N-Acetylcystein

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Erkrankungen der Atemwege mit zähem Sekret
    • Husten, akute und chronische Bronchitis, Laryngitis, Sinusitis, Tracheitis
    • Als Zusatzbehandlung bei Asthma bronchiale und Mukoviszidose einsetzbar.

Arzneimittelinteraktionen

  • β-Lactam-Antibiotika, Tetracyclin-Derivate, Aminoglykoside
    • N-Acetylcystein kann die angegebenen Arzneistoffgruppen inaktivieren, weshalb eine zeitversetzte Applikation mit mindestens 2 h Abstand zueinander anzuraten ist. Die Inaktivierung erfolgt durch kovalente Bindung der SH-Gruppe an reaktive Strukturen der benannten Arzneistoffgruppen.
    • Doxycyclin scheint, trotz seines Status als Tetracyclin-Derivat, nicht betroffen zu sein.
  • Mehrwertige Kationen (z.B. Ca2+, mg2+)
    • Komplexbildung möglich
  • Glyceroltrinitrat
    • Wirkungsverstärkung des Vasodilatators möglich

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Selten

  • Gastrointestinale Störungen, Übelkeit, Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Tinnitus
  • Anaphylaktische Reaktionen

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis 600 mg
Einzeldosis 200 - 600 mg

Dosierungshinweise

Anwendungshinweise

  • Während der Behandlung ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern pro Tag zu achten, da sonst kein messbarer Effekt erwartet werden kann.

Patientenhinweise

Bemerkungen

  • Eine inhalative Anwendung ist ebenfalls möglich.
  • Die Wirkung als Expectorans ist bislang (2010) noch immer nicht eindeutig belegt.

Handelsnamen

  • ACC [...], Acetylcystein [...], Bromuc, Fluimucil, Mucret, NAC [...], Pulmicret, Siran, ...

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Wirkmechanismus

  • N-Acetylcystein, bzw. dessen aktiver Metabolit Cystein, erniedrigen die Viskosität des Bronchialschleims indem sie Disulfidbrücken im Proteinanteil der Schleimmoleküle spalten. Eine erneute Vernetzung der Proteine untereinander wird dadurch verhindert, dass die nun freien SH-Gruppen der Proteine mit SH-Gruppen aus Acetylcystein zu neuen - deutlich kleineren - Disulfiden reagieren.
  • N-Acetylcystein wirkt auch antioxidativ und als Radikalfänger. Das enthaltene Cystein wird im Körper in Glutathion eingebaut, weshalb die Substanz als Antidot bei Intoxikationen mit Paracetamol dient. 

Pharmakokinetik

Eliminationshalbwertszeit (t1/2)

(p.o.) ca. 1 h
(andere Quelle, p.o.) 2 h
(i.v.) 30 - 40 min
(aktiver Metabolit) ca. 6 h

Bioverfügbarkeit (BVabs) 10 %
Clearance (CLtot)  
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) (aktiver Metabolit) 0,7
Plasmaproteinbindung (PB) 20 %
Verteilungsvolumen (Vapp) 0,33 L/kg

Resorption

  • N-Acetylcystein wird nach peroraler Aufnahme rasch und praktisch vollständig resorbiert.

Metabolisierung

  • N-Acetylcystein unterliegt einem starken First-Pass-Effekt. Nur etwa 10 % des Arzneistoffs erreichen unverändert den Kreislauf.
  • Als Metaboliten entstehen vor allem das eigentlich wirksame Cystein, daneben aber auch Diacetylcystein, Cystin und gemischte Disulfide.

Toxikologie

Schwangerschaft

  • Für die Substanz ist kein teratogenes Potential bekannt.

Notfallmedizin

Typ

Indikation

Anwendung

Dosierung

  • 150 mg/kg in 200 ml Glukose 5 % i.v. innerhalb von 15 min.
  • Anschließend weiter bis zu einer Gesamtdosis von 300 mg/kg KG über einen Zeitraum von insgesamt 20 h.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C5H9NO3S

Molekülmasse

  • 163,20

IUPAC

  • (R)-Acetylamido-3-mercaptopropionsäure
  • (2R)-2-Acetylamino-3-sulfanylpropansäure

CAS-Nummer

  • 616-91-1

Eigenschaften

Schmelzpunkt 104 - 110 °C

Sonstige Eigenschaften

  • Weißes, kristallines Pulver oder farblose Kristalle mit unangenehmem, an faule Eier erinnerndem, Geruch.
  • Leicht löslich in Wasser und Ethanol 96 %. Praktisch unlöslich in Dichlormethan.

Analytik

Identität

Gehalt

  • Iodometrie
    • Durch Iod werden die SH-Gruppen oxidiert und es kommt zur Ausbildung von Disulfidbrücken.
    • 1 Äquivalent

IR-Spektrum

     

NMR-Spektrum

  • 400 MHz in D2O

Massenspektrum

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