Mycobacterium tuberculosis
Synonym
- Mycobacterium tuberculosis varietas hominis
Medizinische Bedeutung
Morphologie
- In der Ziehl-Neelsen-Färbung
rote, leicht gekrümmte Stäbchen
- Aerob
- Langsames eugonisches Wachstum auf Spezialnährböden bei 37 °C. Die
Nährböden müssen Glycerin enthalten.
- Fetthülle
Übertragung
- Erregerreservoir ist der Mensch
- Die Übertragung erfolgt überwiegend durch Tröpfchen- und Staubinfektion
Nachweis
- Mikroskopisch nach Anfärbung, mittels PCR oder Anzucht (sehr lange
Dauer!)
Bemerkungen
- Mycobacterium tuberculosis ist ein relativ eigenartiger bakterieller
Krankheitserreger.
- Er bildet keine Toxine, hat eine sehr lange Generationszeit ca. 24 - 48
Stunden und besitzt kaum Enzyme um umliegendes Gewebe zu zerstören.
- Die für ein Bakterium sehr lange Generationszeit, die auch das Anzüchten
einer Kultur sehr langwierig (ca. 3 Wochen) macht, rührt aus dem Aufbau der
Hülle her, der sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.
- Diese Fetthülle ist auch der Grund, warum die Bekämpfung dieses
Bakteriums solche Schwierigkeiten bereitet.
- Die Fetthülle ist hochgradig unspezifisch und wird so vom Immunsystem
nicht als Antigen erkannt,
weshalb nur eine sehr begrenzte Immunantwort erfolgt.
- Außerdem vermag Mycobacterium tuberculosis die Phagolysosomfusion bei der
Phagozytose zu
verhindern.
- Das Immunsystem eines gesunden Menschen kann dennoch mit den Erregern
fertig werden. Es ist eine gewisse Prädisposition nötig, damit der Erreger
virulent ist. Außerdem ist es von der Dosis der Erreger abhängig, ob es zu
einer Erkrankung kommt oder nicht.
- Anfällig sind Personen mit geschwächtem Immunsystem, z.B. HIV-Patienten,
Personen ohne Milz, Tumorpatienten, Personen mit Mangel- und
Unterernährung.
- Unter dem Mikroskop wachsen die Bakterien zopfartig.
Abwehrmechanismus
- Die Tuberkulose-Bakterien sind im Körper zu Nestern zusammengelagert. Der
Grund dafür liegt im sogenannten Cord-Faktor, einer chemischen
Substanz in der Hülle.
- Der Cord-Faktor stellt den Pathogenitätsfaktor dieser Bakterien dar -
ohne den Cord-Faktor sind sie nicht pathogen.
- Erkennen T-Helfer-Zellen
Mycobacterium tuberculosis, so aktivieren sie die Phagozyten
durch Ausschüttung von Interleukinen. Erst jetzt werden die eingedrungenen
Bakterien "gefressen".
- Sind bereits mehrere Bakterien zu einem Nest zusammengelagert, so können
die Phagozyten die inneren Bakterien nicht mehr erreichen, da das Bakterium
die Phagolyse zu verhindern vermag.
- Die Zellgrenzen zwischen den Phagozyten verschmelzen und es bilden sich
vielkernige Makrophagen,
die ein Bakteriennest einhüllen, ohne es beseitigen zu können.
- Aus Bindegewebszellen und Fibroblasten kann sich um diese
Makrophagenhülle noch eine äußere Hülle bilden.
- Das so entstandene Gebilde wird allgemein als Granulom, hier speziell als
Tuberkulon, bezeichnet. Es kann eine Größe von 100 µm und mehr
erreichen.
- In einem Tuberkulon können die Erreger jahrzehntelang existieren. Kommt
es zu einer Schwächung des Immunsystems, kann das Gleichgewicht in einem
Granulom kippen und der Erreger sich ausbreiten. Dies ist ein Grund, warum
bei vielen Patienten eine scheinbar ausgeheilte Tuberkulose bei älteren
Patienten (> 60 Jahre) wieder aufflammen kann.
Tuberkulin-Test
- Überprüfung, ob spezifische T-Helfer-Zellen vorhanden sind. Der Test
wird nur im Tuberkuloseverdachtsfall durchgeführt.
- Tuberkulin ist ein Protein aus der Hülle des Mycobacterium tuberculosis,
das intrakutan injiziert wird. Vor und nach der Injektion wird die Dicke der
Haut überprüft. Bei einem positiven Tuberkulin-Test muß die Haut dicker
geworden sein, weil sich in der Haut Granulome gebildet haben müssen. Es
handelt sich hierbei um eine allergische Reaktion vom Typ 4 (verzögernder
Typ), weil die Veränderung der Haut nach ca. 48 Stunden eintritt.
- Fällt der Test negativ aus, d.h. dass die Testperson keine
sensibilisierten T-Helfer-Zellen besitzt, so ist sie noch nicht bzw. schon
lange nicht mehr mit einem Tuberkulose-Erreger in Kontakt gekommen.
- Ein positiver Testausfall besagt bloß, dass der Patient bereits Kontakt
mit dem Erreger hatte. Diese Personen müssen weiter beobachtet werden, bis
sich ein eindeutiges Testergebnis ergibt:
- Besteht keine Tuberkulose-Infektion, dann bauen sich die sensibilisierten
T-Helfer-Zellen mit der Zeit ab und der Test fällt negativ aus.
- Das positive Testergebnis manifestiert sich und es entwickelt sich eine
Tuberkulose.
Schutzimpfung
- BCG-Impfstoff (= stabiler Impfstamm); es handelt sich um einen
Lebendimpfstoff, bei dem die Erreger mit der Zeit absterben. Er induziert
die Bildung von sensibilisierten T-Zellen. Der Impfschutz beträgt etwa 50 %
und wird nur bei Risikopatienten angewendet. Die Impfung wird nur
durchgeführt, wenn ein vorheriger Tuberkulin-Test negativ ausgefallen ist.
Die Impfung erfolgt auch intrakutan.
Therapie
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