Kapillarelektrophorese
Synonym
- Capillary electrophoresis (CE) [engl.]
Aufbau
- Die verwendeten Spannungen in der CE betragen zwischen 100 - 30.000 V bei
Stromstärken zwischen 10 µA und 10 mA.
- Die Kapillaren bestehen aus Quarz und weisen Durchmesser von 5 - 200 µm
auf, wobei meist 50 - 100 µm dicke Kapillaren eingesetzt werden.
- Die Länge der eingesetzten Kapillaren beträgt 10 - 100 cm.
- Aufgrund der relativ großen fließenden Ströme müssen die Kapillaren
thermostatisiert werden.
- Zum Schutz der empfindlichen Kapillaren sind sie meist mit einem
Polymermantel beschichtet, der an der Detektionsstelle jedoch unterbrochen
sein muss.
- Die dort verwendeten Detektionsverfahren entsprechen weitgehend denen in
der HPLC, wiederum mit dem
Schwerpunkt der spektrometrischen Verfahren.
- Die Grundlösungen sind meist wässrig.
- Die Probenaufgabe kann auf verschiedene Arten erfolgen, z.B.
- hydrostatisch
- Durch Ausnutzung der Höhendifferenz zwischen Inlet und Outlet.
- hydrodynamisch
- Durch Druck oder Vakuum wird die Probelösung in die Kapillare
gepresst bzw. gesaugt.
- elektrokinetisch
- Durch kurzzeitiges Anlegen einer Spannung wandert die Probe in die
Kapillare. Dies ist jedoch oftmals problematisch da so beim
Auftragen der Probe Bestandteile mit höherer Ionenleitfähigkeit in
höherer Konzentration als solche mit niedrigerer
Ionenleitfähigkeit in die Kapillare gelangen.
Trennverfahren
Enantiomerentrennung
- Der Zusatz von chiralen Selektoren als Pufferadditiva macht eine Trennung
von Enantiomeren in der CE möglich.
- Die unterschiedliche Affinität der Enantiomere
zu den im Puffer gelösten chiralen Selektoren bewirkt Unterschiede in den
elektrophoretischen Mobilitäten.
- Die Trennung von geladenen Analyten erfolgt hauptsächlich mit ungeladenen
Selektoren oder Selektoren entgegengesetzter Ladung und die von ungeladenen
Analyten mit geladenen Selektoren.
- Als chirale Selektoren kommen u.a. zum Einsatz
- Die Auffindung des geeigneten Selektors erfolgt empirisch.
- Die Optimierung der Methode erfolgt über den pH-Wert und die
Selektorkonzentration.
- Im Gegensatz zur Flüssigkeitschromatographie
sind keine teuren Spezialsäulen notwendig und der Verbrauch an chiralem
Selektor ist durch die Verwendung der sehr dünnen Kapillaren nur gering.
Quantitative Bestimmungen
- Der Zusatz von internem Standard und Referenzsubstanz ist notwendig. Die
Auswertung erfolgt über die mit der Migrationszeit korrigierten
Peakflächen:
Ac |
: |
korrigierte Peakfläche |
A |
: |
Peakfläche |
tM |
: |
Migrationszeit |
- oder über die Peakflächenverhältnisse von Probe zur Referenz, beide
korrigiert mit dem jeweiligen internen Standard.
cS |
: |
Konzentration der Probe |
AS |
: |
Fläche der Probe |
AiSS |
: |
Fläche des internen Standards bei der Probe |
cR |
: |
Konzentration der Referenz |
AR |
: |
Fläche der Referenz |
AiSR |
: |
Fläche des internen Standards bei der Referenz |
EOF
- EOF ist die Abkürzung für Endo-Elektroosmotischer Fluss.
- Dieser entsteht pH-abhängig beim Einsatz von Quarzkapillaren durch die
Deprotonierung von Silanolgruppen an deren Oberfläche.
- An die nun negativ
geladene Kapillarwand lagern sich Kationen aus der Lösung an, die im
elektrischen Feld zur Kathode wandern. Aufgrund der Clusterstruktur des
Wassers wird dabei die gesamte Flüssigkeitssäule in der Kapillare
mitgerissen.
- Neutrale Teilchen wandern mit dem EOF.
- Kationen wandern schneller als der EOF, da hier der zur Kathode gerichtete
EOF durch die Ladung Kations verstärkt wird.
- Anionen wandern langsamer als der EOF, da die negative Ladung für eine
gegen den EOF gerichtete Kraft sorgt.
- Der EOF kann durch Tenside, z.B. Ammoniumsalze oder Pyridiniumsalze
beeinflusst werden.
- Bei der MEKC wandern "polarere" Neutralteilchen schneller als
"unpolare".
Strömungsprofile
- Das bessere Strömungsprofil der CE ist einer der Hauptgründe für die
deutlich kleineren Peakbreiten gegenüber der HPLC
und damit die höhere Genauigkeit (bei dennoch meist höherer
Geschwindigkeit).
Bemerkungen
- Die Selektivität lässt sich bei vielen Substanzen über den pH-Wert
deutlich erhöhen.
- Als EOF-Marker wird meist Acetanilid
eingesetzt.
- Problematisch ist die Abhängigkeit der Peakbreite vom
elektro-endoosmotischen Fluss (EOF), der sich auch u.U. zwischen mehreren
Messungen in der gleichen Kapillare ändern kann. Aus diesem Grund muss die
Kapillare zwischen den Messungen gut von anhaftenden Kationen befreit
werden. Dazu wird eine alkoholische (Isopropanol)
Pufferlösung mit SDS-Beimischung
verwendet, die zwar nicht alle Rückstände bereinigt, jedoch zu gut
reproduzierbaren Ergebnissen führt.
- Die Detektion kann bei stark unterschiedlichen Geschwindigkeiten der
einzelnen Probenbestandteile problematisch sein, da Stoffe mit niedrigerer
Geschwindigkeit länger vor dem Detektorfenster bleiben, als solche mit
höherer Geschwindigkeit. Damit liefert eine geringere Menge der langsameren
Substanz einen gleich großen Peak, wie eine höhere Menge einer schnelleren.
- Das Verfahren ist gut automatisierbar.
Leistungsbewertung
- Sehr gute Trennleistungen. Es können mehr als 10 Peaks pro Minute
getrennt werden, bei theoretischen Trennbodenzahlen von > 400.000
- In der Kapillarelektrophorese kommt es zu keiner Peakverbreiterung
- Die Präzision liegt mit 1 - 2 % relativer Standardabweichung etwas unter
der der HPLC, allerdings ist
die Richtigkeit höher, da die Selektivität größer ist
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