Potentiometrie
Definition
Direktpotentiometrie
- Bestimmung der Konzentration von Substanzen in elektrochemischen Zellen
durch Messung der Spannung der Zellen.
- Direktmessungen sind bei vielen elektrochemisch zugänglichen Systemen
analytisch anwendbar.
- Von besonderer Bedeutung sind pH-Messungen mit Glaselektroden
und die Messung vieler Ionenarten mit Hilfe ionensensitiver
oder gar ionenspezifischer Elektroden.
- Klassische Titration einer Lösung in einer galvanischen Zelle und
Benutzung der gemessenen veränderten Spannungen zur Aufstellung einer
Titrationskurve und zur Ableitung des Titrationsendpunktes.
- Relative potentiometrische Messungen lassen sich durch Beobachtung des
Kurvenverlaufs zur Indizierung von Säure-Base-Titrationen,
Redoxtitrationen, sowie Fällungs-
oder Komplexbildungstitrationen
anwenden.
- Von Interesse ist meist nur die Abhängigkeit des Potentials von der
Konzentration an einer Elektrode, der sogenannten Indikatorelektrode.
Die zweite Elektrode dient als Bezugselektrode
(Referenzelektrode, Vergleichselektrode) und weist ein konstantes Potential
während der gesamten Messung auf.
Potentialbildung
- Taucht man ein Metall in eine Lösung die Ionen des gleichen Metalls
enthält, so wird an der Grenzfläche zwischen Metall und Lösung ein
Potential aufgebaut.
- Eine solche Kombination aus Metall und Lösung wird als Halbzelle
bezeichnet, das zugehörige Potential als Halbzellenpotential.
- Verbindet man zwei Halbzellen auf geeignete Weise miteinander, so erhält
man ein galvanisches Element (auch galvanische Kette). Das Potential
dieses Elements wird erst messbar, wenn sowohl die Metalle, als auch die
Lösungen mit den Metall-Ionen leitend miteinander verbunden werden.
- Die sich dabei ausbildende Spannung wird als elektromotorische Kraft
(EMK) bezeichnet und ergibt sich aus der Differenz der beiden
Halbzellenpotentiale.
- Die Halbzellenpotentiale sind abhängig von der Art des Metalls und der
Konzentration der Metall-Ionen in der Lösung.
- Das Potential jeder Halbzelle ist mit Hilfe der Nernst-Gleichung
berechenbar.
- Die vereinfachte Nernst-Gleichung lässt sich unter der Annahme, dass cRed
= 1 ist, wenn das Metall als Elektrode elementar in die Lösung eingetaucht
wird, noch ein wenig vereinfachen.
Vorgänge an Anode und Kathode
Positiv geladene Metall-Ionen treten in die
Elektrode ein. |
Metall-Ionen treten aus der Elektrode -
unter Zurücklassung ihrer Elektroden - in die Lösung aus. |
Die Oberfläche der Elektrode
lädt sich positiv auf, während die negativen Ionen an der Grenzfläche
zur Lösung sitzen. |
Die Oberfläche der Elektrode
lädt sich negativ auf. Die Grenzfläche zur Lösung ist durch die
ausgetretenen Kationen positiv. |
Es bildet sich eine
elektrolytische oder elektrische Doppelschicht aus. Das so gebildete
Potential wird als Galvanispannung bezeichnet. |
Durch Ausbildung
der Doppelschichten wird verhindert, dass weitere Metall-Ionen aus- oder
eintreten können. An den Oberflächen der Elektroden stellt sich somit
ein Gleichgewicht ein, der dadurch gestört werden kann, dass über
einen Leiter ein Austausch der Elektronen möglich ist. Durch den
Elektronenfluss über den Leiter verändern sich die
Ladungsverhältnisse in den Doppelschichten und somit das gebildete
Potential. |
Messung
- Die Messung eines einzelnen Halbzellenpotentials ist nicht möglich. Erst
durch Kombination zweier Halbzellen zu einem galvanischen Element kann das
sich dann bildende Potential (EMK) gemessen werden.
- Die Daten einer Halbzelle müssen bei der Messung bekannt sein.
- Während der Messung des Potentials darf kein Strom fließen, da sich
ansonsten das zu messende Potential verändern würde.
- Die stromlose Messung ist möglich, indem man der galvanischen Zelle genau
die Spannung entgegenschaltet, die diese galvanische Zelle ausbildet. (Poggendorfsche
Kompensationsschaltung) Dadurch wird die Potentialdifferenz ausgeglichen, so
dass kein Strom mehr fließt und der Gleichgewichtszustand an den
Phasengrenzen der Elektroden zu der Lösung erhalten bleibt.
Phasendiagramm
- Galvanische Zellen lassen sich mit Hilfe sogenannter Phasendiagramme
beschreiben. Als Beispiel dafür dient hier das Daniell-Element:
Anode Zn | Zn2+, SO42-
|| KCl || SO42-, Cu2+ | Cu
Kathode.
- || steht für ein Diaphragma, das KCl zwischen den beiden || zeigt den
Stoff der verwendeten Salzbrücke zwischen den beiden Lösungen an.
- Das Phasendiagram ist nach den Konventionen der IUPAC so anzugeben, dass
der Elektronenfluss von links nach rechts verläuft. Somit ist die
Anodenreaktion (Oxidation,
Elektronenabgabe) auf der linken und die Kathodenreaktion (Reduktion,
Elektronenaufnahme) auf der rechten Seite zu notieren.
- Die potentialbildenden Vorgänge in den beiden Halbzellen sind hier:
Zn
Zn2+ + 2 e- an der Anode und
Cu
Cu2+ + 2 e- an der Kathode
- Die Zuordnung der Begriffe Anode und Kathode an die Elektroden ist relativ
einfach: An der Anode findet immer die Oxidation, an der Kathode die
Reduktion statt.
Elektromotorische Kraft (EMK)
- Die EMK berechnet sich nach der folgenden einfachen Formel:
- Der erhaltene Zahlenwert für die EMK muss immer positiv sein.
Elektroden
- In der Potentiometrie werden die Halbzellen mit dem Begriff Elektrode
bezeichnet, wobei zwei Gruppen von Elektroden unterschieden werden:
- Bezugselektrode und Indikatorelektrode werden zu einer Messkette
miteinander verbunden.
Auswertung
- Der Äquivalenzpunkt
ist durch einen steilen Anstieg oder Abfall des Potentials der
Indikatorelektrode gekennzeichnet.
- Ist die Titrationskurve symmetrisch und beide an der an der Reaktion
beteiligten Redoxsysteme reversibel, so stimmen das Äquivalenzpotential und
Wendepunkt der Kurve überein.
- In aller Regel verlaufen potentiometrische Titrationskurven jedoch nicht
symmetrisch und selbst bei augenscheinlich symmetrischem Verlauf brauchen
Wendepunkt der Kurve und Äquivalenzpunkt nicht überein zu stimmen.
- Zur Bestimmung der Äquivalenzpunkte potentiometrisch indizierter
Titrationskurven werden eine Reihe graphischer Methoden angewandt, für
deren Verwendung bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
- Tangentenverfahren
- primär symmetrische Titrationskurven, begrenzt bei schwach
asymmetrischen Titrationskurven
- Kreisbogenverfahren (Tubbs-Verfahren)
- primär bei asymmetrischen Titrationskurven
- Gran-Verfahren
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