Akromegalie

Synonym

  • Acromegaly [engl.]

Definition

  • Ausgeprägte selektive Vergrößerung der Akren nach dem Wachstumsalter.

Ätiologie

  • Überproduktion von Somatotropin (STH) in den eosinophilen, seltener chromophoben Zellen des Hypophysenvorderlappens (HVL) meist durch HVL-Adenome, gelegentlich reine Zellhyperplasie; ektope STH-Produktion im Rahmen eines paraneoplastischen Syndroms ist beschrieben.

Klinik

  • Körperliche Veränderungen
    • Charakteristische Vergröberung der Gesichtszüge inf. vermehrten Wachstums insbesondere von Gesichtsweichteilen und -skelett
      • v.a. Nase, Ohren, Jochbeine, Supraorbitalränder, Ober- und insbesondere Unterkiefer, Lippen und Zunge
    • Deformationen
    • Euthyreote Struma diffusa
    • Gelenkbeschwerden, Gelenkknorpelwucherungen (Arthrosen)
    • Herzvergrößerung
    • Hypertrichose
    • Schlaf-Apnoe
    • Hyperhidrose
    • Hypertonie
      • In etwa 20 - 30 % der Fälle.
    • Vergrößerte Hände und Füße (Akren)
    • Vergrößerung des Kehlkopfes (tiefe kloßige Stimme)
    • Viszeromegalie
    • Zunahme der Hautdicke
  • Metabolische Veränderungen
    • Glucosetoleranz vermindert -> diabetische Stoffwechsellage
    • Triglyceride häufig erhöht
  • Durch raumfordernden Prozess in der Hypophyse
    • Hemmung der Gonadotropinausschüttung -> Potenzstörungen
    • Abnahme von Libido und Potenz, selten Amenorrhoe, Galaktorrhoe, Cushing-Syndrom
  • Die Patienten klagen häufig über Kopf- und Gliederschmerzen (im Bereich der langen Röhrenknochen) und Parästhesien an den Händen (Karpaltunnel-Syndrom).
  • Bei Vorliegen eines HVL-Adenoms ist im Spätstadium das Auftreten eines Panhypopituitarismus durch weitgehende Verdrängung von Hypophysengewebe sowie eine Visusverschlechterung oder bitemporale Hemianopsie durch Kompression des Chiasma opticum möglich.

Diagnose

  • Nachweis eines Hypophysenadenoms (Kernspintomographie, CT)
  • Radioimmunologischer Nachweis einer erhöhten STH-Konzentration im Blut, die durch orale Glucosebelastung nicht supprimiert werden kann (> 5µg/l), erhöhte Plasmakonzentration von Somatomedin C (IGF-1)
    • Ein erhöhter basaler STH-Spiegel kann auch auftreten bei:
      • Schlecht eingestelltem Diabetes mellitus
      • Niereninsuffizienz
      • Hepatitis/Leberzirrhose
      • Magersucht
    • Normalerweise wird die STH-Ausschüttung durch Glucose gehemmt, bei Akromegalie bleibt der STH-Spiegel jedoch gleich oder steigt sogar an.
  • Überprüfung der anderen Hypophysenhormone
  • Typische Symptomatik (Schuhgröße "wächst", Ringe oder Hüte passen nicht mehr)

Therapie

  • Mikrochirurgische, transsphenoidale selektive Adenomexstirpation (Therapie der Wahl)
  • Strahlentherapie (Hochvolttherapie, stereotaktische Applikation von Radionukliden)
    • Wirkung oft erst nach mehreren Jahren ausreichend
  • Medikamentöse Therapie mit Somatostatinanaloga (z.B. Octreotid), gegebenenfalls kombiniert mit Dopamin-Agonisten (z.B. Bromocriptin)
    • Die medikamentöse Therapie sollte nur nach Versagen der OP oder zur Überbrückung bis zum Einsetzen eines Erfolgs bei der Strahlentherapie durchgeführt werden.

Prognose

  • Unbehandelt führt die Akromegalie insbesondere zu zerebro- und kardiovaskulären Komplikationen, die Lebenserwartung der Patienten ist deutlich eingeschränkt.
  • Bei STH-Überproduktion vor Abschluss des Wachstums resultiert ein proportionaler Riesenwuchs (Gigantismus) bis z.T. > 2,50 m Körpergröße.
 

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