Steady-State
Definition
- Zustand weitgehend konstanter Plasmaspiegel eines Wirkstoffs durch
regelmäßige Applikation.
Bemerkungen
- Bei der Therapie der meisten chronischen Erkrankungen ist die
Aufrechterhaltung einer wirksamen Arzneistoffkonzentration im Körper über
den gesamten Therapiezeitraum erwünscht.
- Nach der Applikation kommt es zu einem Anstieg der Konzentration des
Arzneistoffs im Blut, durch die Elimination wird diese jedoch wieder
verringert. Ist der Abstand zwischen den einzelnen Applikationen zu hoch,
erhält man eine Plasmakonzentrationskurve, die einer Abfolge isolierter
Einzelapplikationen gleicht, zwischen denen der therapeutische Bereich immer
wieder verlassen wird.
[BILD]
- Erfolgt jedoch innerhalb von 5 Eliminationshalbwertszeiten
des Arzneistoffs eine erneute Applikation, so kommt es zu einer Kumulation
des Arzneistoffs mit einem Anstieg der am Ende jedes Zyklus erreichten
Plasmakonzentration. Die neue Dosis addiert sich zu einem noch vorhanden Rest
der letzten.
- Nach durchschnittlich 5 Applikationen - jeweils innerhalb der 5 Eliminationshalbwertszeiten
- wird der Steady-State erreicht.
- Eigentlich sind hier erst ca. 97 % der tatsächlichen Steady-State-Konzentration
erreicht, was jedoch meist ebenso vernachlässigt wird, wie die nach 5 Eliminationshalbwertszeiten
noch vorhandenen
3,125 % der vorangegangenen Dosis bei einer Einzelapplikation.
- Im Steady-State herrscht ein (Fließ-)Gleichgewicht zwischen neu hinzukommendem und
ausgeschiedenem Wirkstoff, so dass die maximale und die minimale
Konzentration im Plasma konstant sind.
- Für einen optimalen therapeutischen Effekt müssen maximale und minimale
Steady-State-Konzentration im Bereich der therapeutischen
Breite liegen.
[BILD]
- Für die Praxis ist es von evidenter Bedeutung zu wissen
- wann der Steady-State erreicht ist
- wie hoch die im Steady-State erreichten maximalen, minimalen und
durchschnittlichen Konzentrationen sind.
- Während die erste Frage aufgrund der hier allein ausschlaggebenden
Bedeutung der Eliminationshalbwertszeit
bereits zuvor beantwortet wurde, nämlich nach 5 aufeinanderfolgenden
Arzneistoffgaben im gleichen Abstand zueinander und jeweils innerhalb der Eliminationshalbwertszeit
des Arzneistoffs, ist für die Beantwortung der zweiten Frage ein wenig mehr
Rechenaufwand erforderlich.
- Eine Berechnung der Steady-State-Konzentrationen setzt eine bekannte
Pharmakokinetik der Substanz nach Einfachapplikation voraus.
- Daraus lässt sich nun berechnen, welcher Anteil der applizierten Dosis innerhalb
eines Dosierungsintervalls (τ) eliminiert wird.
Dieser Anteil wird als Verlustfaktor (L) bezeichnet.
L |
: |
Verlustfaktor [1] |
ke |
: |
Eliminationskonstante [h-1] |
τ |
: |
Dosierungsintervall [h] |
- Der Kehrwert des Verlustfaktors, der sogenannte Kumulationsfaktor (R).
bzw.
R |
: |
Kumulationsfaktor [1] |
L |
: |
Verlustfaktor [1] |
ke |
: |
Eliminationskonstante [h-1] |
τ |
: |
Dosierungsintervall [h] |
- Die zu erwartenden Konzentrationen im Steady-State ergeben sich nun durch
Multiplikation des entsprechenden Wertes nach der Einmalapplikation mit dem
Kumulationsfaktor.
- Somit ergibt sich für die drei wichtigen Konzentrationen im Steady-State:
- Die maximale Steady-State-Konzentration, die immer unterhalb der
minimalen toxischen Konzentration liegen sollte.
- Die minimale Steady-State-Konzentration, die immer oberhalb der
minimalen wirksamen Konzentration liegen sollte.
- Die durchschnittliche Steady-State-Konzentration.
- Als Maß für die Schwankungen innerhalb des Steady-States kann die
Differenz zwischen maximaler und minimaler Steady-State-Konzentration
herangezogen werden.
Maximale Steady-State-Konzentration
bzw.
cssmax |
: |
Maximale Steady-State-Konzentration [mol/l] |
cmax |
: |
Maximale Plasmakonzentration nach Einmalgabe [mol/l] |
R |
: |
Kumulationsfaktor [1] |
ke |
: |
Eliminationskonstante [h-1] |
τ |
: |
Dosierungsintervall [h] |
Minimale Steady-State-Konzentration
bzw.
cssmin |
: |
Minimale Steady-State-Konzentration [mol/l] |
cmin |
: |
Plasmakonzentration nach Einmalgabe zum Zeitpunkt τ
[mol/l] |
R |
: |
Kumulationsfaktor [1] |
ke |
: |
Eliminationskonstante [h-1] |
τ |
: |
Dosierungsintervall [h] |
Durchschnittliche Steady-State-Konzentration
bzw.
css |
: |
Mittlere Steady-State-Konzentration [mol/l] |
c |
: |
Mittlere Plasmakonzentration nach Einmalgabe [mol/l] |
R |
: |
Kumulationsfaktor [1] |
ke |
: |
Eliminationskonstante [h-1] |
τ |
: |
Dosierungsintervall [h] |
- Alternativ bietet sich für die Berechnung der mittleren
Steats-State-Konzentration folgende Berechnung an:
css |
: |
Mittlere Steady-State-Konzentration [mg/ml] |
BVabs |
: |
Bioverfügbarkeit [1] |
D |
: |
Einzeldosis [mg] |
τ |
: |
Dosierungsintervall [min-1] |
CL |
: |
Gesamtclearance [ml/min] |
Beschleunigte Aufsättigung
- In einigen Fällen ist es erwünscht, dass der Steady-State schneller
erreicht wird, als dies durch die zuvor genannte Methode der Anwendung der
normalen Arzneistoffdosis über 5 Dosierungsintervalle möglich ist.
- Hier wird initial eine höhere Dosis verabreicht, die jedoch nicht so hoch
sein darf, dass sie zu einer Plasmakonzentrationsspitze außerhalb des
therapeutischen Bereichs führt.
- Kennt man die pharmakokinetischen Parameter des Arzneistoffs, so lässt
sich die erforderliche Initialdosis berechnen zu:
Dini |
: |
Initialdosis [mg] |
cx |
: |
Gewünschte Plasmakonzentration [mg/ml] |
Vapp |
: |
Verteilungsvolumen [ml] |
BVabs |
: |
Bioverfügbarkeit [1] |
- Alternativ lässt sich die Höhe der Initialdosis, sofern die spätere
Erhaltungsdosis bekannt ist, auch darüber berechnen. Dies ist insbesondere
bei Substanzen mit sehr langer Eliminationshalbwertszeit, z.B. Digitoxin,
hilfreich.
bzw.
Dini |
: |
Initialdosis [mg] |
Dss |
: |
Erhaltungsdosis im Steady-State [mg] |
R |
: |
Kumulationsfaktor [1] |
ke |
: |
Eliminationskonstante [h-1] |
τ |
: |
Dosierungsintervall [h] |
|