Methanol
Synonym
Übersicht
Pharmakologie
Pharmakokinetik
- Methanol wird nach peroraler Applikation, aufgrund seiner geringeren
Lipophile als Ethanol, zwar deutlich langsamer als Ethanol, aber dennoch
insgesamt vollständig resorbiert.
- Aufgenommenes Methanol wird durch die Alkoholdehydrogenase (ADH)
relativ rasch zu Formaldehyd umgewandelt. Dieses wird
anschließend mit einer Halbwertszeit des entstandenen Formaldehyd
von unter 1 min durch die Aldehyddehydrogenase zu Ameisensäure
oxidiert. Der Abbau und die Ausscheidung der Ameisensäure
verlaufen nun jedoch sehr langsam, so dass sie bei Aufnahme toxischer
Methanolmengen im Körper
kumuliert.
LD50 (Ratte, oral) |
5.628 mg/kg |
LD50 (Kaninchen, dermal) |
> 15.800 mg/kg |
LC50 (Ratte, inhalativ über 4 h) |
64.000 ppm |
Bemerkungen
- Bei oraler Aufnahme von Methanol ist ab Dosen von etwa
0,1 g/kg mit deutlichen Symptomen einer Intoxikation zu
rechnen. Dosen über 1 g/kg sind lebensgefährlich.
- Die dennoch relativ hohen LD50-Werte für
die angegebenen Nagetiere erklären sich daraus, dass
diese die entstehende Ameisensäure
aufgrund eines größeren Folsäuredepots schneller
abbauen können.
- Dabei ist Methanol selbst eigentlich nur gering giftig.
Seine relativ hohe Toxizität entsteht vielmehr durch die bei
seinem Abbau im Körper entstehenden
Metaboliten, insbesondere der gebildeten Ameisensäure.
- Nach einer häufig symptomlosen Latenzzeit von 6 - 30 h
nach der Methanolaufnahme führt schließlich die gebildete
Ameisensäure zu einer metabolischen Azidose.
- Die Symptome einer Intoxikation mit Methanol lassen sich
in drei Phasen einteilen:
- Direkt nach der peroralen Aufnahme von Methanol
treten ähnliche Symptome wie bei der Einnahme von
Ethanol mit einem vergleichbaren narkotischen Stadium
auf. Die berauschende Wirkung ist jedoch geringer als
bei der Aufnahme der gleichen Menge Ethanol.
- Nach der häufig asymptomatisch verlaufenden
Latenzzeit, kommt es nun als Folge der sich ausbildenden
metabolischen Azidose zu Symptomen wie Kopfschmerzen,
Schwächegefühl, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen sowie
beschleunigter Atmung.
- In der dritten Phase kann durch die nun ausgeprägte
metabolische Azidose schließlich der Tod infolge einer
zentralen Atemlähmung eintreten.
- Charakteristisch für eine Intoxikation mit Methanol
ist eine
Schädigung von Nerven, insbesondere am Auge,
die vor allem auf lokale Wirkungen der gebildeten
Ameisensäure zurückgeführt wird.
- Zunächst - etwa ab dem 3. Tag nach der Aufnahme
des Methanols - treten Sehstörungen wie verschwommenes
Sehen auf, die durch Ödeme der Netzhaut entstehen.
Diese Eintrübung des Visus kann reversibel sein.
-
Später können aufgrund irreversibler Schäden des
Sehnervs Sehstörungen bis zur kompletten Erblindung
auftreten. Das Risiko für irreversible
Sehstörungen scheint besonders hoch, wenn die
Plasmakonzentration der gebildeten Ameisensäure
längere Zeit über 0,3 mg/ml Blut beträgt.
- Ein spezifisches Antidot bei einer Intoxikation mit
Methanol ist nicht vorhanden. Die Therapie konzentriert sich
daher auf folgende Maßnahmen:
- Verringerung der Neuproduktion von Ameisensäure
- Durch Gabe von Ethanol (ca. 0,7 g/kg) wird
Methanol kompetitiv von der Alkoholdehydrogenase
(ADH) verdrängt. So entsteht weniger neues
Formaldehyd und damit weniger Ameisensäure
nach; außerdem ist nun mehr Zeit vorhanden,
aufgenommenes Methanol abzuatmen.
- Alternativ kann die ADH auch durch Applikation
von Fomepizol (4-Methylpyrazol) inhibiert werden.
- Förderung des Ameisensäureabbaus
- Therapie der
metabolischen Azidose
- Als weitere Maßnahme kann eine Hämodialyse durchgeführt
werden.
- Die Therapie muss mindestens bis zum Unterschreiten einer Methanolkonzentration
von 0,2 g/L im Blut fortgesetzt werden.
Vorkommen
- Methanol entsteht regelmäßig als Nebenprodukt bei der
alkoholischen Gärung und reichert sich in Destillaten, z.B.
bei der Herstellung von Spirituosen, an. Daher muss bei der
Destillation die Methanolfraktion abgetrennt werden.
- Zum Erreichen einer möglichst vollständigen
Abtrennung sind große Sorgfalt und Erfahrung sowie die
genaue Einhaltung eines strengen Temperaturregimes
erforderlich. Minderwertige - oder gar selbstgebrannte -
Spirituosen können Methanolkonzentrationen aufweisen,
die zu toxischen Effekten führen können.
Chronische Toxizität
- 20 - 25 ppm Methanol in der Umgebungsluft wurden von
Arbeitern über 2 Jahre lang ohne gesundheitliche
Folgewirkungen toleriert.
- Konzentrationen von mehr als 200 ppm Methanol führen
nach längerer Einatmung zu Kopfschmerzen. Konzentrationen
von 500 - 1100 ppm wurden von freiwilligen Probanden nur 3 -
4 h toleriert.
Intoxikation
Bemerkungen
- Ausführlichere pharmakologische Informationen zur Intoxikation sind im Abschnitt
Toxikologie zu finden.
-
Übelkeit, Erbrechen, gastrointestinale Beschwerden
-
Kopfschmerzen, Schwindel, Schwächegefühl, Verwirrung,
Benommenheit
-
Beschleunigte Atmung
-
Sehstörungen, Erblindung
-
Muskelkrämpfe
-
Bewusstlosigkeit, Koma, Tod durch Atemlähmung
Sofortdiagnostik
Sofortmaßnahmen
- Bei geringen aufgenommenen Mengen und kurz zurückliegender Ingestion
evtl. Gabe von Ethanol
- Schutz vor Unterkühlung und Aspiration
- i.v.-Zugang
- Evtl. Beatmung
- Evtl. Intubation (Notkompetenz)
-
NOTARZT
-
Vorbereitung von Ethanol zur Injektion
Achtung
- Methanol wird peroral, inhalativ und
dermal sehr gut resorbiert!
- Kein spezifisches Antidot verfügbar.
- Ethanol kann aufgrund seiner Konkurrenz um die Alkoholdehydrogenase als
unspezifisches Antidot verwendet werden.
Chemie
Strukturformel
CH4O
IUPAC
Eigenschaften
Schmelzpunkt |
-98,0 °C |
Siedepunkt |
64,7 °C |
Dampfdruck (20 °C)
Dampfdruck (50 °C) |
130,3 hPa
546,6 hPa |
Dichte (20 °C) |
0,791 g/cm3 |
Relative Dichte |
|
Brechungsindex |
|
pKB |
|
log P |
-0,77
(andere Quelle, 19 °C) -0,82 |
Explosionsgrenze |
6,0 - 36,0 % % |
Flammpunkt |
11 °C |
Zündtemperatur |
455 °C |
Löslichkeit (H2O, 20 °C) |
mischbar |
Sättigungskonzentration (20 °C) |
|
Sonstige Eigenschaften
- Klare, farblose Flüssigkeit mit charakteristischem Geruch.
- Mischbar mit Wasser.
Analytik
Identität
- Als Borsäuretrimethylester
Technologie
Verwendung
Bemerkungen
- Methanol wurde früher meist durch Destillation von Holz
hergestellt ("Holzgeist"). Heute wird es vor allem aus Erdgas oder durch Kohlevergasung gewonnen.
- Methanol dient u.a. als Auszugsmittel für Pflanzenextrakte. Die
Konzentration des Auszugsmittels unterliegt in pharmazeutischen Produkten
engen Grenzen, so dass hier keine Gefahr zu erwarten ist.
- In alkoholischen Getränken, insbesondere (minderwertigen) Branntweinen
finden sich z.T. relativ hohe Methanolkonzentrationen, die durchaus toxische
Effekte zeigen können.
E-Nummer
Toxikologische Bewertung
Sicherheit
Gefahrstoffklasse
R- und S-Sätze
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