Venenverweilkanüle

Synonym

  • Venenverweilkatheter

Definition

  • Als Venenverweilkanülen bezeichnet man spezielle Kanülen, die aufgrund ihres Aufbaus dazu prädestiniert sind für längere Zeit in der Vene zu verbleiben und somit einen sicheren Zugang für die intravenöse Applikation von Medikamenten und die Abnahme von Blut zu erhalten.

Aufbau

  • Moderne Venenverweilkanülen bestehen aus einer Stahlkanüle (Stahl-Mandrin) und einer diese umgebende Kunststoffkanüle, z.B. aus Teflon.
  • Die Länge dieser Kunststoffkanüle wird als Strichlänge bezeichnet. Sie entspricht der maximalen Länge mit der die Kanüle später in der Vene liegt.
  • An ihrem Ende haben die meisten heute eingesetzten Venenverweilkanülen einen Luer-Lock-Anschluss für die Infusion oder die Blutabnahme.
  • Vorteilhaft ist auch ein weiterer Luer-Anschluss zum Zuspritzen von Medikamenten.
    • Dieser ist einer einfachen Zuspritzmöglichkeit (z.B. in einen besondern Bereich des Schlauchs des Infusionsbestecks) vorzuziehen, da beim Einsatz des Luer-Anschlusses keine Nadel zur Applikation benötigt wird, was insbesondere in hektischen Situationen das Verletzungsrisiko für das medizinische Personal deutlich reduziert.
  • In jüngster Zeit werden von verschiedenen Herstellern sogenannte Sicherheitskanülen angeboten, bei denen unmittelbar nach dem Entfernen des Stahlmandrins aus der Kunststoffkanüle ein Schutz ähnlich einer Metallklammer über die Spitze der Kanüle gefahren wird.
    • Dadurch wird das Risiko von Nadelstichverletzungen erheblich vermindert, so dass der Einsatz dieser Sicherheitskanülen besonders im Rettungsdienst empfehlenswert ist.

Bemerkungen

  • Infusionen werden praktisch ausschließlich mittels Venenverweilkanüle appliziert.
  • Ist es wahrscheinlich, dass innerhalb der nächsten Minuten bis Tage wiederholt intravenöse Injektionen notwendig werden, so kann das Legen einer Venenverweilkanüle dazu dienen, den Patienten mit nur einem Einstich zu belasten. Für die medizinische Praxis bedeutsamer ist jedoch die Möglichkeit bei Bedarf nun sehr schnell Medikamente intravenös verabreichen zu können.
  • Das Legen von Venenverweilkanülen ist eine invasive ärztliche Maßnahme und somit in der Regel Ärzten vorbehalten. In Sonderfällen (z.B. im Rahmen der Notkompetenz und auf Geheiß des Arztes) dürfen auch andere qualifizierte Personen (z.B. Rettungsassistenten) Venenverweilkanülen legen.
    • Die im Rettungsdienst präklinisch gelegten Venenverweilkanülen werden meist im Krankenhaus sofort gewechselt, da davon ausgegangen wird, dass präklinisch weniger "hygienisch" gearbeitet wird. Auch im Klinikalltag ist eines der wichtigsten Probleme das Wachsen von Bakterienfilmen auf der Kanüle.
    • Die Filme wachsen entlang der Kanüle von der Hautoberfläche in Richtung Vene. Die Bakterien in diesen Filmen schirmen sich gegenseitig gegenüber Antibiotika ab, so dass sie nur schwer zu bekämpfen sind. Daher müssen auch unter klinisch reinen Bedingungen gelegte Venenverweilkanülen nach einigen Tagen gewechselt werden.
  • Sollte ein Zugang für einen kurzen Zeitraum nicht benötigt werden, wird dieser in der Regel durch einen passenden Kunststoff-Mandrin verschlossen, der das Lumen der Kanüle ausfüllt und somit einer Blutgerinnung in der Kanüle vorbeugt, oder durch eine langsam laufende Infusion einer kristalloiden Infusionslösung durchgespült.
    • Der Verschluss von Venenverweilkanülen sollte daher heute nicht mehr vorkommen.
    • Dennoch kann es sein, dass sich aus einer Venenverweilkanüle, durch die noch problemlos Flüssigkeit injiziert werden kann, kein Blut mehr abnehmen lässt.
      • Hier ist davon auszugehen, dass das Lumen der Kanüle teilweise, zumeist durch Gerinnung, verschlossen ist und der Blutdruck im Inneren der Vene nicht hoch genug ist, um noch Blut noch durch diese nun verkleinerte Öffnung zu pressen.
  • Mit dem Durchmesser der Venenverweilkanülen ändert sich natürlich auch die mögliche Durchflussrate. Die angegebenen Durchflussraten beziehen sich auf wässrige Infusionen ohne Anwendung von zusätzlichem Druck (also keine Druckinfusionen).
  • Daher benutzt man für unterschiedliche Indikationen üblicherweise auch verschiedene Größen, wobei sich folgende Einteilung als Faustregel bewährt hat:
    • Kinder
      • allgemein
        • 24 G - 20 G
    • Erwachsene
      • bei sehr dünnen Venen
        • 22 G - 20 G
      • Infusionen, "normale" Zugänge
        • 20 G - 17 G (Standard 18 G)
      • Notfälle, Polytraumata
        • 16 G - 14 G (evtl. mehrfach)

Venenpunktion

  • Zunächst wird vorsichtig eine geeignete Vene punktiert. Liegt die Stahlkanüle in der Vene, so tritt Blut in die Kanüle ein und wird am Ende der Kanüle in einem Kontrollfenster sichtbar.
  • Während man nun die innere Stahlkanüle festhält, schiebt man die äußere Kunststoffkanüle nun vorsichtig ins Gefäßlumen vor.
  • Danach wird die Stahlkanüle zurückgezogen, während gleichzeitig die Kunststoffkanüle weiter vorgeschoben wird. Da die Kunststoffkanüle relativ flexibel ist, kann sie das Gefäß nicht beschädigen.
  • Die Stahlkanüle kann nun vollständig herausgezogen werden, wobei man die Vene knapp oberhalb der Einstichstelle bzw. des Endes der Kunststoffkanüle in der Vene abrücken sollte damit nun nicht das Blut sofort herausläuft...
  • Anschließend schließt man z.B. das Infusionsbesteck an und stoppt das Abdrücken.

Farbcodierung

Farbe Gauge Außendurchmesser [mm] Innendurchmesser [mm] Durchflussrate [ml/min] Strichlänge [mm]
Gelb 24 0,7 0,4 22 19
Blau 22 0,9 0,6 35 25
Rosa 20 1,1 0,8 60 33
Grün / Grün-weiß 18 1,3 1,0 95 33 / 45
Weiß 17 1,5 1,1 125 45
Grau 16 1,7 1,3 195 50
Orange / Braun 14 2,1 1,7 330 50

Anmerkungen

  • Die Venenverweilkanüle der Größe 18 G existiert in zwei verschiedenen Ausführung (Grün oder Grün-weiß) wobei der Unterschied besteht lediglich in der Strichlänge besteht.
  • Die Farben entsprechen denen der Farbcodierung normaler Kanülen, die dadurch indizierten Größen sind jedoch unterschiedlich!

www.BDsoft.de
pharm@zie
-
Bücher zum Thema Pharmazie bei Amazon