeutung erlangt. Sie werden in der Umkehrphasen-Chromatographie
eingesetzt.
- Es handelt es sich meist um Kieselgelderivate, die anstatt freier
Silanol-Gruppen nun Alkylgruppen an ihrer Oberfläche aufweisen. Dies führt
zu einer Umkehr seiner Eigenschaften von sehr polar zu apolar.
- Häufig verwendete Alkylgruppen sind Octyl- (Handelsname: RP-8) oder
Octadecyl-Reste (Handelsname: RP-18).
- Neben dieser "Standard-Alkylierung", die bereits Änderungen der
polaren Eigenschaften in großem Umfang ermöglicht, gibt es noch das so
genannte "Polymer-Coating", bei der das Kieselgel von einer
zusätzlichen Schicht aus einem Polymer umhüllt wird.
- Die RP-Phasen ermöglichen eine gute Trennung von polaren und unpolaren
Substanzen.
Trennbare Substanzmenge
- Bei präparativem Einsatz: wenige Milligramm
- Im analytischen Einsatz: µg- bis ng-Bereich
Auswertung von Chromatogrammen
- Qualitativ
- Die Auswertung erfolgt über die Retentionszeiten, die mit
Vergleichssubstanzen verglichen werden.
- Quantitativ
- Die Auswertung erfolgt gegen einen externen Standard anhand der
Signalflächen.
- Auf einen internen Standard kann meist verzichtet werden.
- Der Einsatz des Standardadditionsverfahrens
ist ebenfalls möglich.
Vorteile gegenüber der Säulenchromatographie
- Bessere Trennleistung und Auflösung aufgrund der deutlich größeren
Oberfläche der stationären Phase und des reduzierten Totvolumens.
- Deutlich kleinere Säulen, als in der klassischen Säulenchromatographie.
- Kürzere Retentions- und Analysezeiten, da das Lösemittel mit Druck durch
die Säule gepresst wird.
- Sehr gute Reproduzierbarkeit der Trennungen.
Nachteile gegenüber der Säulenchromatographie
- Hoher technischer Aufwand, aufgrund der verwendeten hohen Drücke.
- Höhere apparative Kosten, da spezielle Systeme erforderlich:
- Druckstabile und chemisch resistente Leitungen
- (Weitestgehend) pulsationsfrei arbeitende Pumpen
- Injektionsventile zur Probenaufgabe ins unter Druck stehende System
- Druckstabile Sorbentien
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