Tuberkulose (Tbc)

Definition

  • Weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit mit chronische Verlauf. Sie betrifft meist die Atemorgane, es können jedoch grundsätzlich alle Organe befallen werden.

Erreger

Häufigkeit

  • Die Häufigkeit des Auftretens ist wesentlich von sozialen Faktoren abhängig. Für die Vergleichbarkeit der epidemiologischen Aussagen ist die Unterscheidung folgender Gruppen, bezogen auf eine bestimmte Zahl Einwohner, wichtig: Neuerkrankungen (Inzidenz), Bestand an Tbc-Kranken (Prävalenz), Sterbefälle an Tbc (Mortalität), Rate der Tuberkulinreagenten (Tuberkulinindex).
  • In einigen Entwicklungsländern schwankt die durchschnittliche Inzidenz um 200 jährliche Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner.
  • In Westeuropa liegt die Inzidenz bei ca. 30 Neuerkrankungen pro 100.000, in Deutschland bei ungefähr 20.

Übertragung

  • Meist durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch, seltener oral (Milch), noch seltener über Haut und Augen.
  • Erregerreservoir sind vor allem der Mensch, aber auch Kühe (oraler Übertragungsweg) und Haustiere

Inkubationszeit

  • 4 - 6 Wochen (zwischen Infektion und Tuberkulinkonversion)

Bemerkungen

  • Tuberkulose ist eine meldepflichtige Erkrankung.
  • Pathogenetisch werden können im wesentlichen zwei Tbc-Formen unterschiede werden, die nach einer Erstinfektion entstehende Primär-Tbc und die postprimäre Tbc, die als Reaktivierungs-Tbc nach Abheilung der Primär-Tbc auftreten oder sich als Superinfektions-Tbc durch erneute exogene Infektion entwickeln kann.
  • Die Ausbreitung einer Infektion kann grundsätzlich hämatogen, lymphogen oder kanalikulär (z.B. bronchogen) erfolgen.
  • Eine Sonderform der Tbc ist die sehr seltene konnatale Verlaufsform, bei der Erreger von der infizierten Mutter in die Leber oder bei der Geburt über das Fruchtwasser in die Lunge des Neugeborenen gelangen können.

Pathologie / Anatomie

  • Typisch für die Tuberkulose sind die sogenannten Tuberkel. Diese sind in ihrem Inneren nekrotisch (sogenannter tuberkulöser Käse), ringsum befinden sich Epitheloidzellen, die von Riesenzellen (Langhans-Zellen) ergänzt werden. Außen ist der Tuberkel von Bindegewebe umgeben, das mit Lymphozyten durchsetzt ist. Plasmazellen und Gefäße fehlen.
  • Im Abheilungsstadium beginnt nach ca. 8 bis 9 Monaten die Verkalkung im Zentrum. Darin können die Erreger über Jahre hinweg lebensfähig bleiben

Klinik

  • Der Verlauf wird von der Menge und Virulenz der Erreger sowie besonders von der Widerstandskraft (Resistenz, Immunität, Allergie) des infizierten Organismus bestimmt.
  • Die sehr unterschiedlichen klinischen Verläufe der Tbc machen eine exakte Beschreibung des Krankheitszustands erforderlich. Hierzu gehören Aussagen über die Pathogenese (primär oder postprimär), Immunsituation (Tuberkulinreaktion und evtl. -konversion), Aktivitätsgrad (aktiv, unbestimmt, zum Stillstand neigend, inaktiv), Entwicklungstendenz (in Rückbildung, stationär, fortschreitend), bakteriologischer Status (offen, geschlossen) und Röntgenbefunde mit Art und Lokalisation des Prozesses.

Formen

Primäre Tbc

  • Häufigste Form im Kindesalter, meist (ca. 90 %) in der Lunge lokalisiert (Lungentuberkulose), seltener in Halslymphknoten, Darm, Haut (extrapulmonale Tbc).
  • Beginn mit dem Primärkomplex (Primärherd, Lymphbahn und regionärer Lymphknoten).
  • Der Verlauf einer Primär-Tbc ist symptomarm. Meist über 3 bis 4 Wochen subfebrile Temperatur, manchmal Erythema nodosum, Ermüdbarkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Schwitzneigung. außerdem ist das Blut-Kreislauf-System mittelmäßig beschleunigt.

Postprimäre Tbc

  • Entsteht durch Streuung von Erregern im Organismus, die entweder aus einem frischen Primärkomplex (subprimäre Tbc, Frühformen einer postprimären Tbc) oder aus alten Herdbildungen (Spätformen einer postprimären Tbc) stammen können.
  • Unter ungünstigen Abwehrbedingungen kann eine Generalisierung auftreten.

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Diagnose

  • Direkter mikroskopischer Nachweis der Erreger
  • Bakteriologische Kultur aus Sputum, Bronchialsekret, Magensaft, Urin, Liquor, u.a.
  • Tierversuch (nur noch in Ausnahmefällen)
  • Tbc-spezifische Immunreaktion (Tuberkulinreaktion)
  • Histologische und bakteriologische Untersuchung von Biopsiematerial
  • Röntgendiagnostik

Therapie

  • Ambulante (bei geschlossener) oder stationäre (bei offener Tbc) Behandlung mit Antituberkulotika, dabei u.U. auch primärer Einsatz von Gyrasehemmern.
  • Therapiedauer 8 - 12 Monate, manchmal auch länger
  • Eine regelmäßige Kontrolle der Therapie ist erforderlich

Prognose

  • Weltweit ca. 3 - 8 Mio. Todesfälle pro Jahr.
  • Die Letalität beträgt unbehandelt ca. 20 %, mit Therapie immer noch ca. 5 %
 

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