Interferone (IFN)
Definition
- Als Interferone bezeichnet man artspezifische Proteine,
die von vielen menschlichen und tierischen Zellen im Rahmen einer
Immunantwort (z.B. auf eine Infektion
mit Viren, Chlamydien,
einigen Bakterien
und Protozoen)
sowie unter Einfluss zahlreicher antigener oder mitogener Stimuli (z.B.
durch Lektine) gebildet werden.
Bemerkungen
- Die Bildung der Interferone wird durch Interferoninduktoren angeregt.
Hierzu werden praktisch alle Viren
gerechnet, aber auch bakterielle Endotoxine, Rickettsien,
Mykoplasmen, Protozoen,
Pilze, Lektine und sogar
synthetische Verbindungen wie Polyinosin, Polycytidylsäure sowie
Propandiamin.
- Neben den unten angegeben Zellen, produzieren auch infizierte Zellen
selbst Interferone.
- Interferone weisen ein Molekulargewicht von etwa 13.000 Da auf und sind
stabil gegenüber Temperaturen bis ca. 65 °C.
- Interferon α und β
überstehen auch pH-Werte im Bereiche zwischen 2 und 10 unbeschadet, Interferon
γ ist hingegen säurelabil.
- IFNα (Leukozyten-Interferon)
- IFNα wird von Leukozyten
gebildet und besteht aus 150 - 172 Aminosäuren.
- Bislang sind 23 Varianten bekannt, die zwar strukturell ähnlich, aber
in ihrer Primärstruktur
nur zu ca. 80 % homolog sind.
- Die meisten Varianten sind - anders als die beiden anderen
Interferon-Klassen - keine Glykoproteine, sondern nicht glykosylierte Proteine.
- IFNα aktiviert vor allem NK-Zellen.
- IFNβ (Fibroblasten-Interferon)
- Das von Fibroblasten gebildete IFNβ
ist ein Glykoprotein aus 166 Aminosäuren.
- Zu Interferon α bestehen noch gewisse
Strukturähnlichkeiten.
- IFNβ aktiviert vor allem NK-Zellen.
- IFNγ
(Immun-Interferon)
- Das in seiner Grundstruktur von den beiden anderen Interferonen
völlig verschiedene IFNγ ist ein
Glykoprotein aus 146 Aminosäuren,
das in aktiver Form als Dimer vorliegt.
- Es wird von NK-Zellen selbst und T-Lymphozyten
gebildet, aktiviert ebenfalls NK-Zellen
und führt so zu einer Verstärkung der Immunantwort durch diesen
Zelltyp.
Wirkungen
- Alle Interferone (besonders jedoch IFN α und β)
wirken antiviral und antiproliferativ nach Bindung an verschiedene
Rezeptoren auf der Zielzelle.
- Interferon γ wirkt mehr immunmodulatorisch, und
zwar abhängig von den Bedingungen stimulierend oder supprimierend v.a. auf
die Antikörperproduktion.
- Die antivirale Wirkung erfolgt dabei nicht direkt, sondern über
Genaktivierung und Induktion spezifischer Proteine,
z.B. des Translation inhibitory protein, das die Virusreplikation in
der Wirtszelle blockiert.
- Interferone erhöhen die Virusresistenz noch nicht infizierter Zellen.
Therapeutische Verwendung
- Gentechnologisch hergestellte Interferone werden bei verschiedenen viralen
und onkologischen Erkrankungen eingesetzt.
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