Erbrechen
Bemerkungen
- Das Erbrechen ist in erster Linie ein Schutzreflex: Speisen, die übel
riechen (z.B. wegen toxischer Fäulnisprodukte) oder solche, die im Magen
Toxine freisetzen, werden aus dem Körper entfernt.
- Aber auch andere Auslöser können Erbrechen provozieren, z.B.:
- Bewegungsreize (Kinetosen)
- Kinetosen (Bewegungskrankheiten) können bei Reisen der
verschiedensten Art auftreten und beruhen auf schnellen, sich
wiederholenden passiven Veränderungen des Gleichgewichts,
mangelhafter Fixierung der rasch am Auge vorüberziehenden
Gegenstände und psychischer Erregung.
- Hormonelle Stimulation (Gestosen)
- In der Frühschwangerschaft tritt Erbrechen in Form des Vomitus
matutinus (morgendliches Erbrechen) oder der Hyperemesis gravidarum
("unstillbares" Schwangerschaftserbrechen) auf.
- Reize aus "höheren Zentren des ZNS"
- Daneben ist Erbrechen ein unspezifisches Symptom vieler anderer
Erkrankungen, so z.B.:
- Intoxikationen
- Magenerkrankungen
- Gallenblasenaffektionen
- Pankreatitis (chronische)
- Urämie
- Hepatisches Koma
- Hirndrucksteigerung (z.B. bei Hirntumoren)
- Akute Infektionen
- Die komplexen, reflektorischen Vorgänge, die zum Erbrechen führen,
werden von einem Brechzentrum koordiniert, das aus einem diffusen Netzwerk
von Neuronen in der lateralen
Formatio
reticularis besteht.
- Die Erregung des Brechzentrums erfolgt durch afferente Nervenbahnen aus:
- Chemorezeptor-Triggerzone (in der Area postrema, im Boden des
4.Hirnventrikels)
- Gastrointestinaltrakt
- ZNS (Vestibularapparat, höhere Zentren).
- In diesen Regionen findet man Rezeptoren für folgende Neurotransmitter,
die durch Antiemetika
gehemmt werden können:
- 5-HT3-Rezeptoren
- D2-Rezeptoren
- m-Cholinozeptoren
- H1-Rezeptoren
- δ-Rezeptoren.
- Der Brechreflex läuft in 4 Stufen ab:
- Zwerchfellsenkung bei geschlossener Glottis
- nach Sekunden: Erschlaffung unterer Ösophagussphinkter und Magen
- gleichzeitig: Kontraktion der Bauchdeckenmuskulatur
- Kontraktion der Speiseröhre und Thoraxdehnung
- oberer Ösophagussphinkter erschlafft, Magenantrum kontrahiert sich.
- In der Phase der Übelkeit vor dem Erbrechen (Nausea) setzt im Dünndarm
eine umgekehrte Peristaltik ein (Erbrechen von Galle!).
Prognose
- Die Folgen des Erbrechens hängen davon ab, wie häufig erbrochen wird
und wie lange der Zustand anhält.
- Während einmaliges oder vereinzeltes Erbrechen praktisch ohne
Auswirkungen bleibt, können in schweren Fällen bei anhaltendem Erbrechen
Wasser- und Elektrolytstoffwechselstörungen mit hypochlorämischer
Alkalose, Oligurie, Exsikkose, Temperaturanstieg und evtl. Koma auftreten.
Therapie
- Nur bei längerer Dauer und nach Abklärung der Ursache medikamentöse
Therapie mit Antiemetika.
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