Dragees
Definition
- Als Dragee bezeichnet man in der pharmazeutischen Technologie mit Zucker
überzogene feste perorale Arzneiformen.
Bemerkungen
- Bei Dragieren wird der sogenannte Drageekern, meist eine bikonvexe
(kleinere) Tablette, in mehreren Schritten mit einem glatten Zuckerüberzug
versehen. Zur Dragierung verwendet man hochkonzentrierte Zuckerlösungen,
sogenannte Dragiersirupe.
- Meist weist der Überzug keine die Wirkstofffreigabe modifizierenden
Eigenschaften auf. Ist die Zuckerschicht um das Dragee herum aufgelöst, so
kommt es zur Freisetzung des Arzneistoffs aus dem Drageekern.
- Durch Überzüge mit z.B. Schellack können magensaftresistente Dragees
erhalten werden. Aufgrund ihres Aufbaus entsprechen sie dann jedoch eher der
Definition von Filmtabletten.
Herstellungsverfahren
Zuckerdragierung
- Der Drageekern sollte eine bikonvexe Form aufweisen, um möglichst
wenig Kontaktfläche zu den anderen Kernen aufzuweisen.
- Sein Gewicht sollte 500 mg nicht überschreiten, da bei der
Dragierung bis zu 150 % Masse hinzukommen.
- Dünnschichtdragees haben eine besonders dünne Hülle, die nur
ca. 20 - 50 % der Kernmasse ausmacht. Sie sind ur zuverlässig
herstellbar, wenn der Drageekern eine optimierte Form aufweist.
- Bei normalen Dragees beträgt das Gewicht des Überzugs etwa dem
des Kerns.
- Als Dragierungsmittel verwendet man Sirupe aus meist mehr als 80 % Saccharose
und etwa 10 - 20 % Stärke.
- Saccharose wird bevorzugt eingesetzt, da sie einerseits sehr gut
in Wasser löslich ist und so hochkonzentrierte Lösungen möglich
sind, sie aber andererseits nicht zu hygroskopisch ist.
- Stärke dient in Dragiersirupen als Kristallisationsverzögerer.
Die Konzentration kann zwischen 10 und 40 % variiert werden. Durch
den Stärkezusatz erhält man transparente, glasurartige und glatte
Überzüge, während reine Zuckerüberzüge eher raue, kristalline
Oberflächen erzeugen.
- Die Zuckerdragierung stellt ein diskontinuierliches Verfahren dar.
Nach jedem Auftragen einer Schicht muss gewartet werden,
bis die zuletzt aufgetragene Schicht abgetrocknet ist. Durch Einstreuen
von Dragierpuder (z.B. Talkum oder Talkum, Puderzuckergemische) kann das
Abtrocknen und der Schichtaufbau etwas beschleunigt werden.
- Gute Dragierprozesse erfordern meist viel Erfahrung, wie sie bislang
nur erfahrene Dragiermeister haben:
- Die aufgetragenen Menge an Dragiermittel muss genau auf die
eingesetzte Menge Drageekerne abgestimmt sein. Ist sie zu niedrig,
kommt es zu einer ungleichmäßigen Schichtdicke zwischen den
einzelnen Dragees, ist sie zu hoch, so können die Drageekerne
aneinander kleben und Aggregate bilden. Werden diese wieder
getrennt, wird meist der Überzug irreversibel geschädigt.
- Wird vor dem Auftragen der nächsten Zuckerschicht zu lange
gewartet, so kommt es zum "Absterben" der Charge.
Die Oberfläche wird rau und kristallin. Längerfristig kann es zu
einem erhöhten Abrieb kommen, der sich bei der nächsten Zugabe von
Dragiersirup auf der Oberfläche der Dragees wieder anlagern kann.
Die Folge sind kleine "Pickel" im Überzug. Gleiches kann
auch passieren, wenn die Drageekerne den mechanischen Belastungen
nicht standhalten und z.T. während der Herstellung zerstört
werden.
- Dauer:
- Bis zu 3 - 4 Tage für einen Ansatz
- Arbeitsschritte:
- Andecken
- Zunächst werden meist 3 - 8 Schichten eines Andecksirups und
häufig eines dazwischen eingesetzten Andeckpuders aufgetragen.
- Das Andecken dient der mechanischen Festigung der Kerne und
schützt die Kerne zudem vor dem Eindringen von Feuchtigkeit
während der weiteren Dragierung.
- Die Andecksirupe sind aufgrund eines hohen Feststoffanteils
relativ viskos. Sie enthalten häufig zusätzlich Bindemittel
(z.B. Gelatine, Cellulosether oder PVP), Antiklebmittel (z.B:
Talkum) oder strukturgebende Füllmittel (z.B. Calciumcarbonat,
Siliziumdioxid).
- Auftragen
- Während dieses Prozessschritts wird die eigentliche
Zuckerhülle gebildet. Dazu werden bis zu 40 Schichten des
sogenannten Auftragsirups sowie häufig eines dazwischen
eingesetzten Dragierpuders eingesetzt. Die Zusammensetzung ist
meist weniger Komplex als die der Andecksirupe, ihre Viskosität
geringer.
- Glätten und Färben
- Zum Teil kann es erforderlich oder gewünscht sein dem bislang
gebildeten Dragee eine glattere und farbige Oberfläche zu
verschaffen. Eingesetzt werden Glättsirupe, die entweder meist
nur aus Zucker, Farbstoff und Stärke bestehen.
- Polieren
- Mit Hartwachsen oder Wachslösungen kann in diesem Schritt
eine hochglänzende Oberfläche erzielt werden.
- Durch Anwendung von Dragiersuspensionen anstelle von Dragierlösungen
und Verzicht auf die Dragierpuder kann der Dragierprozess vereinfacht
und beschleunigt werden. Hier kommt dem Glätten eine besondere
Bedeutung zu.
Vorteile
- Verdeckung unangenehmer Gerüche, Geschmäcker und schlechten Aussehens
der Arzneimischung
- Verbesserung der Schluckeigenschaften der Arzneiform
- Erhöhung der Arzneimittelsicherheit durch bessere Unterscheidbarkeit
einzelner Medikamente durch eigenständige Farbgebung
- Begrenzte Steuerung der Bioverfügbarkeit durch unterschiedliche Überzüge möglich
Nachteile
- Relativ schwierig zu beherrschender Herstellungsprozess
- Zeitaufwändig
- Nur begrenzte Kernmassen einsetzbar
Geschichtliches
- Als Ursprung des Begriffs "Dragee" wird heute das aus dem
Griechischen stammende Wort "Tragemata = Süßigkeit, Nachwerk"
angenommen, das auf die Umhüllung mit Zucker bzw. Zuckersirup anspielt.
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