Desinfektionsmittel

Übersicht


Chemie

Untergruppen

Anorganische Desinfektionsmittel

Organische Desinfektionsmittel


Technologie

Bemerkungen

  • Ein gutes Desinfektionsmittel soll:
    • In kurzer Zeit zuverlässig desinfizierend wirken.
    • Möglichst viele Arten von Mikroorganismen erfassen, d.h. ein möglichst breites Wirkungsspektrum aufweisen.
    • Auf Haut, Schleimhaut und Wunden gut verträglich sein.
    • Nicht oder allenfalls selten sensibilisieren.
    • Nach eventueller Resorption kaum toxisch wirken.
    • Eine lange Haltbarkeit besitzen.
    • In der Umwelt biologisch abbaubar sein, d.h. keine umwelttoxikologischen Probleme auslösen.
    • Keine Geruchsbelästigung hervorrufen.
  • Außerdem soll es durch Sputum, Blut, Eiter, Fäzes oder Fremdstoffe nicht inaktiviert werden.
  • Nach ihrer Anwendung unterscheidet man:
    • Grobdesinfektionsmittel
      • Grobdesinfektionsmittel dienen zur Desinfektion von Räumen, Toiletten, Abwässern, Krankheitsprodukten (z.B. Eiter) u.a.
    • Feindesinfektionsmittel
      • Feindesinfektionsmittel zur Desinfektion von Wäsche und Instrumenten sowie der Hände. Ferner werden sie zur Haut- und Schleimhautdesinfektion, z.B. bei Operationen, eingesetzt.
  • Ein weiteres Anwendungsgebiet von Desinfektionsmitteln ist die Wasserdesinfektion (Trinkwasser, Schwimmbäder).
  • Bei der chirurgischen Händedesinfektion kommt der Zusammensetzung des Desinfektionsmittels besondere Bedeutung zu.
    • Zum Schutz des Patienten soll nicht nur die transiente Hautflora (vorübergehend auf der Haut vorkommende Mikroorganismen), sondern auch die residente Flora (ständig auf der Hornschicht lebende und sich dort vermehrende Keime) des Chirurgen reduziert werden.
    • Eine gute Langzeitwirkung (Remanenzwirkung) erfordert dabei die Penetration des Desinfektionsmittels in die tieferen Hornschichten.
    • Diese wird durch die Anwendung des Mittels (mindestens 15 ml) im Einreibeverfahren besser gewährleistet als im Waschverfahren.
      • Bei letzterem besteht zudem das Risiko einer zu starken Verdünnung des Wirkstoffs durch den Wasserzusatz. Ferner kann durch aggressive Waschverfahren die Schutzfunktion der Hornschicht zerstört werden und sich dadurch eine toxische Dermatitis entwickeln. Auch können auf der geschädigten Haut transiente Keime und Schmutz besser haften bleiben.

Übersicht

Substanzgruppe Wirkung gegen Zur Desinfektion von
Bakterien Sporen Pilze Viren
Oxidationsmittel bakterizid sporozid fungizid viruzid Haut und Schleimhaut, Oberflächen, Instrumente
Halogene (Chlor, Iod) bakterizid sporozid (langsam) fungizid viruzid Chlor: Oberflächen, Wasser
Iod: Haut und Schleimhaut
Alkohole bakterizid - fungizid viruzid Haut und Schleimhaut, Oberflächen, Instrumente
Aldehyde bakterizid sporozid (langsam) fungizid viruzid Oberflächen, Instrumente
Phenole bakterizid / bakteriostatisch - fungizid viruzid (variabel) Haut und Schleimhaut, Oberflächen, Instrumente
Ethylenoxid bakterizid - fungizid viruzid Oberflächen, Instrumente, thermolabile Arzneimittel, Lebensmittel
Quartäre Ammoniumverbindungen, N-haltige Heterocyclen bakterizid (variabel) - fungistatisch viruzid Haut und Schleimhaut
Chlorhexidin bakteriostatisch - fungistatisch virustatisch Haut und Schleimhaut
  • Bei ihrer praktischen Anwendung müssen - je nach Einsatzgebiet unterschiedlich - Hilfsstoffe zugesetzt werden, die zu Wirksamkeit und Akzeptanz der jeweiligen Zubereitung beitragen.
    • Flächendesinfektionsmittel erfordern z.B. den Zusatz von Netzmitteln, Präparate zur Instrumentendesinfektion das Hinzufügen von Korrosionsschutzmitteln (z.B. Natriumnitrit).
    • Händedesinfektionsmittel enthalten Hautpflege- sowie meist, aber aufgrund des sensibilisierenden Potentials eher abzulehnen, Duftstoffe. Bei Formaldehyd und Glutaraldehyd werden wegen des stechenden Geruchs der beiden Substanzen Geruchsabsorber zugefügt.

Wirkmechanismen

  • Eine desinfizierende Wirkung beruht auf einer
    • Schädigung der Zytoplasmamembran durch Veränderung der Lipiddoppelschicht infolge erniedrigter Oberflächenspannung oder durch Denaturierung membranständiger Proteine
    • Enzymhemmung durch Enzymdenaturierung oder Blockade von SH- und/oder NH2-Gruppen oder
    • chemischen Reaktion mit Nukleinsäuren.
  • Die meisten Substanzen besitzen mehrere Angriffspunkte:
    • Organische und anorganische Oxidantien oxidieren Mercaptogruppen zu Disulfiden, bei besonders hohem Oxidationspotential, wie es z.B. den Persäuren zukommt, werden auch die Nukleinsäuren angegriffen.
    • Säuren und Basen fuhren pH-abhängig zur Hydrolyse von Säureamiden und Phosphorsäureestern. Nukleinsäuren werden in ihre Bausteine (Nukleotid, Zucker und Phosphorsäure) gespalten. Bakterien, Pilze und Viren werden so zerstört. Bereits im schwach sauren Milieu bewirken Säuren eine Eiweißdenaturierung.
    • Auch Halogene führen zur Denaturierung von Proteinen, z.B. durch Zerstörung der Struktur von Membran- und Enzymproteinen infolge deren Halogenierung.
    • Schwermetalle blockieren vor allem SH-Gruppen und inaktivieren damit Enzyme.
    • Aldehyde reagieren in einem zweistufigen Prozess mit Amino- oder Säureamidgruppen mikrobieller Proteine und wirken damit ebenfalls Eiweiß-denaturierend. Nach Bildung von N-Methylolverbindungen als instabile Zwischenstufe werden Proteinstränge über das Kohlenstoffatom der Carbonylgruppe irreversibel verknüpft. Die dadurch bedingten Störungen der Membranpermeabilität führen zum Zelltod. Da Aldehyde jedoch in gleicher Weise auch mit anderen Proteinen reagieren, erleiden sie durch Serum, Eiter u.a. einen Wirkungsverlust.
    • Epoxide reagieren ebenfalls leicht mit Aminen und Säureamiden, ferner mit Mercaptanen.
    • Alkohole und Phenole schädigen Membranproteine, letztere sowie Detergentien infolge ihrer Oberflächenaktivität auch die Ordnung der Membranlipide.

Beispiele

Substanzen

Aldehyde

Alkohole

N-haltige Heterocyclen

Phenole

Quartäre Ammoniumverbindungen

Sonstige

 

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