UV-Vis-Spektroskopie
Definition
- Spektrometrisches Verfahren, das auf der
stoffspezfischen Absorption von Lichtquanten bestimmter Energie beruht.
Messprinzip
- Elektromagnetische Strahlung mit Wellenlängen im Bereich des ultravioletten
und sichtbaren Lichts wird teilweise von, v.a. organischen, Molekülen
absorbiert.
- Dabei werden jedoch nur Lichtquanten mit den
Energien absorbiert, die zu einer Anregung von p- und
n-Elektronen führen können.
- Die Absorption folgt dem Lambert-Beerschen-Gesetz
und ergibt sich zu:
A |
: |
Absorption
|
I0
|
: |
Ausgangsintensität des Lichtstrahls
|
I
|
: |
Intensität des Lichtstrahls nach Durchlaufen der Probe
|
e |
: |
molarer Extinktionskoeffizient
|
c
|
: |
molare Konzentration
|
d
|
: |
Schichtdicke
|
- Messtechnisch registriert wird nun die durch
die Probe gelassene Lichtstrahlung bei einer, besser jedoch mehreren
verschiedenen Wellenlängen. Daraus ergibt sich die Absorption und mit ihr
entweder eine Information über die eingesetzte Stoffkonzentration (c), oder
aber den Stoff selbst (ε).
Aufbau
- Im Einsatz sind sowohl Ein- als auch Zweistrahlgeräte.
- Bei den Einstrahlgeräten ist vor der eigentlichen Messung der Blindwert der benutzten Küvette mit dem reinen Lösemittel aufzunehmen. Bei Zweistrahlgeräten muss eine vergleichbare Küvette mit dem reinen
Lösemittel in den Vergleichsweg gebracht werden.
- Die Qualität (und der Preis) der Geräte zeigt sich z.B. in der maximalen Auflösung des Geräts. Diese ist vor allem von der spektralen Bandbreite des Spektrometers abhängig. Diese gibt an, wie genau die gewählte
Wellenlänge eingehalten wird. Eine hohe spektrale Bandbreite äußert sich somit in einer starken Streuung des eingestrahlten Wellenlängenbereichs und somit schlechter Signaltrennung.
Anwendungsgebiet
- Qualitative und quantitative Bestimmung vieler organischer Moleküle.
Verbotene Elektronenübergänge
- Nicht alle theoretisch nun denkbaren Elektronenübergänge kommen
tatsächlich vor.
- Es gibt mehrere Übergangsverbote:
- Spin-Verbot (Interkombinationsverbot)
- Verbot des Übergangs von Singulett- in Triplett-Zustände und vice
versa.
- Überlappungsverbot (Raumverbot)
- Verbot von Elektronenübergängen, bei welchen sich die beteiligten Orbitale nicht oder nicht genügend überlappen.
- Symmetrieverbot
- Verbot von Elektronenübergängen zwischen Elektronenzuständen gleicher
Symmetrie.
- Für die UV-Spektroskopie von Bedeutung ist die Tatsache, dass diese Verbote
unter bestimmten Bedingungen durchbrochen werden können und trotzdem Absorptionsbanden messbar sind (verbotene Übergänge). Allerdings sind ihre
Signale meist nur geringer Intensität, da die Übergangswahrscheinlichkeit ebenfalls nur gering ist.
Aussehen der Absorptionsbanden
- Die Absorptionsbanden im UV-Vis-Spektrum sind durch ihre Lage
(λmax),
ihre Höhe (εmax) und ihre Form gekennzeichnet.
- Die Lage des Absorptionsmaximums
(λmax)
hängt von der Energie ab, die zur Anregung
aus dem Grundzustand S0 in einen angeregten Zustand erforderlich ist.
- Im Falle erlaubter Übergänge ist eine UV-Vis-Bande umso intensiver (also
die Übergangswahrscheinlichkeit aus dem Grund in den Anregungszustand umso
größer), je leichter das Molekül mit der eingestrahlten Strahlung in Wechselwirkung
treten kann.
- Dies ist umso besser möglich, je mehr sich die Ladungsverteilung im Molekül
bei Elektronenübergängen ändert. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass
das elektromagnetische Wechselfeld des Lichts leichter an Moleküle angreifen kann, deren Ladungsverteilung zwischen den beteiligten Zuständen
unterschiedlicher ist.
- Die Intensitätserhöhung einer Bande wird als
hyperchromer Effekt
bezeichnet, eine Abschwächung als hypochromer
Effekt. Diese Effekte sind nicht mit bathochrom
und hypsochrom
zu verwechseln!
- Die Breite der Absorptionsbanden hängt von der Lebensdauer der Anregungszustände ab.
- Sie werden mit abnehmender Stabilität der
Energieniveaus breiter.
- Ebenso steigt die Bandenbreite mit zunehmender
Wechselwirkung der Substanz mit dem Lösungsmittel, was mit der erleichterten Energieabgabe
erklärt werden kann. Daher erhält man bei der Untersuchung von Molekülen im
Gaszustand schmale Banden, in unpolaren Lösungsmitteln etwas breitere und in polaren
Lösungsmitteln relativ breite. Dieser Effekt betrifft vor allem die für das
Lösungsmittel leichter zugänglichen n-Orbitale.
Franck-Cordon-Prinzip
Auswertung
- Absolutmethode
c |
: |
Konzentration |
A |
: |
gemessene
Absorption |
a |
: |
molarer
Absorptionskoeffizient |
d |
: |
Schichtdicke |
- Da α
sowohl von der Temperatur, als auch von
der Frequenz abhängig ist, ergibt sich eine gewisse Ungenauigkeit.
Diese entsteht dadurch, dass eine genaue Punktmessung bei nur einer
Frequenz nicht möglich ist. Vielmehr wird die Absorption in einem Wellenlängenbereich gemessen, dessen Breite von der Qualität des Spektrometers
abhängt. Je besser das Gerät ist, desto kleiner ist der Messbereich.
- Externer Standard
c |
: |
Konzentration |
cR |
: |
Konzentration
der Referenzlösung |
A |
: |
gemessene
Absorption |
AR |
: |
Absorption
der Referenzlösung |
- Es erfolgen mehrere Messungen nacheinander. So werden Fehlerquellen im Gerät und im anderen Messablauf minimiert.
- Zur Ermittlung der notwendigen Kalibriergerade sollten Punkte in der Nähe der (anzunehmenden) Konzentration der Probe verwendet werden, da der angenommene lineare Zusammenhang nur für kleine
Konzentrationsdifferenzen gilt.
Leistungsbewertung
- Hohe Präzision (relsdv ca. 1 %)
- Gute Robustheit
- Hohe Empfindlichkeit, abhängig vom molaren
Absorptionskoeffizienten α
- Geringe wellenlängenabhängige
Selektivität
Chromophore aus π-Elektronen
Alkene, Polyene
- Der π-π*-Übergang des Ethens weist eine Absorption bei 162 nm, also im
Bereich des Vakuum-UV-Lichtes auf.
- Mit zunehmender Zahl konjugierter Doppelbindungen verschiebt sich das Absorptionsmaximum zu höheren
Wellenlängen (Rotverschiebung).
- Ursache ist die zunehmende Erhöhung des höchsten besetzten Orbitals (HOMO)
und gleichzeitig die Erniedrigung des untersten leeren π-Orbitals
(LUMO). Aus diesem Grund wird die zur Anregung erforderliche Energiedifferenz ΔE immer kleiner, die Wellenlänge
des absorbierten Lichts also größer.
- β-Carotin enthält 11 konjugierte Doppelbindungen, die zu einem
Absorptionsmaximum bei 451 nm (blau) führen, weshalb die Substanz orange erscheint.
Quadratwurzelgesetz
- R. Kuhn und K.W. Hausser fanden einen Zusammenhang zwischen der Lage des
längstwelligen Absorptionsmaximums und der der Anzahl der
konjugierten Doppelbindungen bei konjugierten Polyenen. Danach gilt:
lmax |
: |
Wellenlänge des Absorptionsmaximums |
n |
: |
Anzahl konjugierter Doppelbindungen |
- Diese Formel liefert recht gute Annäherungen an den tatsächlichen Messwert
für das Absorptionsmaximum.
- Durch Einsetzen eines Messwertes lässt sich mit
Hilfe dieser Formel auch auf die Anzahl der konjugierten Doppelbindungen im
Molekül zurückschließen.
Dien-Regel
- Bei ungesättigten Steroiden und anderen Polyenen kann zur Abschätzung des
Absorptionsmaximums die Dien-Regel nach R. B. Woodward eingesetzt werden.
- Sie beruht auf einem empirisch ermittelten Inkrement-System.
- Zur Berechnung werden zu einem Grundwert bestimmte Werte für einzelne
Strukturelemente addiert.
- Die Lage und Intensität des längswelligen
Absorptionsmaximums wird auch von
der geometrischen Konfiguration beeinflusst.
- Oftmals absorbieren cis-Isomeren kürzerwellig und weniger intensiv als
trans-Isomeren. So zeigen cis-Carotine einen charakteristischen Peak bei ca. 340 nm, den die
trans-Formen nicht
- aufweisen.
Substituenteneinflüsse auf Polyenchromophore
- Durch Substitution am chromophoren System eines Polyens kommt es zu einer
Verschiebung des Absorptionsmaximums in den längerwelligen Bereich.
- Zur Bewertung der Stärke dieses Einflusses bei bestimmten Substituenten, setzt
man
- den Wert, den eine zusätzliche konjugierte Doppelbindung haben würde gleich
Eins.
- Der Einfluss des Substituenten ergibt sich nun als Bruchteil oder
Vielfaches diese festgesetzten Vergleichswertes.
Substituent
|
Einfluss
[Doppelbindungen] |
Alkylgruppe |
0,1 - 0,3 |
Benzolring |
1,6 - 2,8 |
Hydroxylgruppe |
0,1 |
Carboxylgruppe |
0,4 - 1,1 |
Carbonylgruppe |
0,6 - 1,5 |
Alkine
- Das Absorptionsverhalten von Alkinen
entspricht weitgehend dem der Alkene.
- Unterschiede ergeben sich jedoch z.B. für das Quadratwurzelgesetz, das nun
folgendermaßen lautet:
lmax |
: |
Wellenlänge des Absorptionsmaximums |
n |
: |
Anzahl konjugierter Doppelbindungen |
- Die Absorptionsbanden der Polyine zeigen oftmals eine stärker ausgeprägte
Feinstruktur, als die der Polyene.
Aromaten
- Benzol zeigt drei, sehr unterschiedlich ausgeprägte, Absorptionsbanden, die
alle π-π*-Übergängen entsprechen.
- Die längstwellige, feinstrukturierte Bande
wird oftmals allein zur Auswertung herangezogen. Bei Messungen von Benzoldämpfen
ist sie besonders ausgeprägt.
Monosubstituierte und disubstituierte Benzolderivate
- Alkylbenzole zeigen ähnliche Spektren wie unsubstituiertes
Benzol.
-
Substituenten mit n- oder π-Elektronen in Konjugation zum aromatischen System führen zu
einer bathochromen Verschiebung aller Banden, einer Erhöhung der Intensität und
meist zum Verlust der Feinstruktur.
- Bei stärkerer bathochromer Verschiebung kann die B-Bande (Benzol: 255 nm,
e =
230) durch die in
ihrer Intensität erhöhte E-Bande (Benzol: 198 nm,
e =
8000) überholt werden.
Die E-Bande wird nun als K-Bande bezeichnet. Die B-Bande liegt nun meist zwischen 250 und 290 nm
(e = 200 - 2000), die
K-Bande bei 200 - 250 nm (e
= 7000 - 15000).
- In der folgenden Tabelle finden sich die
Wellenlängen der Absorptionsmaxima einiger mono- bzw. disubsubstituierter
Benzolringe.
R1 |
R2 |
lmax
[nm] |
-H |
-H |
254 |
-NH3+ |
-H |
254 |
-OH |
-H |
270 |
-NH2 |
-H |
280 |
-O- |
-H |
287 |
-OH |
-NO2 |
318 |
-NH2 |
-NO2 |
381 |
-O- |
-NO2 |
403 |
Phenole
- Liegen im Phenol keine zusätzlichen chromophoren Substituenten vor, so
befinden sich die Absorptionsmaxima bei ca. 210 nm
(e = 6200) und 270 nm
(e = 1450) mit
einer Schulter bei ca. 285 nm.
- ....
Phenolether
- Phenolether zeigen ähnlich wie Phenole zwei Maxima bei ca. 270 - 290 nm
(e =
2000) und 270 - 280 nm (e
= ca. 2000), zusätzlich kann eine E-Bande bei 220 - 230 nm
vorliegen.
Aromatische Carbonsäuren
- Aromatische Carbonsäuren weisen zwei Maxima auf; bei ca. 273 nm
(e = 1000) und
ca. 225 nm (e
= 12000).
Aromatische Amine
- Primäre, sekundäre und tertiäre aromatische
Amine zeigen ein
Absorptionsmaximum bei ca. 290 nm (e
= 2000), welches durch zusätzliche funktionelle Gruppen zu
höheren Wellenlängen verschoben wird.
Polycyclische Aromaten
- Die Absorptionsmaxima anellierter aromatischer Systeme können so weit
verschoben sein, dass sie bereits im sichtbaren Bereich liegen. Außerdem erhöht sich
der Betrag der Absorption.
- Auch bei den polycyclischen Aromaten kann die B-Bande von der E-Bande
überholt werden (z.B. beim Übergang von Naphtalin /
Anthracen).
Unterscheidung von Polyenen, Polyinen und Aromaten
- Durch Berechnung der Wellenzahldifferenzen
der Teilbanden der feinstrukturierten Spektren können Polyene, Polyine und Aromaten voneinander
relativ sicher unterschieden werden.
|
: |
Differenz der Wellenzahl |
λ1, λ2 |
: |
Wellenlängen der Teilbanden |
n1, n2 |
: |
Wellenzahlen der Teilbanden |
- Die Wellenzahldifferenz beträgt für Polyene ca. 1500
cm-1, für Polyine ca. 2000 cm-1 und
für Aromaten ca. 700 - 1100 cm-1.
UV-Vis-Spektroskopie nach vorangegangener
Derivatisierung
- Durch Einführung chromophorer Systeme wird
erreicht, dass vorher nicht bestimmbare Verbindungen nun doch vermessen
werden können.
Verfahren
- Farbstoff-Ionenpaar-Extraktion
- Geladene Moleküle werden mit einem
Farbstoff entgegengesetzter Ladung umgesetzt.
- So werden z.B. Moleküle, die ein
kationisches Zentrum aufweisen, mit anionischen Farbstoffen wie Methylorange
oder Bromphenolblau
zu Ionenpaaren umgesetzt.
- Die entstandenen Ionenpaare sind
elektrisch nach außen neutral und können in ein organisches
Lösemittel extrahiert werden.
- Es findet eine quantitative Umsetzung
statt.
- Hydroxamsäurereaktion
- Primär für Carbonsäureester
und Säurehalogenide. Andere Derivate von Carbonsäuren
müssen zuerst in bestimmbare überführt werden.
- Die aus dem Carbonsäurederivat und
Hydroxylamin gebildeten Hydroxamsäuren bilden mit Eisen(III) bei
pH-Werten um 4 einen rot-violetten Komplex.
- Komplexbildung mit Fe3+
- Diazotierung
- Bei aromatischen Aminen.
- Die Diazotierung verläuft beim Einsatz
von Bratton-Marshall-Reagenz (N-(1-Naphtyl-)ethylendiamin) vollständig.
Leistungsbewertung
- Höhere Selektivität als ohne
Derivatisierung, da die Derivatisierung selbst bereits selektiv ist und
zusätzlich bei höheren Wellenlängen gemessen werden kann
- Verbesserte Empfindlichkeit
- Schlechtere Robustheit, da durch die
Derivatisierung zusätzliche potentiell fehlerbehaftete Schritte notwendig
sind
|