Herpesviridae
Synonym
- Herpesviren, Herpetoviridae
Übersicht
Biologie
Bemerkungen
- Zur Gruppe der Herpesviren zählen über 80 verschiedene Viren.
Diese kommen beim Menschen, verschiedenen Wirbeltieren und auch Fischen vor.
- Viele Herpesviren sind weltweit verbreitet.
- Die Mitglieder dieser Virusfamilie sind morphologisch nahezu identisch,
weisen jedoch in biologischer Hinsicht und in Bezug auf die von ihnen
verursachten Krankheiten relativ uneinheitliche Eigenschaften auf.
- Allgemein sind sie sehr wirtsspezifisch.
- Ihren Namen verdanken die Herpesviren der kriechenden (griechisch: "herpo"),
schlängelnden Ausbreitung der Haut- und Schleimhautefflorenzen des Herpes-simplex-Virus.
Besonders ausgeprägt zeigt sich diese Ausbreitung bei der Keratitis
dendritica, einer Unterform des Herpes
corneae.
Morphologie
- Alle Herpesviren sind morphologisch miteinander vergleichbar aufgebaut.
- Sie gehören zu den doppelsträngigen
DNA-Viren und besitzen eine Hülle.
- Ihre DNA ist linear und zeigt bei
den einzelnen Virusarten Molekulargewichte von etwa 80 - 150 · 106 Da.
- Das Nukleoid befindet sich
in einem regelmäßigen ikosaedrischen Kapsid
aus 162 Kapsomeren (150
hexagonalen, halbröhrenförmigen und 12 pentagonalen).
- Der Durchmesser des Nukleokapsids
beträgt etwa 100 nm.
- Das Nukleokapsid wird durch eine als Tegument bezeichnete Matrix umgeben
und erhält bei der Knospung ("budding") durch die innere
Kernmembran eine Hülle ("envelope").
- Diese besteht aus der zellulären Lipid-Doppelmembran (Kernmembran), in
der die für den Infektionsvorgang erforderlichen viralen Glykoproteine
verankert sind und nach außen in Form kurzer Spikes exponiert werden.
- Durch die Hülle erreichen die reifen, infektiösen Virionen, die durch
das Endoplasmatische
Retikulum zur Zelloberfläche geschleust werden, eine variable Größe
von im Durchschnitt 180 nm.
- Die Hülle ist verantwortlich für die Empfindlichkeit der Herpesviren
gegenüber lipidlösenden Substanzen und ihre beschränkte
Überlebensfähigkeit außerhalb des Wirtsorganismus.
- Die Übertragung der Herpesviren kann direkt oder indirekt erfolgen.
- Infektion und Replikation laufen teilweise im Zytoplasma
und teilweise im Zellkern ab.
- Die Infektion beginnt mit der Bindung (Adsorption) spezifischer Rezeptoren
der Glykoproteine der Hülle an passende Rezeptoren auf der Oberfläche der
Wirtszelle.
- Es folgt die Fusion von Virushülle
und Zytoplasmamembran
der Wirtszelle, die ebenfalls durch spezifische Strukturen auf der Virushülle
ausgelöst wird, und anschließend die Penetration des Nukleokapsids
ins Zytoplasma.
- Dort wird nun das Kapsid
demontiert und so die virale DNA
und mitgebrachte Proteine
freigesetzt.
- Die Proteine des Virus
werden in drei aufeinander folgenden Stufen gebildet, die kaskadenartig
ablaufen. Dementsprechend unterscheidet man α-,
β- und γ-Proteine,
die im Englischen auch als immediate early, early und late genes
bezeichnet werden.
- Zunächst werden die im Virus
mitgebrachten Proteine aktiv.
Sie schalten u.a. die Proteinbiosynthese
der Wirtszelle durch Anstieg der zellulären RNA-Degradierung ab und sorgen
für die Transkription
der für die α-Proteine codierenden viralen Gene.
- Proteine der α-Fraktion
sind auch an der Aufrechterhaltung der Virus-Latenz beteiligt.
- Ihr Nachweis ist bei Infektionen mit dem Zytomegalievirus
ein wesentliches Hilfsmittel zur frühen Diagnose und somit einer
rechtzeitigen Therapie.
- Die gebildeten α-Proteine sorgen nun für die
Synthese der β-Proteine.
- β-Proteine stellen vor allem regulatorische Proteine
und Enzyme der RNA-Replikation
dar, die eigentlichen Strukturproteine des Virus sind allesamt γ-Proteine.
Sie werden erst bei der Replikation des Virus
exprimiert.
- Nach der Replikation des Virusgenoms und der Synthese der Strukturproteine
werden die Nukleokapside
noch im Zellkern der
Wirtszelle montiert.
- Ihre Hülle erhalten die neuen
Viren während der Knospung in
den Perinuklearraum durch die innere Kernmembran.
- Von dort gelangen sie durch das Endoplasmatische
Retikulum und den Golgi-Apparat zur Zelloberfläche.
- Alle Herpesviren können im einmal befallenen Organismus in latenter Form
persistieren und nach ihrer Reaktivierung rekurrierende Infektionen
hervorrufen.
- Viele können die Plazenta passieren, einige sind onkogen.
Genera
- Bislang sind 8 Herpesviren beim Menschen bekannt:
- Das Herpesvirus der Rhesus-Affen, das sogenannte B-Virus (Herpesvirus
simiae) ist für den Menschen ebenfalls pathogen, kommt in diesem aber nicht
natürlich vor.
- Zum Teil findet sich auch noch die Einteilung in drei Untergruppen:
-
Alphavirinae
-
Betavirinae
-
Gammavirinae
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