Paracetamol
Synonym
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
- Schmerzmittel bei leichten bis mittelstarken Schmerzen, besonders bei
Kopf- und Zahnschmerzen.
- Weniger geeignet zur Therapie bei entzündlichen und viszeralen Schmerzen.
- Zur Fiebersenkung, insbesondere bei Kindern.
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
Relative Kontraindikationen
- Enzyminduktoren wie Barbiturate, Antiepileptika,
Rifampicin
- Die gleichzeitige Einnahme von Substanzen, die als Enzyminduktoren in
der Leber wirken, erhöht die Lebertoxizität von Paracetamol
- Chloramphenicol
- Die gleichzeitige Einnahme von Chloramphenicol
erhöht dessen toxisches Potential
- Substanzen die die Magenentleerung beschleunigen bzw. verlangsamen
- Beschleunigung bzw. Verlangsamung des Wirkungseintritts von
Paracetamol
- Ethanol
- Der Abbau von Paracetamol wird bei Einnahme mit oder zeitnah zu
Alkohol verzögert. Bei chronischem Alkoholismus ist jedoch der Abbau
von Paracetamol beschleunigt. In beiden Fällen erhöht Ethanol die
Hepatotoxizität von Paracetamol.
Sehr selten
- Allergische Reaktionen
- Analgetika-Asthma
- Bei entsprechend prädisponierten Patienten
- Hypotonie
- Nur bei parenteraler Gabe
Einzelfälle
- Blutbildungsstörungen
- Thrombozytopenie (unabhängig von der Anwendungsart)
- Agranulozytose (nur bei oraler/rektaler Anwendung)
- Leukopenie, Neutropenie (nur bei parenteraler Anwendung)
Sonstige
- Magenbeschwerden, aber nur extrem selten Ulzera
- Für den Abbau von Paracetamol wird Glutathion benötigt, das
protektive Effekte an der Magenschleimhaut hat. Bei Aufbrauchen der
Gluthationreserven, kann es daher zu Magenbeschwerden (Dyspepsien)
kommen. Die Ausbildung von Ulzera ist jedoch extrem selten.
- Nierenschädigung
- Gefahr besteht praktisch nur bei chronischem Missbrauch
- Leberschäden
- Praktisch nur bei Einnahme toxischer Dosen auftretend, wenn u.a. die
Glutathionreserven des Körpers verbraucht sind.
- Bei Vergiftungen mit extrem hohen Dosen (> 6 g (10
g) beim Erwachsenen) kommt es zu schweren Leberschäden, dann sogar mit
häufig tödlichem
Ausgang.
Anwendung
Tagesdosis |
max. 50 mg/kg
max. 4000 mg |
Einzeldosis |
10 - 15 mg/kg
ca. 500 - 1000 mg |
Dosierungshinweise
- Die normale Einzeldosis beträgt bei Erwachsenen dementsprechend 500 -
1000 mg, bei Kindern 250 - 500 mg und bei Säuglingen 125 mg.
Anwendungshinweise
- Aufgrund einer Resorptionsverzögerung bei Einnahme zu Mahlzeiten, sollte
die Substanz für einen schnellen Wirkeintritt min. 30 min vor oder 2 -
3 h nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Die Wirksamkeit wird durch eine
Einnahme zu einer Mahlzeit aber insgesamt nicht beeinträchtigt.
- Eine Einnahme über einen Zeitraum von mehr als einer Woche sollte
vermieden werden.
Patientenhinweise
- Ben-u-ron, Captin, Enelfa, Paracetamol [...], Togal
Pharmakologie
Wirkmechanismus
- Paracetamol wirkt, ebenso wie die meisten anderen nicht-opioiden
Analgetika, als Inhibitor der Cyclooxygenase. Paracetamol hemmt jedoch
insbesondere die Isoform 3 (COX-3), die vor allem im Nervengewebe vorkommt.
Über diesen Mechanismus führt Paracetamol zu einer zentralen Hemmung der Synthese von PGE2.
- Paracetamol zeigt auch gewisse Effekte auf andere COX-Isoformen, was sich
therapeutisch nicht bemerkbar macht, wohl aber hinsichtlich möglicher
Nebenwirkungen, z.B. Nierenschäden.
Bei Dosen > 2 g kommt es zu einer abweichenden
nichtlinearen Kinetik.
- Paracetamol wird innerhalb von 30 - 60 min fast vollständig aus dem
Magen-Darmtrakt resorbiert.
- Die Einnahme zu einer Mahlzeit kann die Resorption deutlich
verzögern, wobei das Ausmaß der Verzögerung mit dem
Ballaststoffanteil korreliert. Die Bioverfügbarkeit wird jedoch nicht
vermindert.
- Die Substanz passiert die Plazenta und geht in die Muttermilch über.
- Paracetamol wird u.a. renal eliminiert.
- Bei hoher Dosierung (> 150 mg·kg-1) kommt es zu
irreversiblen Schäden an der Leber
durch Bildung von N-Acetylbenzochinonimin, welches an Proteine
und Enzyme der Hepatozyten
bindet und diese dadurch inaktiviert.
- Verstärkte Methämoglobinbildung bei genetisch bedingtem Mangel an
Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase (Favismus).
Notfallmedizin
Indikation
- Fieberhafte Zustände, v.a. bei Kindern
Anwendung
Intoxikation
Bemerkungen
- Gefährlich ab 150 mg·kg-1
- Lebensgefährlich ab 250 mg·kg-1
- Einige Stunden nach Einnahme:
- Uncharakteristische Beschwerden
- Übelkeit, Erbrechen
- Allgemeines Krankheitsgefühl
- Schwitzen
- Somnolenz
- Folgetag:
Sofortmaßnahmen
- Erbrechen auslösen,
falls Bewusstseinslage dies zulässt und die Einnahme erst kurz zurückliegt
- Gabe von Medizinischer Kohle und
Abführmittel
- Weitere Maßnahmen nach Zustand des Patienten
- Evtl. NOTARZT
Chemie
Strukturformel
C8H9NO2
IUPAC
- N-(4-Hydroxyphenyl)acetamid
- 4'-Hydroxyacetanilid
- p-Acetamidophenol
Eigenschaften
Schmelzpunkt |
169 - 170,5 °C
(andere Quelle) 168 - 172 °C |
Dichte |
1,293 g/cm3 |
log P |
0,917 |
pKS |
(phenolische OH-Gruppe) 9,38
(andere Quelle) 9,0 - 9,5 |
Gehaltsanforderung (Ph.Eur.)
- Paracetamol enthält mindestens 99,0 und höchstens 101,0 %, berechnet auf
die getrocknete Substanz
Sonstige Eigenschaften
Analytik
Identität
Gehalt
- Cerimetrie
- Als Indikator wird Ferroin verwendet
- Vor der eigentlichen Bestimmung wird die Substanz eine Stunde mit Schwefelsäure
unter Rückfluss erhitzt, wobei das Amid
gespalten wird.
- Das so erhaltene 4-Aminophenol wird nun mit Cer(IV)-Lösung zu
4-Chinonimin oxidiert.
- Am Äquivalenzpunkt ist die Lösung grün, da die blaue Farbe des
Indikators von der gelben Eigenfärbung des Produkts überdeckt wird
- 2 Äquivalente
UV-Spektrum
- Absorptionsmaximum in Methanol bei 250 nm (E =
900).
- Absorptionsmaximum in Ethanol bei 250 nm (E = 13800).
- Absorptionsmaximum in NaOH (0,1 mol/l) bei 255 nm (E = 710).
Sicherheit
Gefahrstoffklasse
Xn |
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