Dünndarm
Synonym
Übersicht
Medizin
Untersuchungsmethoden
- Funktionsdiagnostik
- Morphologische Diagnostik
- Dünndarmbiopsie ("blind")
- Röntgendiagnostik
- Endoskopie
- Ultrasonographie
- Die Pathophysiologie
des Dünndarms im engeren Sinn befasst sich mit der Fehlresorption und der
Fehlverdauung aus intestinaler Ursache
- Malabsorptionssyndrome (Fehlresorptionssyndrome)
- Dünndarmschleimhautdefekte
- Schädigung der Dünndarmschleimhaut
- Ileus
(Darmverschluss)
- mechanisch oder funktionell
- Infektiöse Darmerkrankungen
Physiologie
Definition
- Der Dünndarm ist ein schlauchförmiges Organ,
das sich an den Magen anschließt und an seinem Ende, der Ileozäkalklappe
in den Dickdarm übergeht.
Anatomie
- Der Dünndarm weist über seine gesamte Länge von ca. 3 - 5 m einen
relativ konstanten Durchmesser von etwa 4 cm auf.
- Anatomisch lässt er sich zunächst grob in zwei große Abschnitte, das
Duodenum und den Gekrösedarm, einteilen. In vielen Büchern findet sich
auch die Einteilung in drei Abschnitte, wobei dann die beiden Abschnitte des
Gekrösedarms bereits von vorneherein als einzelne Abschnitte angesehen
werden:
- Duodenum (Zwölffingerdarm)
- Intestinum mensenteriale (Gekrösedarm)
- Der Gekrösedarm wird durch eine Peritonealfalte, das Mesenterium
(Gekröse), an der hinteren Bauchwand festgehalten. Er gliedert sich
in:
- Jejunum (Leerdarm)
- Das Jejunum weist die typischen Kerckring-Falten (Plicae
circulares) auf, die bereits im unteren Duodenum
beginnen und sich im Ileum wieder verlieren.
- Es ist etwa 1,2 m lang.
- Ileum (Krummdarm)
- Das Ileum ist charakterisiert durch die Peyer-Plaques (Folliculi
lymphatici aggregati).
- Es mündet an der Valva ileocoecalis in den Dickdarm.
- Die Länge des Ileums beträgt beim Erwachsenen etwa 1,8
m.
- Das Besondere der Dünndarmschleimhaut ist die starke
Oberflächenvergrößerung durch Schleimhautfalten, Zotten und Mikrovilli.
- Die Falten sind im Duodenum und Jejunum am häufigsten und höchsten
(bis 8 mm), sie stellen Vorwölbungen der Submukosa dar.
- Auf ihnen befinden sich die etwa 1 mm hohen fingerförmigen Zotten,
deren Epithel vorwiegend aus Enterozyten (Saumzellen) besteht, die
lumenständig Mikrovilli, dicht beieinanderstehende protoplasmatische
Fortsätze, tragen.
- Die lumenbegrenzende Oberfläche wird auf diese Weise 600fach
vergrößert, sie beträgt für den Dünndarm insgesamt 200 m2.
- Außer der Schleimhaut besteht die Dünndarmwand aus einer Ring- und
Längsmuskelschicht sowie der Serosa, dem viszeralen Blatt
des Peritoneums.
- In der Dünndarmwand liegen ferner vegetative Nervengeflechte, der die
Schleimhaut innervierende Plexus submucosus und der die
Muskulatur versorgende Plexus myentericus.
- Ein weiteres wichtiges Charakteristikum des Dünndarms ist seine hohe
Zellteilungsaktivität. Die komplette Dünndarmschleimhaut wird innerhalb
von 4 - 5 Tagen erneuert.
Physiologie
- Im Dünndarm, werden die Verdauungsvorgänge fortgesetzt und die dabei
anfallenden, niedermolekularen Nahrungsbruchstücke größtenteils
resorbiert.
- Der Funktionsträger der Resorptionsprozesse ist die Dünndarmschleimhaut.
Sie sorgt für die Aufnahme der Nahrungsbruchstücke durch v.a.:
- Die Resorptionsorte verschiedener Substanzen können auf einen kleinen
Bereich im Dünndarm begrenzt sein, aber auch über seine gesamte Länge
verteilt liegen.
- Bei der Dünndarmmotorik unterscheidet man Mischbewegungen und propulsive
peristaltische Wellen.
- Während die Mischbewegungen eine intensive Durchmischung des Chymus mit
dem Pankreassaft, der Galle und den Sekreten der Darmdrüsen bewirken, wird
durch die propulsive Peristaltik der Speisebrei weitertransportiert.
- Die Bewegungen werden durch eine Dehnung der Darmwand ausgelöst und
unterliegen der nervalen Kontrolle durch den Plexus myentericus.
- Die Zottenbewegungen werden durch den Plexus submucosus stimuliert.
- Außerdem wird die Zottenbewegung durch die Einwirkung eines Peptids
verstärkt, das bei Kontakt des sauren Chymus mit der Duodenalschleimhaut
gebildet wird.
- Neben dem (relativ geringen) Einfluss von Parasympathikus
und Sympathikus unterliegen die
motorischen und sekretorischen Funktionen des GIT der Kontrolle des
enterischen Nervensystems, das weitgehend unabhängig die gastrointestinale
Aktivität steuert.
- Die Aktivierung erfolgt durch Dehnungsrezeptoren, die über in der
Darmwand lokalisierte Synapsen lokale Reflexe auslösen.
Darmsaft
- Pro Tag werden etwa 2,5 l Darmsaft gebildet, dessen Absonderung unter der
Einwirkung mechanischer und chemischer Reize erfolgt.
- Die sogenannten Lieberkühnschen Dünndarmdrüsen, die einen
tubulären Aufbau besitzen, sezernieren eine blutisotone Flüssigkeit, die
fast keine Enzyme
enthält. Durch Abschilferung von Mukosazellen können jedoch sekundär Enzyme,
die im Bürstensaum dieser Zellen lokalisiert sind, ins Darmlumen gelangen.
- Die Brunnerschen Duodenaldrüsen (Glandulae duodenales Brunneri)
produzieren ein hoch-viskoses, schleimhaltiges Sekret, das aufgrund seiner
hohen Konzentration an HCO3- einen pH-Wert von 8 - 9
aufweist. Sie befinden sich in oberen Abschnitten des Duodenums und sind
alveolotubulär aufgebaut.
- Die Sekretionsleistung der Duodenaldrüsen kann durch Gastrine,
Sekretin und Cholecystokinin
beeinflusst werden.
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