Positronen-Emissions-Tomographie (PET)

Synonyme

  • Positron emission tomography [engl.]

Definition

  • Bildgebendes, nuklearmedizinisches Verfahren, das zur Erzeugung von Schnittbildern lebender Organismen eingesetzt werden kann und auf der Detektion der Vernichtungsstrahlung von Positronen beruht.

Grundlagen

  • Grundlage der PET ist die Messung und Darstellung der Verteilung einer radioaktiv markierten Substanz im Organismus.
  • Dabei werden, wie in der Szintigraphie, Strukturen, vor allem aber biochemische und physiologische Vorgänge abgebildet. Es handelt sich somit um ein Verfahren zur funktionellen Bildgebung.
  • Im Gegensatz zur SPECT oder Szintigraphie verwendet die PET Radiopharmaka, die Positronen ausstrahlen (β+-Strahlung), z.B. 18F, 11C, 13N oder 15O.
  • Ein Positron tritt nach kurzer Distanz (ca. 1 mm) in Wechselwirkung mit einem Elektron.
  • Dabei werden beide Teilchen "vernichtet", d.h. sie werden in zwei Photonen hoher Energie umgewandelt, die sich in einem Winkel von ziemlich genau 180° voneinander wegbewegen.
  • Die entstandene Gammastrahlung trifft nun je nach Position des Entstehungsortes im Detektorring etwas zeitversetzt an zwei Stellen des Detektors auf.
  • Als zeitlich zusammengehörend werden dabei solche γ-Quanten angesehen, die innerhalb eines extrem kurzen Zeitfensters (< 10 ns) detektiert werden.
  • Aus dem Zeitunterschied und der Annahme des 180°-Winkels ("Line Of Response") lässt sich die Lokalisation der ursprünglichen Positronen-Emission relativ genau schätzen.

Aufbau

  • PET-Geräte bestehen aus einem beweglichen Tisch, auf dem der Patient während der Untersuchung liegt und dem Detektor, der ringförmig um den Tisch angeordnet ist. Hinzu kommt die extern untergebrachte Computertechnik zur Berechnung der fertigen Bilder bzw. Modelle.
  • Der Detektorring besteht aus mehreren Tausend (> 10.000) ringförmig angeordneten Detektoren für γ-Strahlung.

Bildgebung

  • Nach der Applikation der Radiopharmaka wird der Patient, auf dem beweglichen Tisch liegend, so im Detektorring positioniert, dass der zu untersuchende Körperabschnitt im Zielbereich der Detektoren liegt.
  • Die nun in seinem Körper durch Positron-Elektron-Vernichtung entstehenden Gammastrahlen werden aufgezeichnet und aus der Vielzahl dieser Ereignisse zunächst ein zweidimensionales Schnittbild und, durch Verschieben des beobachteten Bereiches innerhalb des Detektorrings, schließlich ein dreidimensionales Modell berechnet.

Anwendungsgebiete

  • In der biologischen Forschung wird die PET allgemein zur Abbildung und Beobachtung biochemischer Vorgänge, dem sogenannten "molecular imaging", verwendet.
  • In der Klinik findet sie meist als Ergänzung zu stärker strukturell orientierten Verfahren (z.B. CT, MRT) ihren Einsatz. Besondere Bedeutung hat sie in der Kardiologie, der Neurologie und der Onkologie.

Kardiologie

  • In der Kardiologie wird die FDG-PET zum Nachweis chronisch minderdurchbluteter Bereiche innerhalb des Myokards herangezogen.

Neurologie

  • In der Neurologie wird die PET zur Funktionsuntersuchung des Gehirns eingesetzt.
    • Hier wird den Probanden 15O markierter Sauerstoff zur Inhalation gegeben.
    • Anschließend lässt sich die Durchblutung des Gehirns in der PET abbilden. Höhere Durchblutung in einem Hirnareal lässt auf höhere neuronale Aktivität schließen.
    • Um die Stoffwechselaktivität des Gehirns zu beurteilen wird die FDG-PET verwendet.

Onkologie

  • In der Onkologie wird sie als FDG-PET zur Diagnose, Stadienbestimmung und Verlaufsbeobachtung eingesetzt.
    • FDG steht für 18F-Fluor-Desoxyglucose, ein radioaktiv markiertes Glucose-Derivat, das von vielen bösartigen Tumoren angereichert wird und das anhand des Zerfalls von 18F aufgespürt werden kann.
      • FDG wird, anders als normale Glucose, nach der Phosphorylierung nicht weiter verstoffwechselt, so dass eine Anreicherung in der Zelle stattfindet (metabolic trapping).
      • Da Tumorzellen typischerweise eine hohe Stoffwechselaktivität zeigen und daher viel Glucose anreichern, zeigen sie auch eine besonders hohe FDG-Konzentration.
      • Dies ist besonders für die frühe Diagnose von Krebserkrankungen von Vorteil. Die Verteilung von FDG im Körper erlaubt jedoch auch allgemeine Rückschlüsse auf den Glucosestoffwechsel verschiedener (gesunder) Gewebe.

Bemerkungen

  • Die Auflösung eines PET-Scanners ist höher als die einer herkömmlichen szintigraphischen Gammakamera.
  • Wegen der gerichteten Strahlung kann auf dicke Bleikollimatoren verzichtet werden.
  • Ein Problem der PET ist die schlechte Ortsauflösung (ca. 5 mm), die ohne zusätzliche Strahlenbelastung nicht mehr gesteigert werden kann.
    • Seit einigen Jahren werden daher PET-Geräte angeboten, die zusätzlich einen Computertomographen (CT) enthalten. Der Patient wird unmittelbar hintereinander durch beide Detektorringe (Gantries) gefahren und die entstehenden Bilder im Computer fusioniert.
      • Diese direkt aufeinanderfolgende Aufnahme von PET und CT und die direkte Kombination ihrer Informationen wird als "Hard-Fusion" bezeichnet.
    • Die Informationen des CT werden in den fertigen Bildern meist als schwarz-weißes Modell dargestellt, in das die Informationen der PET farbig eingeblendet sind.
    • Diese Kombinationsmethode verbindet die hohe Ortsauflösung der CT mit den funktionellen Informationen der PET.
      • Aufgrund der hohen Kosten dieser Kombinationsgeräte kann, wenn bereits ein separates CT vorhanden ist, auch mittels Software eine Überlagerung von PET- und CT-Daten aus separat aufgenommenen Bildern vorgenommen werden. Man bezeichnet dies als "Soft-Fusion". Dieses Verfahren ermöglicht auch die Kombination mit anderen bildgebenden Verfahren, z.B. der MRT.
  • Die PET gehört nicht nur zu den effektivsten, sondern auch zu den teuersten bildgebenden Verfahren in der modernen Medizin.
  • Da die verwendeten Radionuklide relativ kurzlebig sind (HWZ 18F = 110 min, HWZ 11C = 20 min), müssen sie für eine konkrete Untersuchung zeitnah produziert werden und können nicht sehr weit transportiert werden. Daher muss zusätzlich zum Scanner meist ein Teilchenbeschleuniger eingerichtet werden, was hohe Anschaffungs- und Betriebskosten mit sich bringt.
  • Der Einsatz radioaktiver Substanzen macht eine strenge Indikationsstellung erforderlich.

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