Komplementsystem

Synonym

  • C-System

Definition

  • Verband von Plasmaproteinen und zellulären Rezeptoren mit den Aufgaben:
    • Opsonierung von infektiösen Keimen und anderen Fremdsubstanzen
    • Förderung der Löslichkeit, des Transports und des Abbaus von Immunkomplexen
    • Regulation der Immunantwort.

Aufbau

  • Bis heute sind über 20 Proteine, die zum Komplementsystem gehören, identifiziert worden.
  • Diese lassen sich in Aktivierungs- und Kontrollproteine aufteilen.
    • Zu den Aktivierungsproteinen zählen die elf zum Teil enzymatisch wirkenden Proteine des klassischen Wegs (C1q, C1r, C1s, C2 - C9) und drei weitere Proteine des alternativen Wegs (Faktor B, D und Properdin).
    • Als Kontrollproteine dienen sechs inhibitorische Faktoren (C1-Inhibitor, DAF, MCP, HRF, CD59)
  • Die Proteine des Komplementsystems machen etwa 5 % des gesamten Plasmaeiweißes aus (3 - 4 g pro Liter).
  • Das wichtigste Komplementprotein ist C3, das auch den höchsten Anteil stellt. Es ist die "Drehscheibe" der Komplementaktivierung.

Funktion

  • Die Proteine des Komplementsystems können über zwei alternative Wege aktiviert werden. Man unterscheidet die antikörperinduzierte "klassische" Komplementaktivierung von der direkten "alternativen" über C3.
  • Die auf die Aktivierung erfolgenden Schritte laufen kaskadenartig, ähnlich dem Gerinnungssystem, ab. Das Ausmaß der Antwort auf Aktivierung wird durch die inhibitorischen Proteine des Komplementsystems moduliert.
  • Klassische Aktivierung
    • Beim klassischen Weg binden mindestens zwei Antigen-Antikörper-Komplexe an ein C1q-Protein und aktivieren so diese Komponente.
      • Damit der Antikörper an C1q binden kann, ist eine Konformationsänderung seines Fc-Stücks erforderlich. Diese tritt auf, wenn der Antikörper an sein Antigen bindet. Hierdurch wird ein Rezeptor am Antikörper freigelegt, an den sich C1q nun anlagern kann.
      • Für die Aktivierung des C1q werden mindestens 2 gebundene Fc-Fragmente benötigt, weshalb das pentamere IgM als Aktivator des Komplementsystems besonders wirksam ist.
      • Neben der doppelten Bindung an Fc-Fragmente von Antikörpern ist die Gegenwart von Ca2+ zur Aktivierung des C1q notwendig.
    • Kaskadenartig werden nun die anderen C-Faktoren aktiviert.
    • Das aktivierte C1qrs ist eine Esterase und spaltet C4 in C4a und C4b.
    • Das Hauptfragment C4b bindet C2, wobei der Faktor C2a abgegeben wird.
    • Das Fragment C2b bildet zusammen mit C4b ein Enzym, die C3-Konvertase, welche C3 in C3b und das Anaphylatoxin C3a umwandelt.
    • Der Aktivierungsvorgang geht weiter, indem von C5 das Anaphylatoxin C5a abgespalten wird.
    • Nun lagern sich spontan die Proteine C6 und C7 an C5b an, gefolgt von den Komponenten C8 und C9.
    • Dieser terminale C5b-C9-Komplex, auch "membrane attack complex" (MAC) genannt, führt zu einer Membranschädigung (Entstehung von Poren) und durch den Einstrom von Na+ zu einer Lyse der angegriffenen Zelle.
    • Von Bedeutung ist, dass ausgehend von einem einzelnen C1-Molekül im Verlauf dieser Kaskadenreaktion viele Tausende von den später ins Spiel kommenden C-Faktoren aktiviert werden können. Dies führt zu einer Verstärkerwirkung.
  • Alternative Aktivierung
    • Der alternative Weg benötigt keinen Immunkomplex. Er wird vielmehr durch Produkte von Mikroorganismen, z.B. bakterielle Lipopolysaccharide, Endotoxine, Dextrane und Zymosane von Hefen, aggregiertes IgA u.a. ausgelöst.
    • Entstehendes C3b wird durch Cofaktoren im Serum (Properdin, Faktor B, Faktor D) aktiviert und wirkt anschließend als C3-Konvertase, die weiteres C3 in C3a und C3b umwandelt.
    • Ab C3b fließt dieser Nebenschluss in den klassischen Aktivierungsweg ein und endet schließlich auch im C5b-C9-Komplex, der die Membran schädigt und die angegriffene Zelle lysiert.
  • Die Bildung des lytisch wirkenden C5b-C9-Komplex ist häufig jedoch für die Wirkung nicht essentiell. Oft sind die freigesetzten Chemotaxine und Opsonine für die Neutralisation und Elimination wesentlicher.
  • Einige Viren können das Komplementsystem ohne Antikörper durch direkte Bindung von C1q aktivieren. Dies scheint vor allem für Retroviren zu gelten.

Bemerkungen

  • Das Komplementsystem unterhält Entzündungsreaktionen, die im Verlauf einer Infektionskrankheit auftreten können
  • Die Komplement-Aktivierung wird mit Hilfe besonderer, natürlich vorkommender Inhibitoren reguliert.
  • Komplement spielt sowohl bei der angeborenen Resistenz, als auch bei der erworbenen Immunität eine Rolle. 
  • Die wichtigste Reaktion im Verlauf der Komplementaktivierung ist die proteolytische Spaltung der dritten Komponente durch die C3-Konvertase in C3a und C3b. Dies kann sowohl über den klassischen, als auch den alternativen Weg geschehen, und stellt den Beginn des lytischen Vorgangs dar.
  • Nach kovalenter Bindung von C3b an Mikroorganismen werden diese über ihre Bindung an die Komplement-Rezeptoren CR1 auf Makrophagen und Granulozyten von den Phagozyten aufgenommen. 
  • Der Effekt wird noch verstärkt, wenn gleichzeitig eine Quervernetzung vom Fc-Stück des Antikörpers mit dem entsprechenden FcR stattfindet. Solche Erleichterung der Zubereitung für die Phagozytose nennt man Opsonierung.

Wirkungen einzelner Komponenten

  • Zytolyse
    • C5b-C9-Komplex
 

www.BDsoft.de
pharm@zie
-
Bücher zum Thema Pharmazie bei Amazon