Atomabsorptionsspektrometrie (AAS)

Definition

  • Messung der Absorption bestimmter Wellenlängenbereiche beim Durchtritt von Licht durch gasförmige Proben, die freie Atome enthalten.

Bemerkungen

  • Die AAS beruht auf der Resonanzabsorption von Lichtquanten bestimmter Energie durch die Probe.
  • Als Resonanzabsorption bezeichnet man die Aufnahme und Umsetzung von Strahlungsenergie der Wellenlängen, deren Energie gleich einer Energiedifferenz im Atom oder Molekül ist.
  • Die Resonanzbereiche von Molekülen können dabei sehr breit werden, während Atome nur extrem schmale (ca. 0,005 nm) Resonanzbereiche aufweisen.
    • Entsprechend sind die Emissionsspektren von Molekülen Bandenspektren, während Atome nur Linienspektren zeigen.
  • Bei höherem Druck oder gar in Flüssigkeit verbreitern sich die Resonanzbereiche aufgrund stärkerer Interaktionen der Atome bzw. Moleküle untereinander ("Druckverbreiterung" oder "Stoßverbreiterung") zunehmend.
  • Für die Praxis bedeutet dies, dass die Probe gasförmig unter geringem Druck und am besten atomisiert vorliegt.
  • Bei der AAS werden genau die Lichtquanten absorbiert, deren Energiegehalt genau dem des Elektronenübergangs entspricht, der bei der AES zur Aussendung von Licht dieser Wellenlänge führt.
  • Strahlt man also Licht durch die Probe, so wird dieses durch die enthaltenen Atome an genau den Stellen des Lichtspektrums abgeschwächt, an denen die gleichen Elemente bei der AES Licht emittieren würden.
  • Die Abschwächung wird registriert und in eine Konzentrationsangabe umgerechnet.
    • Die gleichzeitige Lichtemission der Probe kann vernachlässigt werden, da sie ungerichtet in alle Raumrichtungen erfolgt. Durch besondere Messtechniken kann sie zudem von der eingestrahlten Messstrahlung unterschieden und aus dem Ergebnis herausgerechnet werden.
  • In der Praxis liegt der Wellenlängenbereich der in der AAS verwendet wird zwischen 193,7 nm für Arsen und 822,1 nm für Calcium.

Anwendungsgebiet

  • Qualitative und quantitative Bestimmung insbesondere von Metallen
    • Die Atome der Metallprobe müssen dissoziiert vorliegen, die Probe ist somit durch geeignete Maßnahmen zu atomisieren.
      • Metalle werden zu diesem Zweck meist durch Säuren in lösliche Salze überführt. Die dazu in der Probenvorbereitung verwendeten Säuren dürfen nur sehr geringe Anteile an den zu erwartenden Analyten aufweisen. Eine Möglichkeit dies zu erreichen ist die Destillation der Säuren unterhalb ihres Siedepunktes. Dieses Verfahren ergibt hochreine Säuren, ist aber sehr langsam und dementsprechend teuer.
    • Unter den Elementen der ersten 6 Perioden des Periodensystems können die Edelgase, die Halogene und die Elemente Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff sowie Polonium nicht mit Hilfe der AAS bestimmt werden.

Lichtquelle

  • Als Lichtquelle können theoretisch auch Lampen eingesetzt werden, die ein kontinuierliches Spektrum erzeugen, z.B. normale Glühlampen.
  • Meist werden in der Praxis jedoch Hohlkathodenlampen verwendet, die das zu bestimmende Element als Kathodenmaterial aufweisen. Diese Lampen erzeugen nun ein Spektrum (wie in der AES), das nur die Spektrallinien des zu bestimmenden Stoffs enthält.

Messgrößen

  • Die Messgröße der AAS ist die Absorption, die als dekadischer Logarithmus des Verhältnisses der in die Probe eingestrahlten zur heraustretenden Lichtintensität definiert ist.
  • Das Lambert-Beersche-Gesetz gilt prinzipiell.

Auswertung

  • Die direkte quantitative Bestimmung des Elements ist aufgrund der Einflüsse der Flamme nicht möglich. Durch Einsatz von Referenzlösungen bekannter Konzentration ist jedoch eine relativ genaue Bestimmung zu gewährleisten (Kalibrierung mit externem Standard).

Fehlerquellen

Interferenzen 

  • Als Interferenzen bezeichnet man in der AAS Einflüsse von Begleitsubstanzen in der Probe auf das Analysenergebnis.
  • Man unterscheidet spektrale Interferenzen von nicht-spektralen Interferenzen und anderen Störeffekten.
  • Spektrale Interferenzen
    • Spezifische spektrale Interferenzen sind z.B. das Überlappen der betrachteten Spektrallinie des zu bestimmenden Elements mit der eines anderen Elements aus der Probe (z.B. bei Eisen und Zink) oder das gleichzeitige Auftreten von Emissionseffekten auf der betrachteten Spektrallinie durch Begleitsubstanzen in der Flamme (bei Flammen-AAS).
    • Unspezifische spektrale Interferenzen beruhen auf der Streuung oder Absorption des eingestrahlten Lichts durch Begleitsubstanzen der Probe. Die Abschwächung des eingestrahlten Lichts auf den beobachteten Frequenzen hängt somit nicht mehr allein von den Konzentration des zu bestimmenden Stoffs ab. Die gemessene Konzentration kann zu hoch (Absorption) oder zu niedrig (Streuung) sein. Absorption und Streuung sind die Folge einer nicht ausreichenden Atomisierung, d.h. es befinden sich noch Moleküle oder gar Partikel in der Probe. 
  • Nicht-spektrale Interferenzen (Matrixeffekte)
    • Nicht-spektrale Interferenzen verändern die Anzahl der freien Atome des zu bestimmenden Elements im Grundzustand.
      • Die Erzeugung dieser freien Atome im Grundzustand ist der kritische Schritt der AAS schlechthin.
    • Da normalerweise die Erzeugung freier Atome im Grundzustand gegenüber den Referenzlösungen behindert wird, führen nicht-spektrale Interferenzen zu einer Verfälschung des Messergebnis zu zu niedrigen Werten.
    • Man unterscheidet die nicht-spektralen Interferenzen weiter in chemische Interferenzen, physikalische Interferenzen und Ionisationseffekte.
    • Chemische Interferenzen treten auf, wenn das nachzuweisende Element mit anderen Ionen der Probe Verbindungen eingeht, die anschließend nicht ausreichend atomisiert werden können. Sie lassen sich z.B. durch Verwendung höherer Temperaturen bei der Atomisierung oder durch die sogenannte Matrixangleichung vermeiden bzw. aus dem Ergebnis eliminieren.
    • Physikalische Interferenzen (Transportinterferenzen) treten auf, wenn sich die physikalischen Eigenschaften der Proben- und Referenzlösungen zu stark voneinander unterscheiden, so z.B. hinsichtlich Oberflächenspannung und Viskosität. Durch ausreichendes Verdünnen oder Matrixangleichung lassen sie sich verringern bzw. eliminieren.
    • Ionisationseffekte treten bei zu hoher Flammentemperatur auf. Das ionisierte Atom weist ein anderes Absorptionsspektrum auf, als dasselbe Atom im Grundzustand. Problematisch werden Ionisationseffekte nun insbesondere, wenn der Anteil ionisierter Atome zu Atomen im Grundzustand in den Referenzlösungen ein anderer ist, als in den Probenlösungen. Darüber hinaus sind Ionisationseffekte immer unerwünscht, da sie die Empfindlichkeit der Messung durch Vermindern der im Grundzustand bestimmbaren Atome verschlechtern. Durch Zugabe leichter ionisierbarer Elemente (im Überschuss) zur Probe lassen sich Ionisationseffekte meist deutlich reduzieren.

Andere Störeffekte

  • Eigenemissionen der Flamme (bei der Flammen-AAS)
    • Eigenemissionen der Flamme können mit Hilfe des Wechsellichtverfahrens herausgerechnet werden. Das Licht der Lampe wird mit einer bekannten Frequenz moduliert und das durch die Probe tretende Licht bei der Auswertung mit den bekannten Schwankungen der Lampenintensität statistisch korrigiert. Die zufällig verteilten Eigenemissionen der Flamme werden so herausgemittelt. 
  • Schwankungen der Lichtintensität der Lampe
    • Schwankungen der Lichtintensität der Lampe können z.B. durch Verwendung von Zweistrahlgeräten korrigiert werden.
  • Rauschen des Detektors

Aufbau

Allgemeines

  • Wie bei anderen spektroskopischen Verfahren auch sind sowohl Ein- als auch Zweistrahlgeräte im Einsatz.

Strahlungsquelle 

  • Die eingesetzte Strahlungsquelle muss auf den vom zu bestimmenden Atom absorbierten Frequenzen emittieren.
  • Meist werden Hohlkathodenlampen (HKL)  oder elektrodenlose Entladungslampen (ELD) verwendet.
    • Elementspezifische Lampen, d.h. Lampen die das zu bestimmende Element selbst enthalten und sich somit besonders zur Bestimmung dieses Elements eignen, da sie in den zu erwartenden Absorptionsfrequenzen die beste Lichtausbeute haben, sind die bevorzugte Lampenart in der AAS.  

Atomisierungseinrichtung

  • Verschiedene Atomisierungseinrichtungen sind gebräuchlich. Die einfachste ist ein Brenner, in dem die Probe "verbrannt" wird.
  • Der Einsatz eines Graphitrohrofens verbessert die Nachweisgrenze gegenüber der einfachen offenen Flamme im Brenner um 2 - 3 Zehnerpotenzen.
  • Weitere Verfahren der Atomisierung kommen in der Kaltdampftechnik sowie der Hydrid-Technik zum Einsatz. Diese Verfahren sind jedoch nicht universell einsetzbar.

Monochromator

  • Als Monochromator kommen Prismen oder Gitter zum Einsatz, wobei letztere bessere optische Leistungen zeigen. 
  • Der Monochromator sitzt hinter der Atomisierungseinrichtung und dient dazu Fremdstrahlung aus der Atomisierungseinrichtung (z.B. der Flamme) herauszufiltern.

Detektor

  • Der Detektor registriert das auf den beobachteten Frequenzen durch die Probe tretende Licht. 
  • Eingesetzt werden Photodioden und Photomultiplier.

Verfahren


 

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