Tabletten

Synonym

  • Compressi

Übersicht


Medizin

Anwendung

Anwendungshinweise

Matrixtabletten
  • Matrixtabletten, bei denen die Matrix aus einer quellfähigen, aber unverdaulichen Substanz besteht, werden scheinbar unverändert wieder ausgeschieden. Hier sollte der Patient darauf aufmerksam gemacht werden, dass dies völlig normal ist und nicht etwa bedeutet, das der Wirkstoff nicht freigesetzt wurde.
Teilbarkeit
  • Tabletten sollten nur dann geteilt werden, wenn sie vom Hersteller dazu mit einer Bruchrille versehen sind.
  • Das Teilen von nicht dazu vorbereiteten Tabletten führt meist zu einer nicht ausreichend genauen Dosierung.
  • Filmtabletten sollten nur geteilt werden, wenn die Befilmung keine relevanten Funktionen innehat, also z.B. lediglich die Schluckeigenschaften verbessern oder schlechten Geschmack abschirmen soll.
  • Magensaftresistente Tabletten oder Retardtabletten sollten nur dann geteilt werden, wenn dies vom Hersteller ausdrücklich erlaubt ist.

Technologie

Definition

  • Tabletten sind einzeln dosierte feste Arzneiformen, die durch Verpressen von Pulvern oder Granulaten hergestellt werden.

Bemerkungen

Allgemeines

  • Tabletten stellen die heute am häufigsten eingesetzte Arzneiform dar, was u.a. folgende Gründe hat:
    • Sie können aus fast allen festen Wirkstoffen maschinell in großen Mengen und relativ preiswert hergestellt werden.
    • Sie haben eine hohe Dosierungsgenauigkeit.
    • Sie sind relativ einfach und angenehm einzunehmen.
    • Sie sind lange haltbar, einfach zu verpacken, gut zu lagern und zu transportieren.
  • Die Freigabe der Wirkstoffe lässt sich durch entsprechende Formulierungen und/oder Herstellungsverfahren in weiten Grenzen steuern und modifizieren.
  • Nur sehr selten bestehen Tabletten allein aus Wirkstoffen. Meist sind aus verschiedenen Gründen Hilfsstoffe enthalten.
  • Tabletten mit gewölbten Oberflächen, die später zu umhüllten Tabletten (z.B. Dragees, Filmtabletten) weiterverarbeitet werden, bezeichnet man auch als Kerne.
  • Physikalisch stellen Tabletten disperse Systeme der Art fest in gasförmig dar, wobei der Anteil der Gasphase je nach dem Grad der Komprimierung erheblich variieren kann.
  • Die nachfolgende Tabelle gibt einen groben Anhaltspunkt, welche Tablettendurchmesser (bei runden Tabletten) für welche Tablettenmassen geeignet sind. Die unteren angegebenen Grenzen führen teilweise jedoch zu sehr dünnen Tabletten.
Durchmesser, mm Masse, g
6 0,06 - 0,10
7 0,10 - 0,12
8 0,12 - 0,15
9 0,15 - 0,20
10 0,20 - 0,30
11 0,30 - 0,40
12 0,40 - 0,55
13 0,55 - 0,70
14 0,70 - 0,80
15 0,80 - 0,90
16 0,90 - 1,00

Formen

  • Es lassen sich unterschiedlichste Formen von Tabletten herstellen. Dennoch sind die meisten Tabletten heute in der Grundform rund oder oblong. Runde Tabletten sind beliebt, weil sie relativ gesehen nur geringe Anforderungen an das Presswerkzeug stellen.
  • Bruchkerben erhöhen die Kosten für die Herstellung, da die Stempel im Bereich der Bruchkerbe schneller abnutzen. Gleiches gilt für sämtliche anderen Prägungen (z.B. Buchstaben). Bruchkerben und andere Prägungen stellen zudem potentielle Fehlstellen für eine spätere Befilmung dar. 
  • Um Tabletten leichter identifizierbar zu machen wird daher meist eine Bedruckung einer Prägung vorgezogen.
  • Tabletten mit Oblongform werden gerne bei größeren Tablettenmassen eingesetzt, da sie leichter zu schlucken sind, als runde Tabletten gleicher Masse.
  • Abhängig von der Form der Tablette sind auch die maximalen Presskräfte, die während der Herstellung angewendet werden können, um Beschädigungen der Stempel zu vermeiden. Prinzipiell können bei biplanen Formen die höchsten, und bei kugelförmigen Formen die niedrigsten Presskräfte eingesetzt werden. 
    • Eine Tabelle mit Richtwerten zu den maximalen Presskräften finden Sie auf der Seite: Tablettierwerkzeug.

Formbeispiele
Diamantförmig Dreieckig Dreieckig (abgerundet) Halbmondförmig
Herzförmig Hexagonal Kissenförmig Mandelförmig
Oblong Oktogonal Oval Patronenförmig
Pentagonal Pfeilförmig Quadratisch Rhombisch
 
Schildförmig Tailliert Tonnenförmig  

Teilbarkeit

  • Um eine möglichst reproduzierbare Teilbarkeit zu erreichen, werden Tabletten mit Bruchkerben versehen.
  • Normale Bruchkerben sind relativ eng. Zur Teilung muss die Tablette mit zwei Händen gefasst werden und orthogonal zur Bruchkerbe verwunden werden. Alternativ kann ein Messer parallel in die Bruchkerbe gelegt werden und die Tablette dann durch Herunterdrücken des Messers geteilt werden. Besonders bei kleineren Tabletten und für ältere Patienten ist der Einsatz eine Tablettenteilers sinnvoll. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass das Teilmesser möglichst scharf ist, um Bruch zu vermeiden.
Einhandteilbarkeit
  • Um die Teilbarkeit zu erleichtern, sind zudem spezielle Bruchkerben entwickelt worden, die eine Einhandteilbarkeit gewährleisten. So geformte Tabletten können ohne Hilfsmittel und nur unter Zuhilfenahme einer Hand - bzw. eines Fingers - sauber geteilt werden. 
  • Die Bruchkerbe sollte während des Teilungsvorgangs mit der Bruchkerbe nach oben liegen. Eine Teilung mit der Bruchkerbe nach unten ist normalerweise ebenfalls möglich, sollte aber vermieden werden, da hier eine erhöhte Gefahr von Bruch besteht.
Richtig: Druck auf die breite Bruchkerbe teilt die Tablette. Die Fragmente werden voneinander entfernt. Falsch: Druck auf die der Bruchkerbe gegenüberliegende Seite teilt die Tablette zwar ebenfalls, die Tablettenhälften werden jedoch gegeneinander gedrückt was zu zusätzlichem Abrieb/Bruch führen kann.

Hilfsstoffe

Herstellung

  • Wie der Arzneibuchname "Compressi" bereits andeutet, werden Tabletten durch das Verpressen von Einzelpartikeln hergestellt. Dies können Pulver oder Granulate sein.
  • Die Dosierung erfolgt praktisch immer durch Vorgabe eines konstanten Volumens.
  • Es haben sich zwei Arten von Tablettiermaschinen durchgesetzt:
  • Bei der Herstellung, Verpackung, Lagerung und dem Inverkehrbringen von Tabletten sind geeignete Maßnahmen zur Gewährleistung ihrer mikrobiologischen Stabilität zu ergreifen.

Fehler bei der Tablettierung

Fehler Ursachen
Ungenügende mechanische Festigkeit
  • Zu geringer Pressdruck
  • Ungeeignetes oder zu wenig Bindemittel
  • Zu hoher Stärkeanteil
  • Zu hoher Gleitmittelzusatz
  • Zu niedriger Feuchtigkeitsgehalt des Tablettierguts
  • Ungenügende plastische Verformbarkeit des Tablettierguts
Deckeln der Tabletten
  • Zu niedriger Feuchtigkeitsgehalt in der Tablette
  • Zu große Lufteinschlüsse in der Tablette, infolge mangelhafter Vorverdichtung
  • Zu hohe Rückdehnung des Tablettierguts
  • Vorzugorientierungen im Komprimat, daher unterschiedliche axiale und radiale mechanische Festigkeit
Kleben der Tablettenmischung an den Stempelwerkzeugen oder zu starke Reibung in den Matrizen
  • Zu wenig Gleitmittel (Schmiermittel, Formtrennmittel)
  • Zu hoher Feuchtigkeitsgehalt im Tablettiergut
  • Schmelzpunkterniedrigung durch eutektisches Verhalten
Ungenügende Zerfallszeit
  • Zu wenig Zerfallsbeschleuniger / Ungeeignetes Sprengmittel
  • Mangelnde Benetzung der Tablette, durch zu große Hydrophobizität aufgrund zu wenig Netzmittels
  • Zu wenig wasseraufsaugende Hilfsstoffe
  • Zu geringe Porosität bzw. zu hoher Pressdruck
  • Gut lösliche Komponenten in der Mischung, die über osmotische Effekte die zugesetzten Zerfallbeschleuniger unwirksam machen
Dosierungsschwankungen
  • Ungenügendes Fließverhalten

Prüfungen

  • Prüfung auf Gleichförmigkeit des Gehalts
  • Prüfung auf Gleichförmigkeit der Masse
  • Wirkstofffreisetzung

Geschichtliches

  • Der Begriff Tablette leitet sich vom lateinischen Wort "Tabuletta, -ae (f) = Täfelchen" ab.
  • Im Arzneibuch werden Tabletten jedoch nicht als "Tabulettae" sondern, als "Compressi" bezeichnet. Hier dient das lateinische "comprimere = zusammenpressen" als Ausgangspunkt.

Untertypen

Einteilung des Arzneibuchs

Sonstige


 

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