Struma

Synonym

  • Kropf, Schilddrüsenhyperplasie, Schilddrüsenvergrößerung

Definition

  • Bezeichnung für jede Vergrößerung der gesamten Schilddrüse oder von Teilen des Organs unabhängig von Pathogenese, Funktionslage und Dignität.

Bemerkungen

  • Eine Struma kann sowohl mit euthyreoter Stoffwechsellage als auch mit Hyperthyreose bzw. Hypothyreose einhergehen. Sie kann dabei histologisch benigne sein oder von maligne entarteten Schilddrüsenzellen ausgehen (Struma maligna).
  • Die Bezeichnung "blande Struma" für eine benigne Struma bei klinischer Euthyreose umfasst eine morphologisch und pathogenetisch heterogene Krankheitsgruppe und ist daher problematisch.
  • Die Vergrößerung der Schilddrüse entsteht durch eine Vermehrung der Follikelzahl.
    • Sekundär kann es zu Funktionsänderungen von Follikelgruppen, Verkalkungen und Nekrosen kommen.

Formen

Klassifikation

  • Befunddeskription (Topographie und Morphologie)
    • eutope Lokalisation (im Halsbereich, substernal)
      • diffus vergrößert (α)
      • einknotig (β)
      • mehrknotig (γ)
    • dystope Lokalisation
      • intrathorakal (α)
      • als Zungengrundstruma (β)

Ursachen

  • (Chronischer) Iodmangel
  • Strumigene Substanzen
  • Autonomie des Schilddrüsengewebes
  • Zystenbildung (Struma cystica), z.B. infolge einer Blutung oder posttraumatisch
  • Immunthyreopathien (z.B. bei Thyreoiditis)
  • Andere Entzündungen
  • Benigne oder maligne Schilddrüsentumoren
  • Infolge erhöhter Produktion von TSH bzw. TSH-ähnlichen Substanzen (bei Hypophysentumor, paraneoplastisch z.B. bei Blasenmole)
  • Akromegalie
  • Enzymdefekte (Iodfehlverwertung)
  • Periphere Hormonresistenz
  • Extrathyreoidale bzw. systemische Erkrankungen (z.B. Karzinommetastasen, Lymphome, Sarkoidose, Befall mit Parasiten
  • Andere Ursachen

Diagnose

  • Allgemeine Schilddrüsendiagnostik
    • Bei Patienten unter 30 Jahren mit palpatorisch und sonographisch sicher diffusen homogenen Strumen (Größenstadium I, evtl. auch II nach WHO) kann auf die szintigraphische Untersuchung verzichtet werden.
  • Palpatorisch, sonographisch bzw. szintigraphisch malignomverdächtige Bezirke (derbe, echoarme bzw. kalte Schilddrüsenknoten) müssen nach gezielter Feinnadelbiopsie zytologisch untersucht werden (Punktionszytologie, Zytodiagnostik). Lässt sich der Verdacht auf eine Struma maligna nicht ausräumen, so ist die operative Strumektomie mit histologischer Untersuchung des Operationspräparats, ggf. die totale Thyreoidektomie indiziert.
  • Bei Verdacht auf Autonomie diagnostisches Vorgehen wie bei autonomem Adenom der Schilddrüse.
  • Bei lokalen Kompressionserscheinungen (obere Einflussstauung, Stridor) Röntgendiagnostik (Thorax, Trachea, Ösophagus), ggf. Lungenfunktionsprüfung
  • Radioiodtest nur vor Einleitung einer Radioiodtherapie.

Langzeitüberwachung

  • Neben der regelmäßigen körperliche Untersuchung insbesondere lokaler Tastbefund, sonographische Volumetrie und Kontrolle der Schilddrüsenfunktion (euthyreote Strumen können autonom werden).
  • Eventuell auch Szintigraphie mit Suppression bzw. Übersteuerungsszintigraphie.

Therapie der benignen, euthyreoten Struma

  • Therapieziel ist eines Verkleinerung der Schilddrüse. Als Standard gilt heute die Monotherapie mit 200 µg Iodid pro Tag.
    • Die Therapie mit Thyroxin allein zeigte in Studien eine deutlich schnellere erneute Vergrößerung der Schilddrüse als bei Anwendung von Iodid allein.
  • Für die Kombination von Iodid und Thyroxin werden ebenfalls gute Ergebnisse berichtet.
  • Bei Kindern und Jugendlichen verwendet man fastausschließlich Iodid als Monotherapie, bei Patienten über 40 Jahren und bei Schwangeren wird die Iodid-Thyroxin-Kombination (2 : 1) häufiger eingesetzt. 
    • Hohe Dosierungen von Thyroxin supprimieren die körpereigene Synthese von Schilddrüsenhormonen durch Reduktion der Ausschüttung von TSH. Wurde dies früher durchaus gewünscht und die TSH-Konzentration im Blut bis auf 0 gedrückt, so vermeidet man dies heute, da man inzwischen weiß, dass die vollständige Suppression der TSH-Produktion zu Vorhofflimmern führen kann und den Knochenabbau deutlich verstärkt. Als Zielwert gilt heute daher ein TSH-Wert von 0,3 - 0,8 µU/ml.
    • Nach 1 - 1,5jähriger Schilddrüsenhormon-Suppressionsbehandlung ist mit keiner weiteren Strumaverkleinerung mehr zu rechnen. Danach sollte auch hier nur noch eine medikamentöse Behandlung mit Iod bzw. eine reduzierte Schilddrüsenhormongabe zur Rezidivprophylaxe durchgeführt werden.
  • Eine operative Entfernung der Struma oder eine Radioiodtherapie sind bei benigner, euthyreoter Struma nur selten indiziert.

Prophylaxe 

  • Ausreichende Zufuhr von Iod (min. 100 µg/d)

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