Schwangerschaft
Synonyme
- Graviditas [lat.], Gravidität, Pregnancy [engl.]
Übersicht
Physiologische Aspekte
Definition
- Der Begriff Schwangerschaft umfasst den Zustand der Frau von der
Konzeption bis zum Eintritt der Geburt.
Schwangerschaftsdauer
- Eine normale Schwangerschaft dauert:
- Von der Befruchtung der Eizelle (post conceptionem (p.c.),
tatsächliche oder echte Schwangerschaft) bis zum Geburtstermin 263 bis
273 Tage (durchschnittlich 266 Tage = 38 Wochen = 9,5 Lunarmonate à
28 Tage)
- Vom ersten Tag der letzten Regel (post menstruationem (p.m.)) bis zum
Tag der Geburt, etwa 280 Tage (40 Wochen = ca. 10 Lunarmonate).
Entwicklungsperioden des Kindes
vor der Konzeption |
- Entwicklung der männlichen und weiblichen Keimzellen
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- Chromosomenaberrationen, z.B. Trisomie 21
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0. bis 18. Tag |
- Erste Teilung der Zygote
- Entwicklung der Blastula
- Differenzierung in Embryoblast und Trophoblast
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- Keimtod
- Symmetrische und asymmetrische Doppelmissbildungen
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18. Tag bis 8. Woche |
- Bildung der Organe und Organsysteme
- Organdifferenzierung
- Anschluss an den mütterlichen Kreislauf
- Ausdifferenzierung der Plazenta
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- Einzelmissbildungen, z.B. Dysraphien, Herz- und Gefäßanomalien
- Schäden durch Virusinfektionen, z.B. Röteln-Embryopathie
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8. Woche bis Geburt |
- Weiteres Wachstum
- Abschluss der Organdifferenzierung
- Ausreifung
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- Schädigung durch Infektionen, z.B. durch Spirochäten und
Toxoplasmen
- Morbus haemolyticus neonatorum
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Pharmakologische Aspekte
- Das Auftreten unerwünschter
Arzneimittelwirkungen in der Schwangerschaft ist erheblich
problematischer als bei nicht Schwangeren.
- Aus diesem Grund sind bei der Anwendung von Arzneimitteln in der
Schwangerschaft deutlich strengere Indikationsstellungen zu beachten.
- Aufgrund fehlender Erfahrungen mit der Anwendung der meisten Arzneistoffe
in der Schwangerschaft, besitzen die meisten Arzneimittel die
Kontraindikation "Schwangerschaft, Stillzeit".
- Die Hersteller können so rechtliche Konsequenzen beim evtl. Auftreten
von Nebenwirkungen, falls die Arzneimittel doch in der Schwangerschaft
angewendet werden sollten, abmildern.
- Auf der anderen Seite wird die Verantwortung für die u.U. notwendige
Anwendung eines Arzneimittels auf den behandelnden Arzt übertragen.
- Bei einigen Medikamenten sind so schwere Nebenwirkungen, v.a teratoge
Effekte, für das ungeborene Kind zu erwarten, dass sich ihre Anwendung in
der Schwangerschaft jedoch absolut verbietet. Eine Übersicht einiger
problematischer Arzneistoffe zu diesem Thema finden Sie unter
Arzneimittel
während der Schwangerschaft.
Pharmakokinetik während der Schwangerschaft
- Die Resorption aus dem Gastrointestinaltrakt kann aufgrund einer verminderten
gastrointestinalen Motilität verändert werden.
- Aufgrund einer verbesserten Lungenfunktion während der Schwangerschaft, kann
die Aufnahme von inhalativ applizierten Arzneistoffen erhöht sein. Stoffe die
über die Lunge abgeatmet werden, können beschleunigt ausgeschieden werden.
- Eine verbesserte Hautdurchblutung kann die Aufnahme von durch die Haut
aufgenommenen Substanzen erhöhen.
- Während er Schwangerschaft ändert sich das Verteilungsvolumen vieler
Arzneistoffe durch eine Zunahme des Körperwassers (und dementsprechend auch des
Plasmavolumens) sowie der Fettmasse. Die Plasmaproteinbindung kann durch
niedrige Plasmaproteinwerte verringert sein.
- Die Leberfunktion kann während der Schwangerschaft verändert sein, wobei
jedoch keine klare Tendenz hinsichtlich einer beschleunigten oder verlangsamten
Metabolisierung erkennbar ist.
Exkretion
- Die glomeruläre Filtration ist während der Schwangerschaft erhöht.
Bemerkungen
- Die genannten Effekte zeigen bei den allermeisten Arzneistoffen keine
relevanten Effekte, so dass die Dosierung hier nicht geändert werden muss. In
Einzelfällen, z.B. bei Lamotrigin, kann jedoch eine Dosisanpassung erforderlich
werden.
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