Phenole
Typ
Bemerkungen
- Phenol selbst ist als Desinfektionsmittel obsolet, da es zu schwach
wirksam und zu toxisch ist.
- In niedrigen Konzentrationen (0,2 - 1 %) wirkt Phenol bakterizid, ohne
zu Gewebsschädigungen zu führen.
- Höhere Konzentrationen (> 3 %) rufen dagegen Nekrosen hervor, die
wegen der lokalanästhetischen Wirkung von Phenol weitgehend schmerzfrei
entstehen können.
- Wegen des guten Penetrationsvermögens durch die Haut sind resorptive
Vergiftungen mit Nierenschäden (Albuminurie, Hämaturie) sowie - nach
Resorption größerer Phenolmengen - zentralnervöse Störungen
(Krämpfe, Bewusstlosigkeit, evtl. Atemlähmung) möglich.
- Eine Wirkungssteigerung und bessere Verträglichkeit kann erreicht werden
durch:
- Einführung aliphatischer und aromatischer Substituenten (Kresole,
Xylenole, Thymol, PHB-Ester, Arylphenole u.a.)
- Halogenierung (Chlorkresole, Hexachlorophen u.a.)
- Alle Phenolderivate sind nur in undissoziierter Form und nicht als
Phenolationen wirksam.
- Vorteilhaft ist die geringe Inaktivierung der Phenole durch organisches
Material.
- Thymol ist etwa 30mal stärker wirksam als Phenol, weist dabei aber
nur etwa 1/4 der Toxizität auf.
- Es zeichnet sich außerdem durch eine starke fungizide Wirkung aus.
- Wegen seines angenehmen Geruchs und Geschmacks wird Thymol in Mundwässern
und Zahnpasten benutzt.
- Eugenol, der Hauptbestandteil des Nelkenöls, wird vor allem in der
Zahnheilkunde eingesetzt.
- Neben der bakteriziden besitzt es eine relativ ausgeprägte
lokalanästhetische Wirkung.
- PHB-Ester (p-Hydroxybenzoesäureester) werden
pharmazeutischen Zubereitungen (z.B. Augentropfen, Salben oder Emulsionen)
als Konservierungsmittel
zugesetzt.
- Aufgrund ihrer geringen Toxizität sind sie auch zur Konservierung von
Lebensmitteln zugelassen.
- Es besteht allerdings ein - wenn auch geringes - Risiko einer
Paragruppen-Allergie (mit Kreuzallergie zu Lokalanästhetika vom Estertyp
und Sulfonamiden), die sich in Kontaktekzemen äußert.
Halogenierte und aromatisch substituierte Phenole
- Halogenierte und aromatisch substituierte Phenole gehören zu den
wirksamsten und zugleich wenig reizenden Desinfektionsmitteln der
Phenolreihe und sind daher in einer Reihe gebräuchlicher Handelspräparate
enthalten.
- Ihr Anwendungsbereich erstreckt sich sowohl auf die Haut-, Schleimhaut-,
Wund-, Instrumenten- oder Wäschedesinfektion als auch auf die Bekämpfung
nosokomialer Infektionen.
- Hexachlorophen, das auch von empfindlicher Haut gut vertragen wird und
deshalb häufig zur Händedesinfektion und primären Wundversorgung
verwendet wurde, hat seine frühere Bedeutung wegen der Gefahr resorptiver
Vergiftungen mit Schädigung des Zentralnervensystems weitgehend verloren.
- Besonders gefährdet sind Früh- und Neugeborene infolge des starken
Penetrationsvermögens von Hexachlorophen durch die noch dünne Haut.
- Als Zusatz in Toilettenseifen, Rasiercremes oder desodorierenden Sprays,
verhindert Hexachlorophen die Zersetzung des Schweißes und damit
unangenehmen Körpergeruch.
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