Halogene

Übersicht


Pharmakologie

Typ

Bemerkungen

  • Chlor wird neben Hypochloriten im größten Umfang zur Trinkwasserentkeimung eingesetzt.
    • Es ist noch in einer Konzentration von 2 · 10-6 mol/l voll wirksam.
    • Das bei der Reaktion mit Wasser entstehende Hypochlorit trägt wesentlich zur mikrobiziden Wirkung bei.
  • Hypochlorite, z.B. Natrium- oder Calciumhypochlo-rit (Chlorkalk), haben Bedeutung als billige und gut wirksame Grobdesinfektionsmittel für Kloaken, Stuhl, Sputum usw. sowie für die Wasserdesinfektion.
  • Für die klinische Desinfektion stehen mit den Chloraminen, die langsamer unterchlorige Säure bzw. Chlor freisetzen, Substanzen zur Verfügung, die das infizierte Gewebe und die unversehrte Haut viel weniger angreifen als Hypochlorite und trotzdem eine ausreichende Wirkung entfalten. Tosylchloramid (Chloramin T) dient außer zur Trinkwasser- und Grobdesinfektion in 0,05 - 0,25 %iger Lösung zu Mund-, Blasen- und Vaginalspülungen, in 0,25 - 0,5 %iger Lösung zur Händedesinfektion.

Iod und Iod-Komplexe

  • Iod ist noch immer eines der wichtigsten Desinfektionsmittel, da es schnell und zuverlässig wirkt.
  • Es besitzt bakterizide, sporozide, fungizide und viruzide Eigenschaften und tötet Protozoen ab.
  • Außerdem ist es in seiner Handhabung bequemer als die anderen Halogene und greift die Haut nicht so stark an.
  • Iod wird meist in alkoholischer Lösung (Iodtinktur) zur Desinfektion kleinerer Wunden und vor chirurgischen Eingriffen zur Desinfektion des Operationsfeldes eingesetzt.
  • Der Zusatz von Kaliumiodid in der Iodtinktur erhöht deren Haltbarkeit und Tiefenwirkung.
  • Bei der Anwendung auf Schleimhäuten sind Lösungen von Iod in Wasser oder Wasser-Glycerin-Gemischen der alkoholischen Lösung vorzuziehen, da sie die Schleimhaut weniger stark reizen.
  • Eine echte Iodallergie mit schweren Schocksymptomen oder in Form eines Kontaktekzems ist selten, etwas häufiger tritt eine Akne-ähnliche Reaktion der Haut ("Iod-Akne", "Iododerm") auf.
  • Neben Iod werden Komplexe von Iod mit amphiphilen Polymeren (Iodophore), insbesondere Iod-Komplexe mit Polyvinylpyrrolidon (Polyvinylpyrrolidon-Iod, Povidon-Iod), häufig als Desinfektionsmittel zur Haut-, Schleimhaut- und Instrumentendesinfektion verwendet.
  • Der Komplex selbst enthält 10 % lod, die Iodkonzentration in den häufig verwendeten Zubereitungsformen mit 10 % Povidon-Iod beträgt somit 1 %.
  • Die Konzentration an freiem Iod ist dagegen sehr viel niedriger (unter 1 ppm). Daher ist auch die Sofort- und Remanenzwirkung geringer als bei den alkoholischen Iod-Lösungen.
  • Die Verträglichkeit ist im allgemeinen gut, doch kann es zu lokalen Reizungen oder (selten) zu allergischen Reaktionen kommen. Eine evtl. Störung der Wundheilung wird diskutiert.
  • Insbesondere bei Anwendung an Schleimhäuten oder auf größeren Wundflächen besteht infolge Resorption die Gefahr systemischer Nebenwirkungen (z.B. Nierenschäden bei Patienten mit schweren Verbrennungen).
  • Bei Neugeborenen und Säuglingen können infolge der erleichterten Resorption durch die noch relativ dünne Epidermis Störungen der Schilddrüsenfunktion auftreten.
  • Alle Iod-haltigen Desinfektionsmittel dürfen bei Patienten mit Hyperthyreose und Struma nodosa nicht angewandt werden.
 

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