Intoxikationen

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Übersicht

Leitsymptome

Allgemein

Haut

Hauterscheinung Verdacht auf Intoxikation durch
Schieferblaue Farbe
Ikterus
Erythem
Blasenbildung
Ätzspuren
  • Säuren
  • Laugen
Rosa bis hellrot
Injektionsspuren, Phlebitis

Foetor (Geruch)

Foetor Verdacht auf Intoxikation durch
"Alkohol"
Aceton
Bittermandel
Knoblauch
Faule Eier
Faules Heu

Sonstige

Leitsymptom Verdacht auf Intoxikation durch
Brechdurchfall
Doppelbilder
Lungenödem
  • Reizgase
  • Evtl. Reinigungsmittel (z.B. chlorhaltige Toilettenreiniger)
Periorale Verfärbungen sowie Verfärbungen in der Mundhöhle
  • Pestizide
Tremor und andere psychische Störungen

Sofortdiagnostik

  • EKG, SaO2, BZ
  • Evtl. Giftnachweis in der Ausatemluft, z.B. durch Prüfröhrchen oder Gasspürgerät (z.B. von Dräger)
  • Evtl. Drogennachweis durch Urinschnelltest

Sofortmaßnahmen

  • Sofern die genaue Giftart und Menge bekannt ist, nicht aber die Maßnahmen zur Detoxikation, kann (und sollte) noch vor Ort eine Giftinformationszentrale konsultiert werden.
  • Nachfolgend sind allgemeine Maßnahmen beschrieben:

Verringerung der Resorption 

Induziertes Erbrechen 
  • Indikationen
    • Orale Giftaufnahme erfolgte innerhalb der letzten zwei Stunden
    • Patient ist wach und ausreichend kooperativ
    • Keine Eintrübung des Patienten in der nächsten Zeit zu erwarten
  • Kontraindikation
    • Fehlende Schutzreflexe
    • Gefahr des Ausfalls der Schutzreflexe innerhalb ca. < 30 min
    • Intoxikation mit Säuren und Laugen
    • Intoxikation mit Schaumbildnern (z.B. Waschmittel, Spülmittel)
    • Intoxikation mit organischen Lösungsmitteln
  • Durchführung 
    • Reizung der Rachenhinterwand
      • evtl. vorher etwas (lauwarmes) Wasser trinken lassen
    • Lauwarme Kochsalzlösung trinken lassen
      • 1 Esslöffel auf ca. 200 ml Wasser
      • Wenn kein Erbrechen innerhalb von 10 Minuten, Magenspülung zur Kochsalzelimination
      • Niemals bei Kindern!
    • Ipecacuanha-Sirup (Sirup ipecacuanhae)
      • Emetikum erster Wahl bei Kindern
      • Kinder < 18 Monate: 10 ml
      • Kinder > 18 und < 4 Jahre: 15 ml
      • Kinder > 4 Jahre: 20 ml
      • Erwachsene: 40 ml
      • Nach der Applikation reichlich Flüssigkeit trinken lassen
      • Wirkeintritt nach ca. 20 min
    • Apomorphin
      • Nur indiziert, wenn die Ingestion hochtoxischer Substanzen (z.B. E605) erst sehr kurz zurückliegt bzw. bei Eigen- oder Fremdgefährdung
      • Bei Kindern nur bei Paraquatintoxikation
      • Wegen der gefäßerweiternden Wirkung sollte Apomorphin nur als Mischspritze mit Norfenefrin oder Cafedrin/Theodrenalin verwendet werden
      • Dosis: 0,1 mg·kg-1 KG Apomorphin und 0,1 mg·kg-1 KG Norfenefrin
      • I.v., s.c., notfalls auch i.m. injizieren
      • Stabile Seitenlage und engmaschige Überwachung
      • Wirkeintritt innerhalb weniger Minuten
      • Keine Nachinjektion bei Erfolglosigkeit
      • Antidot: Naloxon
  • Achtung
    • In neueren Richtlinien ist das Auslösen von Erbrechen als präklinische Maßnahme nicht mehr vorgesehen! (Wegen zu großer Gefahr der Aspiration, besonders bei der Verwendung von Emetika mit längerdauerndem Wirkungseintritt und zwischenzeitlicher Eintrübung des Patienten.)
Magenspülung 
Absorbentien 
  • Bemerkungen
    • Der Einsatz von Absorbentien ist generell dem induzierten Erbrechen oder einer Magenspülung vorzuziehen, v.a. bei nicht zytotoxischen Substanzen und bei Kindern
    • Universalabsorbens im Rettungsdienst ist medizinische Kohle.
  • Indikationen
    • Perorale Giftaufnahme
    • Nach Magenspülung oder induziertem Erbrechen
  • Kontraindikation 
    • Intoxikation mit Säuren oder Laugen
    • Intoxikation mit organischen Lösungsmitteln
  • Durchführung
    • ca. 1 g/kg KG in etwas Wasser aufgeschlämmt trinken lassen
    • Bei Erwachsenen mindestens 50 g
  • Achtung
    • Die Bindung des Giftes an die Kohle ist reversibel. Deshalb immer mit einem Laxans kombiniert einsetzen.
Forcierte Diarrhoe 

 Neutralisation der Giftwirkung 

  • Für einige Giftstoffe sind spezifische Antidota verfügbar. So z.B. für Zyanide, Alkylphosphate, Paracetamol oder Methanol.
  • Bei der Gabe von Antidota bei Opiat- oder Benzodiazepin-Intoxikationen können Entzugssyndrome, Krämpfe, Lungenödem oder kardiale Dekompensation auftreten.
  • Viele Antidota haben kürzere Halbwertszeiten als die Gifte!
  • In Bereichen mit besonderer Giftgefährdung können evtl. spezifische Antidota verfügbar sein (z.B. Sera gegen Schlangengifte).
  • Da viele Antidota recht gefährliche Nebenwirkungen auslösen, sollten sie nur bei gesichertem Giftnachweis eingesetzt werden.

Achtung

  • Es ist alles zu asservieren, was möglicherweise eine Giftidentifikation ermöglicht. So sind z.B. Erbrochenes, Stuhl, Urin, eine Blutprobe, eine Magensaftprobe, Tablettenpackungen, Chemikalienbehälter, benutzte Spritzen wenn möglich mitzunehmen.

 

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